"Man hat Nürnberg schätzen gelernt"

Per Mertesacker: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Nürnberg - Für Per Mertesacker ist es kein Wunder, dass der Club an die Pforten des europäischen Wettbewerbs klopft und um Einlass buhlt. "Ich habe Nürnberg über die gesamte Saison verfolgt. Die Cluberer zeigen konstant gute Leistung. Das macht Mannschaften aus, die oben dabei sind", so der 22-jährige Abwehrchef von Werder Bremen im Interview mit fcn.de.

Am Ostersonntag (08.04.07, 17.00 Uhr) wollen die Franken an der Weser noch mehr Werbung in eigener Sache machen und beim Meisterschaftsaspiranten punkten. Mertesacker erwartet, dass es für seine Mannschaft ein "schweres Spiel" wird. Im Gespräch äußert sich der blonde Schlaks außerdem über den Titelkampf, die Aussichten im UEFA Cup und seine eigene Entwicklung in Bremen.


fcn.de: Herr Mertesacker, beim 0:0 von Werder am vergangenen Samstag in Cottbus sah es zeitweise so aus, als würde auf dem Rasen Handball und nicht Fußball gespielt. War die Verlockung groß, den Ball einfach aufzuheben und ins Tor zu tragen?

Per Mertesacker: Naja (lacht), wir haben einiges versucht. Es war sehr schwierig durch die gestaffelte Defensive der Cottbuser durchzukommen. Trotzdem hatten wir einige gute Torraumszenen und mehrere Standardsituationen, aus denen wir mehr hätten machen müssen.

Zuletzt wurde häufiger kritisiert, dass Bremen in der Rückrunde seine Spielfreude eingebüßt hätte. Lag es am fehlenden Esprit, dass Ihrer Mannschaft in Cottbus trotz 95 Prozent Ballbesitz kein Tor gelungen ist?

Mertesacker: Das kann man so nicht sagen. Wir fühlen uns gut. Die Ballsicherheit, die uns in der Hinrunde so stark gemacht hat, war in Cottbus wieder da. Wir waren spielerisch überlegen und haben hinten praktisch nichts zugelassen. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.

Pech war, wie bei Ihrem Kopfball, auch mit dabei. Wäre der Ball ins Tor und nicht an die Latte gegangen, hätte Werder wahrscheinlich gewonnen und zum ersten Mal seit neun Spieltagen die Tabellenführung übernommen. Beschäftigt Sie dieser Gedanke?

Mertesacker: Nein, überhaupt nicht. Natürlich wollten wir zurück an die Tabellenspitze und waren enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Aber so ein Spiel wie in Cottbus muss man eben über Standardsituationen entscheiden, was uns leider nicht gelungen ist. Wir sind im Meisterschaftskampf aber trotzdem weiterhin gut dabei.

Wie hoch sehen Sie die Chance, dass Werder sich den Titel holt?

Mertesacker: In Chancen möchte ich das gar nicht ausdrücken. Wichtig ist nur, dass wir dranbleiben. Es bleibt bis zum Schluss spannend. Die Meisterschaft wird sich wahrscheinlich erst am letzten Spieltag entscheiden.

Ihre Mannschaft liegt auch noch im Rennen um den UEFA Cup. Im Viertelfinale treffen Sie jetzt auf AZ Alkmaar - ein unangenehmer Gegner. Was ist für Bremen im Europapokal möglich?

Mertesacker: Erst einmal sind wir im Viertelfinale, was schon eine gute Leistung ist. Beide Mannschaften sind verdient so weit gekommen. Es wird auf jeden Fall eine schwierige Aufgabe gegen Alkmaar, wir dürfen die spielstarken Holländer auf keinen Fall unterschätzen. Aber wenn man schon so weit gekommen ist, setzt man alles daran, auch das Finale zu erreichen. In Alkmaar möchten wir uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel schaffen.

Vor gut einem halben Jahr gaben Sie Ihr Debüt bei Werder. Sie kamen damals von Hannover 96 und hatten lange mit einer Verletzung gekämpft. In Bremen sind Sie mit 22 Jahren auf Anhieb einer der Leistungsträger geworden. Eine rasante Entwicklung...

Mertesacker: Ich bin froh, dass es so reibungslos ging, gerade nach der WM. Der Erwartungsdruck war entsprechend hoch, dann kam meine Verletzung hinzu. Aber das Vertrauen, das einem geschenkt wird, will man natürlich zurückgeben. Es ist schön, dass mir das gelungen ist. Ein großes Plus dabei war die funktionierende Mannschaft, die es mir leicht gemacht hat, mich einzufügen.

Am Ostersonntag kommt der 1. FC Nürnberg an die Weser. Die Cluberer haben angekündigt, Bayern im Meisterschaftskampf zu helfen und in Bremen und ein paar Wochen später auf Schalke zu punkten. Lassen Sie sich in die Suppe spucken?

Mertesacker: Es wird sicherlich ein schweres Spiel für uns - auch aufgrund der Doppelbelastung mit Donnerstags- und Sonntagsspiel. Aber das sind wir ja gewohnt und lassen uns dadurch nicht beirren.

Zur Winterpause belegte Nürnberg den siebten Platz. In der Rückrunden-Tabelle ist der 1.FCN momentan Dritter, Bremen dagegen Achter. Überrascht Sie die Stärke des Clubs?

Mertesacker: Man hat Nürnberg schätzen gelernt. Ich habe den 1.FCN über die gesamte Saison verfolgt. Er stand am Anfang ganz oben und ist zurzeit nah dran am UEFA-Cup-Platz. Die Cluberer zeigen konstant gute Leistung. Das macht Mannschaften aus, die oben dabei sind. Für beide Teams ist noch viel drin.

Bremen muss am Sonntag gewinnen, um im Meisterschaftsrennen zu bleiben, der Club spekuliert auf den UEFA-Pokalplatz fünf und will ebenfalls punkten. Für eine spannende Begegnung im Weserstadion dürfte also gesorgt sein...

Mertesacker: Ja, bestimmt. Es kommt uns gelegen, dass Nürnberg auch eine sehr spielfreudige Mannschaft ist. So werden sich sicherlich viele Chancen auf beiden Seiten ergeben.

Vielen Dank, Herr Mertesacker, für das Gespräch!

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