"Psychologischer Vorteil"

Tomislav Piplica ist bekannt für seine federleichten Flugeinlagen

Nürnberg - Er ist eine der schillerndsten Figuren im Bundesliga-Geschäft und Publikumsliebling bei Energie Cottbus: Tomislav Piplica. Der Torhüter, der mal ganz starke Paraden auspackt und dann Fehler begeht, die Schmunzeln hervorrufen, steht seit 1998 im Kasten der Lausitzer. Im Interview mit fcn.de spricht Piplica über seine besondere Beziehung zu Cottbus, den Abstiegskampf mit Energie und natürlich die Partie gegen den 1. FC Nürnberg am Sonntag (18.02.07).


fcn.de: Herr Piplica, bis zum vergangenen Spieltag war Ihr Team in der Rückrunde noch ungeschlagen. In Mainz setzte es jedoch die bislang höchste Niederlage für Cottbus in dieser Saison. Wie tief sitzt der Stachel nach dem 1:4?

Tomislav Piplica: Die Niederlage ist ärgerlich, aber sie haut uns nicht um. Wir können nicht in jedem Auswärtsspiel Punkte holen. In Mainz haben wir viele individuelle Fehler gemacht. Wir haben darüber in dieser Woche intensiv gesprochen. Jetzt ist das abgehakt.

Vor allem in der Defensive offenbarte Energie ohne seinen Kapitän Kevin McKenna Schwächen. Müssen Sie sich manchmal innerlich die Haare über die Patzer Ihrer Vorderleute raufen?

Piplica: Nein, denn wir funktionieren nur als Mannschaft. Da haben gegenseitige Vorwürfe keinen Platz.

In der Hinrunde war Cottbus bester Aufsteiger und galt als Überraschungsmannschaft der Saison. Inzwischen ist der Abstand zu den Mitaufsteigern Aachen und Bochum wie zu den Abstiegsplätzen auf zwei Zähler geschrumpft. Hat sich die Stimmung im Team und rund um den Verein geändert?

Piplica: Die Frage verstehe ich nicht. Haben Sie sich mal unseren Etat und unsere Möglichkeiten angesehen? Wir stehen über dem Strich und das schon die ganze Saison. Das ist sensationell. Wir spielen bisher eine richtig gute Serie. Warum sollte sich dann die Stimmung verändern?

"Tomislav Piplica ist Energie Cottbus!", so charakterisierte Sie Ihr Mannschaftskollege Steffen Baumgart vor kurzem. Seit 1998 spielen Sie in der Lausitz. Wie kam es, dass Sie dem Verein so lange treu geblieben sind?

Piplica: Weil ich mich hier wohl fühle. Die Menschen haben mich hier phantastisch aufgenommen und das Klima im Verein stimmt. Ich bin glücklich in Cottbus und ich möchte auch nach meiner Karriere bei Energie bleiben.

Sie haben mit Cottbus einiges erlebt. An welches sportliche Ereignis erinnern Sie sich denn besonders gern?

Piplica: Natürlich die beiden Aufstiege in die Bundesliga. Für eine Region wie die Lausitz ist so ein Aufstieg eigentlich ein Weltwunder. Die Begeisterung in der Region zu spüren, das hat unheimlich Spaß gemacht.

Im Vergleich zum Team aus Ihrer letzten Bundesliga-Saison 2002/03: Was sind aus Ihrer Sicht die Vor- und Nachteile der Mannschaft von heute?

Piplica: Wir haben heute viel mehr Spieler mit Erstligaerfahrung. Da haben einige schon in der Champions League gespielt oder im UEFA Pokal. Wir sind viel ruhiger am Ball als damals und wir spielen auch besseren Fußball. Junge Spieler können sich viel mehr entwickeln, weil sie an den Erfahrenen wachsen können.

Energie ist eine Mannschaft mit viel Erfahrung im Abstiegskampf. Kann das am Ende ein Vorteil gegenüber Konkurrenten wie zum Beispiel dem Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach sein?

Piplica: Ich hoffe es. Wobei diese Teams natürlich ein viel größeres fußballerisches Potential haben. Wir haben nichts anderes als den Abstiegskampf erwartet und alles ist darauf ausgerichtet, am Saisonende mindestens 15. zu sein. Wenn wir das schaffen, ist unser Ziel erreicht. So gesehen, liegt der psychologische Vorteil natürlich bei uns. In Hamburg und Mönchengladbach ist dieser Platz immer noch eine Enttäuschung.

Am Sonntag wartet der 1. FC Nürnberg auf Energie. Der Club ist seit zehn Spielen ungeschlagen und hat in der Rückrunde erst ein Gegentor kassiert. Überrascht es Sie, dass Hans Meyers Team Platz fünf belegt?

Piplica: Nein, denn Nürnberg hat sich sehr gut entwickelt. Das war schon in der letzten Rückrunde zu sehen und hat sich in der Hinrunde fortgesetzt. Ich traue Nürnberg zu, am Ende den Sprung ins internationale Geschäft zu schaffen.

Cottbus reist nach der 1:4-Schlappe in Mainz nicht gerade mit breiter Brust ins Frankenland. Warum hat Ihre Mannschaft dennoch eine Chance beim 1.FCN?

Piplica: Weil es in einem Spiel mit einer so großen Erwartungshaltung für die Heimmannschaft immer eine Chance für den Außenseiter gibt.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Piplica!

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