Nürnberg - Am Donnerstag (20.09.07) kehrt der 1.FCN zurück nach Europa oder Europa kommt endlich wieder zum Club - ganz wie man will. Nach 19 Jahren getrennter Wege nimmt der neunmalige Deutscher Meister wieder am Europapokal teil und will im UEFA-Cup-Hinrundenspiel gegen Rapid Bukarest ein neues, erfolgreiches Kapitel in der Vereinsgeschichte aufschlagen. Bevor es am Donnerstag, 20.45 Uhr, im easyCredit-Stadion aber so weit ist, blickt fcn.de noch einmal zurück auf tolle Highlights, aber auch bittere Tiefschläge für die Nürnberger Kicker auf der europäischen Fußball-Bühne.
In der Saison 1961/62 wagte sich der Club zum ersten Mal ins internationale Licht. Seine Vorgänger als Deutscher Meister hatten im Pokal der Landesmeister die Latte hoch gelegt: Die Frankfurter Eintracht erreichte 1960 als erster deutscher Verein ein Europapokal-Finale (3:7 gegen das große Real Madrid), der Hamburger SV drang 1961 immerhin bis ins Halbfinale vor, wo er erst im Entscheidungsspiel am FC Barcelona scheiterte. Nun also der Club.
Der Coup gegen Benfica im Hinspiel...
Und nachdem die junge Elf von Trainer Herbert Widmayer gegen Drumcondra Dublin (5:0, 4:1) und Fenerbahce Istanbul (2:1, 1:0) souverän durch die ersten beiden Runden marschiert war, wartete im Viertelfinale ein ganz dicker Brocken: Benfica Lissabon.
Im bereits Wochen vor dem Spiel ausverkauften Städtischen Stadion schien schon nach zehn Minuten alles verloren: Cavem hatte Roland Wabra überwunden und aus acht Metern zum 1:0 für den Titelverteidiger getroffen. Doch dann rappelte sich der Club auf schneebedecktem Rasen zu einer seiner stärksten internationalen Leistungen überhaupt auf, Gustl Flachenecker spielte so etwas wie das Spiel seines Lebens. Zwei Tore erzielte der Rechtsaußen selbst, das dritte durch Strehl bereitet er mustergültig vor. Der Club gewann mit 3:1, die Spieler freuten sich über die Siegprämie von 50,- DM und träumten vom Einzug ins Halbfinale.
...und dann die herbe Schlappe
Im Estadio da Luz, dem "Stadion des Lichts", gingen am 22. Februar 1962 die Club-Lichter aus. Ohne den verletzten Wabra im Tor setzte es vor 70.000 Zuschauern gegen den Titelverteidiger ein derbes 0:6. Vor allem gegen den "schwarzen Panther", Benfica-Star Eusebio, fanden Strehl und Co. kein Mittel. "Er spazierte durch unsere Reihen, als ob wir Luft für ihn seien", erzählte der Nürnberger Mittelstürmer später. Schwacher Trost für den Club: Eusebio spielte auch im Finale mit seinen Gegnern Katz und Maus, Benfica gewann gegen Real Madirid mit 5:3. Und Heinz Strehl durfte sich dank seiner acht Treffer Torschützenkönig dieser Europapokal-Saison nennen.
Dem Finale noch nie so nah
Bereits in der darauf folgenden Saison, 1962/63, betrat der Club erneut die internationalen Bretter - dieses Mal im Wettbewerb der Pokalsieger. Nach Erfolgen über AS St. Etienne (0:0, 3:0) und BK 1909 Odense (1:0, 6:0) standen die Nürnberger im Halbfinale, wo sie auf den spanischen Cupwinner Atletico Madrid trafen. Das "Städtische" war wieder einmal bis auf den letzten Platz gefüllt, als beide Teams am 10. April 1963 aufs Feld liefen. Und wieder geriet der Club mit 0:1 ins Hintertreffen, um sich dann wie gegen Benfica zu einer grandiosen Leistung aufzuschwingen. Angetrieben vom unermüdlichen Max Morlock, der wenige Wochen zuvor noch seinen "Rücktritt vom Rücktritt" erklärt hatte, schaffte der Club dank zweier Treffer von Tasso Wild (31., 71.) die Wende und am Ende ein 2:1.
Höchst unglücklich geschlagen geben musste sich der Club dann im Rückspiel. 0:2 hieß es am Ende vor 115.000 fanatischen Zuschauern im Bernabeu-Stadion aus Sicht des 1.FCN. "Der Club war einem Europacup-Endspiel nie zuvor so nahe", klagte Herbert Widmayer.