Saisonrückblick, Teil I

Feierte ein bewegendes Comeback: Fan-Liebling Marek Mintal

Am 10. Juli 2006 nahmen die Schützlinge von Hans Meyer den Trainingsbetrieb auf. Zum zweiten Mal. Denn der Club-Trainer hatte den 1.FCN-Profis eine freie Woche gegönnt, bevor sie sich endgültig auf die erste Saison nach der Weltmeisterschaft im eigenen Land vorbereiteten. Doch schon in der ersten Übungseinheit der Schock: Joshua Kennedy, gerade erst verpflichteter WM-Teilnehmer Australiens zog sich einen Achillessehnen-Abriss zu. Wenige Tage später wurde er erfolgreich operiert.

Im Trainingslager in Kaprun holte sich der restliche Kader anschließend den Feinschliff. Auch Manager Martin Bader blieb nicht untätig. Im Juli gelangen ihm die vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Ivan Saenko und Marek Mintal sowie die Transfers der beiden Nachwuchshoffnungen Ralf Schmidt und Petar Jelic. Zudem kam der Holländer Gerald Sibon aus Eindhoven. Am 24. Juli stand nach dem Abgang von Mario Cantaluppi auch der neue Club-Kapitän fest: Raphael Schäfer. Der Torhüter erhielt von seinen Kollegen die meisten Stimmen.

3:0 bei der Generalprobe und zum Saisonstart

Bis dahin hatte der 1. FC Nürnberg bereits ein halbes Dutzend ernsthafte Testspiele bestritten. Das folgende gewann besondere Bedeutung: beim 0:2 in Unterhaching feierte Marek Mintal ein bewegendes Comeback. Erstmals nach 185 Tagen durfte Mintal wieder unter Wettkampfbedingungen dem Ball hinterherjagen. Nicht nur der Slowake machte Fortschritte. Bei der stimmungsvollen Saisoneröffnungsfeier im easyCredit-Stadion gelangen ihm und seinen Teamkollegen ein auch in dieser Höhe ebenso überraschendes wie erfreuliches 3:0 über den zweimaligen Europapokalsieger PSV Eindhoven. Die Saison konnte losgehen! Hans Meyer, der bei der Wahl zum "Trainer des Jahres" einen tollen vierten Platz belegte, war sehr zufrieden: "Ich habe schon das Gefühl, dass die Mannschaft vom Miteinander ganz gut drauf ist."

Riesen Jubel beim 3:0-Auftaktsieg gegen den VfB Stuttgart

Der Eindruck täuschte nicht. Die Cluberer erwischten am Samstag, 12. August, einen Traumstart! Vor 39.000 Zuschauern im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion gewann der 1. FCN gegen den an diesem Tag schwachen VfB klar und verdient mit 3:0 (2:0). Matchwinner war Ivica Banovic, der die Treffer der Stürmer Robert Vittek (37.), Markus Schroth (45.) und Ivan Saenko (78.) allesamt vorbereitet hatte. "Wir haben glänzend kombiniert und unsere Chancen hervorragend genutzt", so der Kommentar des Kroaten. "In der Offensive hat einfach alles gepasst." Es war der höchste Auftaktsieg der Club-Historie, der gleich Rang eins in der Tabelle bedeutete. Martin Bader trat auf die Euphoriebremse: "Faktisch gesehen fehlen uns noch 37 Punkte bis zum Klassenerhalt."

Vittek schwer verletzt

Gegen Borussia Mönchengladbach sollte gleich nachgelegt werden. Die Premiere vor 46.780 Zuschauern im eigenen, ausverkauften Stadion an einem Freitagabend unter Flutlicht - optimale Vorraussetzungen. Es half! Dank Markus Schroths frühem Kopfballtor (5.) gewann der 1. FCN etwas glücklich, aber verdient mit 1:0 (1:0). Zusätzliche Begeisterung rief die Einwechslung Mintals hervor, der nach 203 Tagen wieder ins Aufgebot zurückgekehrt war. Sein Landsmann Robert Vittek war dagegen im Testspiel gegen Malta mit einer schweren Außenbanddehnung am linken Knie für sechs Wochen ausgeschieden - ein schwerer Schlag für die Franken. Immerhin: Dominik Reinhardt feierte sein Debüt in der U21-Nationalmannschaft. Und der Club legte seinen besten Bundesliga-Start aller Zeiten hin. "Sechs Punkte, kein Gegentor - wer soll uns noch stoppen?", fragte Hans Meyer voller Ironie.

Auch die Größten verfehlen das leere Tor: Bayerns Roy Makaay

Wenn, dann eigentlich nur der FC Bayern München, der als nächstes auf dem Speiseplan stand. Doch auch in der mit 69.000 Fans ausverkauften Allianz-Arena blieben Meyers Jungs ohne Niederlage und Gegentor. Dank Raphael Schäfer. Der Keeper wehrte reihenweise Bayerns Versuche ab und war nur gegen Roy Makaay machtlos. Allerdings schaffte es der Niederländer nicht, den Ball aus wenigen Metern ins leere Tor zu schieben (48.) - das Endresultat daher 0:0. Der Club, bei dem Javier Pinola nach seiner Nierenquetschung erstmals von Anfang an mitgewirkt hatte, behauptete die Tabellenführung.

Sieg in Cottbus aus der Hand gegeben

Erst nach dem 1:1 (1:1) im Heimspiel gegen den VfL Bochum vor 40.240 Zuschauern musste sich der Club mit Rang zwei begnügen. In einer temporeichen ersten Halbzeit kassierte Schäfer nach dem Treffer von Theofanis Gekas (10.) sein erstes Gegentor. Mit einem herrlichen Linksschuss aus 25 Metern glich Jan Polak aber nach einer halben Stunde aus. Dass es in einer fairen Begegnung nicht zu mehr reichte, stattdessen ein leistungsgerechtes Unentschieden heraussprang, lag vor allem daran, dass den angeschlagenen Schroth und Saenko die Frische und Vittek verletzt fehlte. Erfreulich: Mintal stand erstmals nach knapp neun Monaten wieder in der Nürnberger Anfangsformation. Bei der Nationalmannschaft hatte er zuvor mit zwei Toren und drei Vorlagen kräftig Selbstvertrauen getankt.

Schmerzhaftes Ende für Glauber (rechts) und Co. in Cottbus

Als nächstes ging's zum Aufsteiger und Überraschungsvierten Cottbus. Im Stadion der Freundschaft entwickelte sich vor 16.900 Besuchern eine einseitige Partie, in der Joe Mnari die Gäste mit einem ähnlichen Treffer wie Polak gegen Bochum in Führung schoss (10.). Der wieder genesene Vittek stand in der Startformation und vergab ebenso wie seine Kollegen mehrere Tormöglichkeiten. Am Ende der späte Schock: Steffen Baumgart glich zum 1:1 aus (83.). Javier Pinola fasste enttäuscht das Spielgeschehen zusammen: "Wir bestimmen hier 83 Minuten das Spiel, haben eine Chance nach der anderen und fahren mit nur einem Punkt nach Hause. Das ist einfach zu wenig." Immerhin blieb der Club in den ungewohnten blauen Trikots außer Frankfurt und Berlin das einzig ungeschlagene Team der Liga. Im DFB-Pokal hatte die Meyer-Truppe zwischenzeitlich die erste Hürde übersprungen; beim Oberligisten BV Cloppenburg erzielte Ivica Banovic den goldenen Treffer zum mühsamen 1:0-Sieg. Am 16. September stand dann auch der nächste Gegner fest: der SC Paderborn.

Saisonrückblick, Teil III
Saisonrückblick, Teil II

Die Bilder der Hinrunde 2006/07
Zahlen & Fakten zur Hinrunde
Cluberer der Hinrunde: Raphael Schäfer

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