Die kuriose Story des Zvjezdan M.

Zvjezdan Misimovic: "Schön, wenn die Fans einen mögen"

Nürnberg - Für die Club-Fans ist er schon jetzt ein Held. Ohne ein einziges Pflichtspiel im Nürnberger Dress bestritten zu haben, bekundet die Anhängerschaft des 1.FCN für den neuen Spielmacher, "Zwetschge" Misimovic, am meisten Sympathie, wie jüngst unsere Umfrage ergab. Auch Hans Meyer weiß die Qualitäten des Ex-Bochumers zu schätzen: "Zvjezdan ist ein Spieler, der die Kreativität in unserem Mittelfeld wieder ein Stück anheben kann."

Grund genug für fcn.de, beim Neuen einmal genauer nachzuhaken. Im Interview spricht der Freistoßspezialist über seine künftige Rolle beim Club und gibt eine Geschichte zum Besten, die bereits vor gut einer Woche beim Mannschaftsabend für große Heiterkeit bei den neuen Kollegen gesorgt hatte.


fcn.de: Zwetschge, bevor du dich entschieden hast, zum Club zu wechseln, hattest du sicherlich auch Angebote von anderen Vereinen. Was hat den Ausschlag für den Wechsel nach Nürnberg gegeben?

Zvjezdan Misimovic: Im Vorfeld der Vertragsverhandlungen hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit Martin Bader und Hans Meyer. Das interessante Konzept und die Perspektive in einer jungen Mannschaft zu spielen, haben mich überzeugt. Zudem hat mir die Art, wie hier in der vergangenen Saison Fußball gespielt wurde, imponiert.

Kurioserweise kennt das fcn.de-Team dich und auch Peer Kluge ja schon aus dem Gegner-Interview der vergangenen Saison. Damals hast du Sympathie für Ivan Saenko bekundet, den du beim Club ja demnächst bedienen sollst. Wie läuft denn das Zusammenspiel und die Integration mit ihm und den anderen Kollegen?

Misimovic: In den bisherigen Vorbereitungsspielen funktioniert das Zusammenspiel mit Ivan Saenko gut und es wird von Tag zu Tag besser. Auch die Integration in die Mannschaft hat super geklappt. Daran erkennt man einfach, dass es im Team stimmt! 

Was rechnest du dir mit dem Club für die neue Saison aus? Hans Meyer warnt davor, nach der Teilnahme am UEFA Cup die Bundesliga zu vernachlässigen. Du weißt ja aus Erfahrung, was er damit meint...

Misimovic: (lacht) Die Bundesliga ist und bleibt das Wichtigste! Darauf müssen wir uns am meisten konzentrieren. DFB- und UEFA-Pokal sind Zubrot.

Du hast eine tolle Technik und zeigst sehr gute Dribblings. In Bochum sagt man dir aber nach, dass du spritziger und antrittsschneller sein könntest. Wie stehst du dazu?

Misimovic: Ich glaube, dass man nicht vorhandene Grundschnelligkeit mit Schnelligkeit im Kopf wettmachen kann. Und man muss seine Stärken kennen, um Schwächen kaschieren zu können.

Dein Trainer hält viel von dir. Hat er dir schon gesagt, wo er dich einplant? Als "echten Zehner"?

Misimovic: Das kommt darauf an, welches System wir spielen. Sicher habe ich die Fähigkeiten eines "echten Zehners", dort sehe ich mich auch. Ich kann jedoch auch halb rechts oder halb links zum Einsatz kommen. Letztendlich entscheidet das der Trainer. 

Wie der Trainer schenken dir auch die Fans das Vertrauen. In unserer Umfrage kam heraus, dass sich die überwiegende Mehrheit besonders auf dich freut. Gibt das auch noch mal einen Schub?

Misimovic: Es ist natürlich schön, wenn die Fans einen mögen und sich freuen, dass man die Mannschaft verstärkt. Ich möchte die Anerkennung auf jeden Fall durch gute Leistungen auf dem Platz zurückgeben.

Vorgenommen hast du dir in der letzten Saison, mehr Tore zu schießen - was dir auch gelungen ist. Sieben Tore und elf Vorlagen sind für einen Mittelfeldspieler eine tolle Quote. Ist das in Nürnberg sogar noch zu toppen?

Misimovic: Das ist schwer vorherzusagen. Aber grundsätzlich nehme ich mir immer vor, die neue Saison nicht schlechter als die vergangene abzuschließen. Ich hoffe, dass mir das gelingt.

Du bist Kapitän der bosnischen Nationalmannschaft und jetzt beim DFB-Pokalsieger und UEFA-Cup-Teilnehmer. Was willst du in deiner Karriere noch erreichen?

Misimovic: Ich will in meiner Karriere so viele Titel wie möglich sammeln, am liebsten natürlich beim Club... Allerdings darf man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten. Unser Ziel ist es jedoch, dass wir uns im oberen Tabellenbereich etablieren.

Beim Mannschaftsabend musstest du zum Einstand eine lustige Geschichte erzählen. Worum ging es denn da, wenn man fragen darf?

Misimovic: (lacht) Ich habe der Mannschaft von meinen chaotischen Erlebnissen beim Champions-League-Finale 1999 zwischen Bayern München und Manchester United berichtet. An diesem Abend ging bei mir einfach alles schief! Damals spielte ich in der A-Jugend von Bayern München. Wir waren zum Spiel in Barcelona eingeladen. Dummerweise hatte ich kurz vor dem Spiel meine Eintrittskarte verloren. Also verfolgte ich in einem 30.000-Mann-Pulk, umgeben von ManU-Fans das Spiel allein auf einer riesigen Leinwand, die vor dem Stadion aufgebaut war. Irgendwann kam es zu Tumulten und ich wurde samt Fanmasse von der Polizei verfolgt und sogar vom Schlagstock eines Polizisten an Rücken und Po getroffen. Glücklicherweise gelang mir die Flucht in ein nahegelegenes Pub, wo ich mich versteckte. Nach dem Spiel machte ich mich auf die Suche nach dem Bus, wo der Treff mit den anderen Team-Kollegen verabredet war. Leider ging auch das schief, denn ich sah mich bei "5.000" Bussen nicht in der Lage den richtigen zu finden. Ich saß nach längerer, vergeblicher Suche im falschen! Also machte ich mich wiederum allein auf den Weg zum Flughafen von Barcelona. Bis dahin war mir nicht klar, dass es zwei Flughäfen in dieser Stadt gibt. Passend zum Abend hatte ich mich leider zum falschen begeben. Am Ende ging aber doch noch alles glücklich aus. Nachdem ich wieder telefonischen Kontakt zu den Mannschafts-Kollegen aufnehmen konnte, fand ich noch pünktlich den richtigen Flughafen und trat die Heimreise an.

Wenn der Club dann irgendwann in Barcelona antritt, bist du ja bestens präpariert. "Zwetschge", vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast!

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