"Auge": "Ganze Mannschaft ist gefordert"

Den vorzeitigen Klassenerhalt fest im Blick: Klaus Augenthaler

Nürnberg - Ein alter Bekannter kehrt in die Noris zurück: Klaus Augenthaler. Der Coach des VfL Wolfsburg, der von März 2000 bis April 2003 drei Jahre lang auf der Club-Trainerbank saß, gastiert mit seinem Team am Samstag (28.04.07, 15.30 Uhr) im easyCredit-Stadion. Wie schon in der vergangenen Saison stehen die Grün-Weißen mit dem Rücken zur Wand: Der Vorsprung des VfL auf einen Abstiegsplatz beträgt nur zwei Punkte.

Und das trotz eines derzeit überragend aufspielenden Marcelinhos. "Die ganze Mannschaft ist gefordert", mahnt deshalb "Auge" im Interview mit fcn.de.


fcn.de: Herr Augenthaler, am Samstag setzte es für Ihr Team die zweite 2:3-Niederlage in Folge. Was waren die Gründe dafür, dass der VfL den Sieg gegen Bielefeld noch aus der Hand gegeben hat?

Klaus Augenthaler: Wir haben es versäumt, nach der 2:1-Führung nachzulegen, waren dann unkonzentriert und haben im Gegenzug zwei aus meiner Sicht vollkommen unnötige Tore kassiert.

Sitzblockaden und zum ersten Mal auch Unmutsäußerungen der Fans in Ihre Richtung zeigen, wie angespannt die Lage in Wolfsburg ist. Hat das verlorene Pokal-Halbfinale gegen Stuttgart seinen Teil dazu beigetragen?

Augenthaler: Natürlich, aber der Pokal ist ein Zubrot. Schwerer wiegt die aktuelle Situation in der Bundesliga. Ich kann verstehen, dass die Fans verärgert sind.

In den Abstiegskampf sind immer noch ein Dutzend Bundesliga-Teams verstrickt. Wolfsburgs Vorsprung auf Rang 16 beträgt mittlerweile nur noch zwei Punkte. Muss auch Ihre Mannschaft bis zuletzt zittern?

Augenthaler: Wie Sie richtig sagen: Es sind noch ein Dutzend Bundesliga-Teams in den Abstiegskampf verstrickt. Und der VfL Wolfsburg gehört derzeit dazu. Wir werden aber alles in Bewegung setzen, vorzeitig den Klassenerhalt zu sichern. Die Mannschaft hat den festen Willen, sich aus dieser Situation herauszubringen. Ich bin davon überzeugt, dass die Entscheidung zu unseren Gunsten schon vorher fällt.

Hat denn jeder Spieler in der Mannschaft den Ernst der Lage erkannt?

Augenthaler: Davon will ich doch ausgehen. Ansonsten hat derjenige seinen Beruf verfehlt. Die Einsicht, was schief gelaufen ist, ist da, und auch der Wille, dass sich das nicht wiederholt.

In der vergangenen Saison rettete sich Wolfsburg im dramatischen Endspiel gegen Kaiserslautern. Wieso hat der Klub die Euphorie, die damals aus dem Klassenerhalt entstanden ist, nicht in diese Spielzeit transportieren können?

Augenthaler: Das sind verschiedene Faktoren, die zusammenkommen. Solch eine Euphorie kann nie lange anhalten. Jede Saison hat ihre eigenen Vorzeichen, ihre Unwägbarkeiten. Bei uns kommt in diesem Jahr sicherlich das erhebliche Verletzungspech erschwerend hinzu.

Ihre Mannschaft hat einen hohen Altersdurchschnitt - wäre es nicht mal einen Versuch wert, junge Talente einfach ins kalte Wasser zu schmeißen?

Augenthaler: Sie können sicher sein, dass ich auch über solche Maßnahmen nachdenke. Mit Emre Öztürk saß im Spiel gegen Bielefeld ein Nachwuchsstürmer auf der Bank. Wichtig ist, dass diese Talente auch das Vertrauen rechtfertigen, dass man in sie setzt.

In Nürnberg zählt für die Wölfe jeder Punkt. Muss Marcelinho einen guten Tag erwischen, damit der VfL etwas aus dem easyCredit-Stadion mitnimmt?

Augenthaler: Marcelinho hat bislang kaum einen schlechten Tag gehabt. Gerade in den beiden letzten Spielen gegen Stuttgart im Pokal und gegen Bielefeld hat er sich förmlich zerrissen. Leider musste ich ihn gegen Bielefeld wegen Magenkrämpfen vorzeitig rausnehmen. Ich bin sicher, dass er in Nürnberg erneut eine gute Leistung zeigen wird. Dies allein wird aber nicht reichen. Die ganze Mannschaft ist gefordert.

Marcelinho hat trotz vieler Bedenken der sogenannten Fußballexperten voll eingeschlagen. Was macht den Brasilianer aus Ihrer Sicht zu einem so wertvollen Spieler?

Augenthaler: Er spielt unglaublich mannschaftsdienlich, kann darüber hinaus aber auch mal ein Spiel allein entscheiden. Ihn zu verpflichten, war ungemein wichtig für die Mannschaft.

Nur in drei Rückrundenspielen des VfL fielen weniger als drei Tore. Erwarten Sie auch am Samstag ein torreiches Spiel?

Augenthaler: Ich bin schon zufrieden, wenn nur ein Tor fällt - das 1:0 für uns.

Der Club steht im Pokal-Finale und vor dem Einzug in den UEFA Cup. Was sagen Sie zur Entwicklung Ihres ehemaligen Vereins in den letzten Monaten?

Augenthaler: Das ist sicherlich eine durchaus positive Entwicklung, aber grundsätzlich äußere ich mich nicht über meine ehemaligen Vereine.

Sie fahren oft von Wolfsburg in Ihre niederbayerische Heimat. Legen Sie dabei gelegentlich auch mal einen Zwischenstopp in Nürnberg ein oder bestehen keine Verbindungen mehr zum Club?

Augenthaler: Da ich meist das Flugzeug von Hannover nach München nehme, ist ein Zwischenstopp nicht ganz einfach (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Augenthaler!

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