"Club hat beste Spieleröffnung der Liga"

Frank Geideck: "Ich liebe Arminia Bielefeld"

Nürnberg - Seit dem 12. Februar 2007 ist Frank Geideck Coach von Arminia Bielefeld. Der 40-Jährige, der mehrere Jahre als Co-Trainer bei seinem Lieblingsverein arbeitete und in dieser Funktion schon viermal den Bundesliga-Aufstieg feierte, steht nun, schon zu Beginn seiner Karriere als Cheftrainer, vor seiner wohl größten Prüfung: den Abstieg des DSC zu verhindern.

Bedrohlich ist die Situation für die Arminia, nachdem ein kontinuierlicher Abwärtstrend, angefangen am 16. Spieltag, in einen Abstiegsplatz mündete. fcn.de unterhielt sich mit Geideck und fragte nach den Gründen für die Misere.


fcn.de: Herr Geideck, trotz einer 1:0-Führung und beinahe 60-minütiger Überlegenheit hat Bielefeld am vergangenen Samstag in Cottbus den zum Greifen nahen Sieg noch aus der Hand gegeben. Wie tief sitzt in der Mannschaft die Enttäuschung über das 1:2?

Frank Geideck: Direkt nach dem Spiel war die Enttäuschung sehr groß, weil wir den Sieg einfach weggeschenkt und uns um den verdienten Lohn unserer Bemühungen gebracht haben. Ich kann mich nach solchen Momenten relativ schnell wieder motivieren. Die Spieler hatten den Sonntag Zeit, um das Spiel zu verarbeiten. Von Montag bis Mittwoch haben wir ein Trainingslager bezogen.

Nach der Begegnung haderten Spieler, Verantwortliche und Fans gemeinsam über die vergebenen Chancen in der ersten Hälfte. War die mangelhafte Torausbeute der Knackpunkt des Spiels?

Geideck: Ja, ganz klar. Wir haben uns in den ersten 45 Minuten und auch noch zu Beginn der zweiten Halbzeit ausreichend Möglichkeiten erspielt, erarbeitet und erzwungen. Es fehlte die letzte Konsequenz, um die Führung beruhigender zu gestalten.

In Cottbus war es die schlechte Chancenverwertung, in den Partien zuvor führten einige Male individuelle Fehler die Entscheidung herbei. Täuscht der Eindruck, oder steht sich die Arminia seit einigen Wochen selbst im Weg?

Geideck: Auf jeden Fall haben wir eine komfortable Ausgangssituation leichtfertig verschenkt. Ob wir uns dabei selbst im Wege standen oder der jeweilige Gegner ist im Moment egal.

Wie erklären Sie sich das?

Geideck: Die Mannschaft hat die Qualität, dies hat sie in vielen Spielen bewiesen, auch wenn selbst die erfolgreiche Hinrunde keine durchgängige Erfolgsgeschichte war. In den psychologischen Bereich kann man alles hinein interpretieren. Zu wenig Druck, weil man vordergründig gesichert ist. Zu viel Druck, weil die Erwartungshaltung plötzlich steigt usw. Das ist jetzt unwichtig. Wir müssen die aktuelle Situation annehmen.

Zum Rückrundenauftakt war die Ausgangslage für Bielefeld mit Platz acht und 22 Punkten komfortabel. Inzwischen belegt Ihr Verein nach elf Partien ohne Sieg zum ersten Mal seit dem 3. Spieltag wieder einen Abstiegsplatz. Wie bedrohlich ist die Situation?

Geideck: Ein Blick auf die Tabelle dürfte für jeden ausreichen, die Situation zu erkennen.

Sie sind bereits seit 1972 Vereinsmitglied der Arminia und damit trotz Ihres jungen Alters ein "Urgestein" bei den Ostwestfalen. Was macht den Klub für Sie so besonders?

Geideck: Wenn ich mein Leben lang Fußballfan bin, habe ich natürlich eine besondere Beziehung zu meinem Heimatverein. In dem Moment, wo ich den Cheftrainerposten übernehme, muss ich mir aber bewusst sein, dass eine neue Zeitrechnung beginnt. Ich liebe diesen Verein, aber ich muss Erfolge und Punkte holen und da ist es vollkommen egal, ob ich in Bielefeld oder Timbuktu geboren bin.

Den ersehnten Umschwung konnten Sie in Bielefeld bislang noch nicht einleiten. Die ersten beiden Partien unter Ihrer Regie gingen verloren. Wo müssen Sie nun als neuer Chef-Trainer den Hebel ansetzen?

Geideck: Es gibt so viele Möglichkeiten Einfluss zu nehmen und Hebel anzusetzen, personell, spieltaktisch, psychologisch. Dabei kann man es so kompliziert machen. Wir sind mit dem Cottbus-Spiel auf dem richtigen Weg, und da haben wir uns vorgenommen, es in schwierigen Situationen einfach zu halten.

Am Samstag kommt der 1. FC Nürnberg in die Schüco-Arena. Der Club war zur Winterpause nur einen Zähler und einen Tabellenplatz besser als Bielefeld, hat danach aber die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen und belegt zurzeit einen UEFA-Cup-Platz. Was hat in der Rückrunde den Unterschied zwischen dem 1.FCN und der Arminia ausgemacht?

Geideck: Über unsere Situation habe ich genug gesagt, und es steht mir nicht zu, eine Bewertung des 1.FCN vorzunehmen.

Im Abstiegskampf zählt für Ihre Mannschaft am Samstag sicherlich nur ein "Dreier". Was für eine Partie erwarten Sie?

Geideck: Nürnberg hat, für mich, von hinten heraus die beste Spieleröffnung aller Bundesligamannschaften und eine klare Spielstruktur. Dazu stehen im offensiven Bereich Spieler mit individuellen Stärken. Unter anderen Umständen würde ich von meiner Mannschaft eine erfolgreiche Partie erwarten, die auch darin bestehen kann, dass wir eine ähnlich gut strukturierte Spielweise an den Tag legen, um von dem reinen Ergebnisdenken weg zu kommen. Aber Sie haben Recht, in dieser Situation zählt für uns nur der Sieg.

Vielen Dank, dass Sie sich für fcn.de Zeit genommen haben, Herr Geideck!

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