Becker: "Wir freuen uns auf Nürnberg"

Glaubt fest an eine erfolgreiche Spielzeit des KSC: Edmund Becker

Nürnberg - Neun Jahre hat der Karlsruher SC in der zweiten Liga und gar in der Regionalliga seine Runden drehen müssen, ehe die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus gelang. Kein Wunder also, dass sich die Badener auf ihren ersten Auftritt nach so langer Zeit in der Bundesliga am Sonntag (12.08.07, 17.00 Uhr) beim 1. FC Nürnberg freuen. "Wir haben uns in den vergangenen Wochen gut vorbereitet und denken, dass wir gut gerüstet sind", informierte KSC-Trainer Edmund Becker im Interview mit fcn.de.

Beckers Geschichte beim KSC begann bereits vor 30 Jahren. Zwischen 1977 und 1986 war der heute 51-Jährige als Spieler 94-mal in der ersten und 63-mal in der zweiten Liga für Karlsruhe aktiv. Ab 1990 schlüpfte Becker dann in die Rolle des Co- bzw. Nachwuchstrainers, ehe er im Januar 2005 den Posten des Cheftrainers der 1. Mannschaft übernahm. Die kontinuierliche Weiterentwickung des Teams unter seiner Regie gipfelte in der vergangenen Saison im souveränen Gewinn der Zweitliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Eliteklasse. Becker: "Zweifelsohne der Höhepunkt meiner bisherigen Laufbahn."


fcn.de: Herr Becker, Sie feiern am kommenden Sonntag in Nürnberg als Trainer Ihr Bundesliga-Debüt. Freuen Sie sich aufs easyCredit-Stadion?

Edmund Becker: Wir freuen uns auf Nürnberg und darauf, dass es am Sonntag losgeht. Wir haben uns in den vergangenen Wochen gut vorbereitet und denken, dass wir gut gerüstet sind.

Sie waren als Spieler 94-mal für den KSC im Oberhaus aktiv - das letzte Mal vor 22 Jahren. Hätten Sie damals damit gerechnet, eines Tages als Trainer in die erste Liga zurückzukehren?

Becker: Nein, das war damals natürlich nicht abzusehen. Für mich wird die Bundesliga - jetzt als Trainer - aber zweifelsohne der Höhepunkt meiner bisherigen Laufbahn.

Sie sind beim Karlsruher SC schon seit 30 Jahren in verschiedenen Funktionen tätig. Nach Ihrer Aktiven-Laufbahn waren Sie von 1990 bis 2005 Amateur- und Assistenztrainer. Am 13. Januar 2005 übernahmen Sie dann den Profikader. Wie kommt es, dass Sie dem Verein schon so lange die Treue halten?

Becker: Ich hatte keine Alternativen. Nein, Spaß beiseite - der Verein ist mir im Laufe der Jahre immer mehr ans Herz gewachsen und ich hatte und habe Aufgaben im Verein, die mir immer Spaß gemacht haben und mich ausgefüllt haben. Das ist die Grundlage, um so lange in einem Verein zu arbeiten.

Zuletzt ist der KSC 1986/87 unter Winfried Schäfer in die erste Liga aufgestiegen. Wenn Sie die heutige Situation mit der von damals vergleichen: Ist der Geist in und um den Verein ähnlich wie vor 20 Jahren?

Becker: Der Geist ist mit damals zu vergleichen. Was in meinen Augen aber anders ist, ist die größere Euphorie rund um den KSC, die wir hier derzeit in Karlsruhe erleben.

Sie haben im Sommer nur einen Stammspieler verloren - dafür aber mit Top-Scorer Giovanni Federico, der zu Borussia Dortmund wechselte, einen besonders wichtigen. Timm, Hajnal und Iashvili sind neu hinzugekommen. Insgesamt umfasst ihr Kader 21 Akteure. Reicht das für die Bundesliga?

Becker: Ich bin überzeugt davon, dass es reicht. Unsere Neuzugänge, und zwar nicht nur die drei von Ihnen angesprochenen, werden die Lücke schließen, die Giovanni hinterlassen hat. Wir haben Akteure geholt, die flexibel sind und auf mehreren Positionen spielen können. Dazu haben wir, falls wir wirklich in größere Personalnöte kämen, eine gute Regionalligamannschaft und guten Nachwuchs im KSC-Talentteam.

In der Presse war zu lesen, dass Sie daran interessiert gewesen seien, Ihren Neffen, den ehemaligen Club-Stürmer Markus Schroth, zu verpflichten, der jedoch zu 1860 München wechselte. Nur ein Gerücht - oder stimmte die Information?

Becker: Die Information ist so korrekt. Wir hätten Markus gerne bei uns gehabt. Er hat sich aber letztlich anders entschieden.

Die Vorbereitung lief für Ihre Elf zunächst nach Maß. In vier Testspielen gegen unterklassige Teams gab's vier Siege ohne Gegentor. Danach verlor der KSC im Ligapokal gegen Schalke 04 und setzte sich zuletzt im DFB-Pokal mühevoll beim Oberligisten Neustrelitz durch. Wo steht Ihre Mannschaft vor dem Bundesliga-Auftakt?

Becker: Unmittelbar vor dem Rundenauftakt weiß man nie so genau, wo man steht. Die Vorbereitungsspiele und die Bundesliga selbst sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Aber ich denke, dass wir sehr gut vorbereitet in die Saison gehen und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Spielzeit geschaffen haben.

Der Etat des KSC ist mit 13 Millionen Euro sehr gering bemessen. Ist damit ein Platz in der unteren Tabellenregion bereits programmiert? Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison?

Becker: Wir wollen auch in der darauffolgenden Saison noch in der Bundesliga spielen. Ein niedriger Etat ist nicht zwingend gleichbedeutend mit geringer Leistung. Das haben wir in der vergangenen Saison in der zweiten Liga unter Beweis gestellt und wollen dies in diesem Jahr wieder tun.

Dem 1. FC Nürnberg ist es gelungen, den Nimbus der Fahrstuhlmannschaft abzulegen und sich in der Bundesliga sowohl sportlich als auch finanziell zu etablieren - zumindest vorerst. Kann das ein Vorbild für den KSC sein?

Becker: Auf jeden Fall. Der Club hat insbesondere durch meinen Kollegen Hans Meyer und durch Martin Bader Stabilität in den Verein bekommen. Die permanente Verbesserung der sportlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen, wie sie in Nürnberg vorgelebt und umgesetzt wird, steht auch bei uns ganz oben auf dem Zettel. Der 1. FC Nürnberg ist da auf einem sehr guten Weg.

Bei aufstrebenden Mannschaften heißt es, dass die Saison nach einem erfolgreichen Jahr besonders schwierig sei. Was trauen Sie dem Pokalsieger aus Nürnberg in der neuen Spielzeit zu?

Becker: Aus meiner Sicht heraus wird der Club eine ähnlich gute Rolle wie in der Vorsaison spielen. Sie haben wieder eine sehr gute Mannschaft zusammen.

Was für eine Partie erwarten Sie am Sonntag im easyCredit-Stadion?

Becker: Ich wünsche mir eine interessante Partie in einem tollen und wie ich gehört habe wohl ausverkauften Stadion - für uns und für die Fans. Nürnberg geht als Favorit in die Partie - unser Ziel ist es, nicht ohne Punkte die Heimreise anzutreten.

Vielen Dank, Herr Becker, für das Gespräch.

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