"Verliere Heimat nicht aus den Augen"

Sehr erleichtert nach seinem ersten Saisontor: Stefan Kießling

Nürnberg - Stefan Kießling hat ein paar schwere Monate hinter sich. Der 22-jährige Stürmer, der 2003 beim Club seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte, war vor der Saison zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt. Dort kämpfte Kießling bald nach seiner Verpflichtung mit einem Formtief. Verletzungspech und das Aus mit der U21 in der EM-Qualifikation taten ihr übriges. Am letzten Spieltag gelang dem schlaksigen Blondschopf gegen die Bayern dann der lang ersehnte erste Saisontreffer.

Ob das der Durchbruch war? "Das kann nur die Zukunft zeigen", so der gebürtige Bamberger im Interview mit fcn.de.

fcn.de: Eine Frage vorne weg: Dürfen wir beim Du bleiben?

Stefan Kießling: Ja, selbstverständlich.

Schön. Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Saisontor. Dir ist wahrscheinlich ein Stein vom Herzen gefallen, oder?

Stefan Kießling: Das kann man wohl sagen. Das war eine große Erleichterung für mich persönlich. Ich weiß jetzt, dass ich noch Tore schießen kann. Leider haben wir aber das Spiel nicht gewonnen.

Auch deine Wette, bis zum Bayern-Spiel drei Tore zu schießen, hast du verloren. Hast du die 100 Liter Bier schon ausgegeben?

Stefan Kießling: Das Bier ist bestellt - die Fans werden es auf der Fahrt trinken können.

Seit deinem Wechsel im Sommer wohnst du zum ersten Mal außerhalb des Frankenlandes. Hast du dich in deiner neuen Heimat schon eingelebt oder vermisst du Nürnberg?

Stefan Kießling: Mir gefällt es super! Die neuen Kollegen haben mir das Leben leicht gemacht. Ich verliere Nürnberg und meine Heimat aber nicht aus den Augen. Im Herzen werde ich immer ein Cluberer sein.

Sportlich lief es für dich in Leverkusen noch nicht rund. Zuletzt bist du viermal in Folge nur als Joker zum Zuge gekommen. War der Erwartungsdruck nach dem Fünf-Millionen-Euro-Transfer zu hoch?

Stefan Kießling: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt keine allzu großen Gedanken gemacht. Tatsache ist: Durch meine Verletzung und das Scheitern der U21 für die EM-Endrunde bin ich nicht so schnell in Form gekommen, wie ich mir das erhofft hatte.

Glaubst du, dass der Knoten für dich bei Bayer nun geplatzt ist?

Stefan Kießling: Das kann nur die Zukunft zeigen.

Eigentlich standen gegen Bayern die Zeichen in der zweiten Halbzeit auf Sieg. Wieso hat Leverkusen die drei Punkte in der Schlussphase dann doch noch aus der Hand gegeben?

Stefan Kießling: Weil wie schon so oft zuvor die Klasse der Bayern-Spieler wieder einmal zum Sieg geführt hat.

Am vorletzten Spieltag, nach eurem Erfolg in Bochum, sah es so aus, als ob es für Bayer wieder bergauf gehen würde. Nun das 2:3 gegen die Bayern. Wie sehr schmerzt die Niederlage?

Stefan Kießling: Egal gegen wen: Niederlagen schmerzen immer.

Einer der Hauptgründe für den mäßigen Saisonverlauf Bayers ist die mangelnde Konstanz. Bilden sich - der Kritik zum Trotz - inzwischen festere Strukturen in der Mannschaft heraus?

Stefan Kießling: Die Frage müsste eigentlich der Trainer beantworten. Ich bin überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Leverkusen rangiert zurzeit einen Punkt vor Nürnberg auf Platz 13. Wie realistisch ist euer Saisonziel Platz fünf noch?

Stefan Kießling: Wir sehen überhaupt keinen Grund, zu diesem frühen Zeitpunkt der Meisterschaft unser Saisonziel zu korrigieren.

In einem kicker-Fragebogen hast du vor kurzem fcn.de als eine deiner Lieblings-Websites angegeben. Hältst du dich bei uns auf dem Laufenden über die Geschehnisse rund um den Club?

Stefan Kießling: Selbstverständlich halte ich mich auf dem Laufenden. Klar ist auch, dass ich regelmäßig mit meinen früheren Mitspielern telefoniere.

Gute Leistung, keine Resultate - was sagst du zu Hans Meyers Mannschaft, die zehn Spiele in Folge nicht mehr gewonnen hat?

Stefan Kießling: Das registriert man schon, aber jetzt schaue ich vor allem nur auf meinen Verein Bayer 04 Leverkusen.

Am Samstag kommt es im easyCredit-Stadion zum Wiedersehen. Hast du schon mit einem deiner ehemaligen Mannschaftskollegen gewettet, wie viele Tore du schießen wirst?

Stefan Kießling: Nein, und das werde ich auch nicht tun. Ich freue mich aber darauf, endlich wieder ein paar Leute treffen zu können: meine Familie, Freunde und meine beiden besten Kumpels Dominik Reinhardt und Thomas Paulus. Etwas nervös bin ich, wie mich die Fans empfangen werden.

Was für eine Partie erwartest du?

Stefan Kießling: Das, was ich mit meiner Mannschaft in jedem Spiel erwarte: einen Sieg.

Vielen Dank für das Gespräch!

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