Trainingslager statt Pokalempfang

Damals: Gustav Flachenecker im weinroten Club-Trikot

Nürnberg - Gustav Flachenecker (66) spielte von 1959 bis 1966 in 225 Spielen für den 1. FC Nürnberg, erzielte dabei 47 Tore. "Gustl" holte mit dem Club 1961 die Deutsche Meisterschaft in die Noris und 1962 den DFB-Pokal. 1967 beendete er nach einigen Monaten bei der SpVgg Fürth seine aktive Laufbahn.

Später trainierte Flachenecker unter anderem den 1. SC Feucht und den TSV Südwest. Bis heute betreibt er außerdem eine Toto-Lotto Annahmestelle an der Rothenburger Straße. Im Interview berichtet Flachenecker unter anderem von seiner blütenweißen Weste als Torwart.


Herr Flachenecker, 1962 holten Sie mit dem Club den DFB-Pokal nach Nürnberg. Auf was könnten sich unsere Jungs einstellen, was war damals in der Stadt los?

Gustav Flachenecker: Bei uns war leider überhaupt nichts los! Wir mussten nach dem Spiel gleich wieder ins Trainingslager fahren. Da war nix mit Feiern. Die Verantwortlichen wussten schon, warum. Die hatten uns ja nach dem Meistertitel feiern sehen... Damals war das DFB-Pokal-Finale nämlich noch zum Anfang der Saison, wir hatten also gleich danach wieder ein reguläres Saisonspiel. Das haben wir dann gegen Hessen Kassel 9:0 gewonnen, das Trainingslager hatte sich also gelohnt.

Im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den SV Saar Saarbrücken standen Sie am Ende im Tor - was war da denn passiert?

Flachenecker: Unser Torwart Roland Wabra hat den gegnerischen Stürmer im Strafraum angerempelt, daraufhin bekam er vom Schiedsrichter die Rote Karte. Damals gab es ja noch keine Möglichkeit, einen Spieler auszuwechseln. Das wurde erst zur Saison 1967 eingeführt. Also musste ein Feldspieler ins Tor. Im Training stand ich ab und zu zum Spaß im Tor, also habe ich nicht lange überlegt. Noch zehn Minuten musste ich den Kasten sauber halten. Am Ende gewannen wir 3:0. Meine Karriere als Torwart war also äußerst erfolgreich, ich habe nie ein Tor reinbekommen.

Am Samstag steht der 1. FC Nürnberg seit langer Zeit wieder in einem DFB-Pokal Endspiel. Was raten Sie den Jungs?

Flachenecker: Sie sollen mehr Tore machen als der Gegner ... Aber das wird nicht leicht. Wir haben wirkliche eine tolle Mannschaft, vielleicht gelingt uns in Berlin die Überraschung, von der wir alle träumen.

Im Europapokal der Landesmeister gegen Benfica Lissabon haben Sie 1961 das Spiel Ihres Lebens gemacht...

Flachenecker: Ich habe zweimal auf hart gefrorenem Boden abgezogen und die Tore gemacht, der Torwart hatte keine Chance. Aber schöner war eigentlich meine Vorlage zum dritten Treffer. 3:1 haben wir Lissabon dann besiegt, und Benfica hatte schon eine tolle Mannschaft, Eusebio spielte dort. Nach der Niederlage bei uns pafften die Lissaboner Spieler erstmal dicke Zigarren auf dem Empfang. Die waren sich ihrer Sache sehr sicher für das Rückspiel - das gewannen sie dann leider auch und holten am Ende den Pokal!

Verraten Sie uns ein Geheimnis: Warum haben sich so viele ehemalige Club-Spieler - unter anderem Nandl Wenauer, Steff Reisch, Horst Leupold, Max Morlock, Helmut Herbolsheimer - mit einem Lotto-Geschäft selbstständig gemacht?

Flachenecker: Da ist der Max Morlock mehr oder weniger dran Schuld. Der hatte als erster einen Lotto-Laden mit Sportgeschäft. Und der hat uns geraten, wir sollten uns auch überlegen, einen Laden aufzumachen, damit wir nach der Fußballkarriere weiterarbeiten können. Wir hatten damals ja fast alle handwerkliche Berufe, waren allerdings fast zehn Jahre raus aus dem Beruf, da brauchte man dann nicht wieder anfangen.

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