Eduard Schaffer: "Wir gewinnen!"

Regelmäßiger Gast im easyCredit-Stadion: Eduard "Edi" Schaffer

Nürnberg - Eduard "Edi" Schaffer (84) stand von 1947 bis 1958 in 228 Oberligaspielen im Club-Tor. 1948 holte er als damals einziger Nicht-Franke in der Mannschaft im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern die siebte deutsche Meisterschaft nach Nürnberg. 1958 beendete der Torwart mit der Mütze seine aktive Fußballerkarriere und widmete sich ausschließlich seinem Beruf als kaufmännischer Angestellter, den er auch schon während seiner Zeit beim Club ausgeübt hatte.

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung wurden Edi Schaffer und seine Frau Irmgard, die als Großfeld-Handballerin für den FCN spielte, für ihre 60-jährige (!) Mitgliedschaft ausgezeichnet und zu Ehrenmitgliedern des 1. FC Nürnbergs ernannt. Im Interview mit fcn.de erinnert sich Edi Schaffer an seine Zeit beim Club und spricht auch über dessen gegenwärtigen Aufschwung.


fcn.de: Als Sudetendeutscher, geboren in Dux, waren Sie damals der einzige "Zugereiste" im Club-Team - wie war die Akzeptanz in der Mannschaft und in der Bevölkerung?

Eduard Schaffer: Das war damals überhaupt kein Problem, stand nie zur Diskussion. Außerdem kannte ich die Uebelein-Brüder schon aus der Soldatenmannschaft, die haben mich dann ganz gut in die Mannschaft eingeführt. Wichtig war, wie jemand spielte und welchen Charakter er hatte, aber nicht woher er kam.

1948 wurde Sie mit dem Club Deutscher Meister - welche Erinnerungen haben Sie? Wie wurden Sie belohnt?

Eduard Schaffer: Das war absolut verrückt. Wir fuhren damals mit dem Zug von Köln nach Nürnberg zurück. Wir hatten unterwegs schon anständig mit Wein gefeiert und waren dementsprechend fröhlich, als wir am Hauptbahnhof Nürnberg ankamen. Ich dachte mir damals nur: Wohin wollen diese Menschenmassen? Warum jubeln die denn alle so. Da waren über 100.000 Menschen auf den Straßen unterwegs, und ich wusste ja noch nicht, wie das im Fußball so abläuft. Ahnungslos stieg ich also aus und stellte mich bei der Straßenbahn an. Bei meiner Wirtin zuhause angekommen brüllte die nur: Was machst Du denn hier? Schau, dass du schnell zum Zabo kommst, Deine Eltern warten da schon! Unsere Belohnung damals waren genau 1000 DM, kurz nach der Währungsreform war das schon ganz schön viel Geld.

Der Club zog 1948 für so genannte "Fress- und Kalorienspiele" übers Land? Wie muss man sich das vorstellen?

Eduard Schaffer: Da wir Deutscher Meister waren, wollten uns in ganz Deutschland die Leute sehen und wir wurden zu Freundschaftsspielen eingeladen. Doch statt Geld bekamen wir eben Lebensmittel oder Kohle zum Heizen. Bei einem Spiel in Kalchreuth bekam ich zum Beispiel einen Korb voll Kirschen. Ein anderes Mal spielten wir um Holz für die Tribünen im Zabo. Denn die waren ja abgebrannt und mussten wieder neu aufgebaut werden. Auch unser Brennholz für warmes Wasser nach dem Training mussten wir uns erspielen.

Auswärtsfahrten waren in den späten 40er Jahren oft ein kleines Abenteuer...

Eduard Schaffer: Oh ja! Eine Begebenheit werde ich nie vergessen. Ich war der Proviantmeister bei Auswärtsfahrten, trug einen riesigen Sack mit frischen Brötchen und vielen Ringen Stadtwurst bis oben gefüllt über dem Rücken. Dann stieg ich damit am Bahnsteig aus und plötzlich hielt mich jemand fest und rief laut: Kriminalpolizei! Woher haben sie die Lebensmittel? Zum Glück ließen die mich dann gleich wieder frei, als ich ihnen glaubhaft versichern konnte, dass es sich hierbei um den Proviant des FCN handelte.

2002 wurden Sie auch zum Filmstar, die Medienwerkstatt Franken hat die Dokumentation "Die Meister" über Heiner Müller, Horst Leupold und Sie produziert. Wie waren die Dreharbeiten?

Eduard Schaffer: Ach, das war ganz lustig, die haben mich einen Tag lang begleitet, bei mir daheim und bei einem Club-Spiel. Da stand ich dann mit dem Journalisten in meinem Garten und er zeigte auf zwei Holzpfosten in einem Beet und sagte: Und hier trainieren Sie also! Ich sagte darauf nur: Nein, nein, dort züchte ich nur meine Bohnen!

Nach Ihrer aktiven Karriere haben sie mit dem Fußball mehr oder weniger abgeschlossen. Hat es Sie nie gereizt, weiter im Fußball zu arbeiten?

Eduard Schaffer: Ich war damals froh, dass ich nach meiner Fußballkarriere überhaupt bei meiner Firma weitermachen konnte. Denen musste ich erstmal beweisen, dass der Fußballer auch geschäftlich was drauf hat. Da konnte ich mir auf meinen Meistertitel nichts einbilden, das hat dort niemanden interessiert.

Verfolgen Sie die Spiele des Club noch mit? Ihr Tipp für das Spiel am Samstag gegen Leverkusen?

Eduard Schaffer: Einige Altmeister und ich sind regelmäßig bei Heimspielen. Wir sitzen da zusammen in einem Block und schimpfen und freuen uns über unseren alten Verein. Doch in letzter Zeit freuen wir uns eher. Die Jungs spielen einen wirklich anständigen, schönen Fußball. Doch leider vergessen Sie dabei, Tore zu machen! Aber gegen Bayer Leverkusen haben sie gute Chancen. Ich hoffe und glaube, dass wir gewinnen!

Herr Schaffer, vielen Dank für das Gespräch!

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