Pröll: "Es gibt viele Parallelen"

In bestechender Form: Elfmeter-"Killer" Markus Pröll

Nürnberg - Am Sonntag (22.10.06, 17.00 Uhr) spielt der Club bei Eintracht Frankfurt, dem neben Nürnberg einzigen weiteren Bundesligaverein, der in dieser Saison noch ungeschlagen ist. Wie Hans Meyers Schützlinge fuhren die Hessen bislang vor allem Unentschieden ein (sechs). Auch sonst gibt es einige Parallelen zwischen den beiden Klubs, wie Eintracht-Keeper Markus Pröll im Interview mit fcn.de feststellt.

Darin äußert sich der Frankfurter Torhüter außerdem über seinen eigenen phantastischen Lauf, über die "Fußballfeste", die seine Mannschaft im UEFA Cup feiern möchte, und das zu erwartende Ergebnis beim Duell der beiden Remis-Spezialisten.


fcn.de: Markus Pröll, Frankfurt blieb mit dem 1:1 bei Hannover 96 vom vergangenen Samstag auch im siebten Bundesliga- bzw. zehnten Pflichtspiel der Saison ungeschlagen. Doch von Zufriedenheit konnte bei der Eintracht nach dem Spiel keine Rede sein, oder?

Markus Pröll: Die Leistung in der ersten Halbzeit war alles andere als zufriedenstellend. Nach der Pause sind wir zum Glück anders aufgetreten, und am Ende war die Punkteteilung dann doch gerecht. Darüber haben wir intern gesprochen und ich hoffe, dass wir gegen den Club anders auftreten werden.

Sie waren wieder einmal der Held der Partie und hielten bereits den dritten Elfmeter in dieser Saison. Stürmer nehmen sich häufig vor, eine bestimmte Anzahl an Toren zu schießen: Wie viele Strafstöße wollen Sie denn in dieser Spielzeit noch parieren?

Markus Pröll: Ich hoffe, dass nicht mehr so viele Strafstöße gegen uns gepfiffen werden, denn ich kann natürlich nicht jeden Elfmeter halten. Ich habe mir persönlich vorgenommen so oft es geht "zu Null" zu spielen und zu halten, was ich halten kann.

Auch sonst waren Sie ein sicherer Rückhalt Ihrer Mannschaft und bestätigten einmal mehr Ihre bestechende Form. Offenbar sind Sie aus der schwierigen vergangenen Saison, in der Sie Ihren Platz im Tor aufgrund einer Ellenbogen-Verletzung an Oka Nikolov verloren hatten, gestärkt hervorgegangen...

Markus Pröll: Es war eine frustrierende Situation für mich, denn ich hatte zuvor in der zweiten Liga eine gute Rückrunde gespielt. Aber Oka hat in der letzten Saison gut gehalten und es gab für den Trainer keinen Grund, zu wechseln. Jetzt bin ich froh, wieder spielen zu können.

Das Fachmagazin kicker honorierte Ihre hervorragende Leistung in Hannover mit der Wahl in die "Elf des Tages", in der Sie damit schon zum vierten Mal stehen. Nach den kicker-Noten sind Sie der Top-Torhüter der Liga. Hat sich Bundestrainer Jogi Löw schon bei Ihnen gemeldet?

Markus Pröll: Nein, hat er nicht. Und es würde mich auch wundern, wenn ich schon nach ein paar guten Spielen eingeladen würde. Sehen Sie, wir haben in Deutschland so viele hervorragende Torhüter. Wenn Jogi Löw alle aufstellen wollte, müssten wir mit elf Torhütern und ohne Feldspieler auflaufen. Über die Nationalmannschaft mache ich mir gar keine Gedanken.

Zur Eintracht: Ihr Team wurde zwar noch nicht besiegt, hat aber selbst auch erst einmal gewonnen. Wie stark ist Frankfurt Ihrer Meinung nach, und wo wird das Team am Ende der Saison stehen?

Markus Pröll: Unser realistisches Ziel ist es, den Klassenerhalt früher zu schaffen als in der Vorsaison. Ich bin mir sicher, dass wir dieses Ziel erreichen werden. Jeder Punkt ist wichtig. Wir möchten die 40er-Marke so schnell es geht erreichen, und ich weiß, dass wir stark genug sind, diese Zielsetzung auch in die Tat umzusetzen.

Am Donnerstag starten Sie mit dem Spiel gegen US Palermo in die Gruppenphase des UEFA Cups. Mit Celta Vigo, Fenerbrahce Istanbul und Newcastle United warten weitere schwere und höchst attraktive Gegner auf die Eintracht. Wird sich Frankfurt in dieser starken Gruppe durchsetzen können?

Markus Pröll: Zunächst einmal freuen wir uns riesig, in solch einer Gruppe dabei sein zu dürfen. Das werden alles Fußballfeste für uns. Wir messen uns mit Gegnern von internationalem Top-Format und können ohne Druck in diese Begegnungen gehen. Wir denken schon, dass wir die eine oder andere Überraschung schaffen werden. Ob es am Ende dazu reicht, unter die ersten Drei zu kommen, werden wir sehen.

Wegen der drei Wettbewerbe (Bundesliga, DFB-Pokal, UEFA Cup, Anm. d. Red.), in denen Frankfurt antritt, muss Ihre Mannschaft in anderthalb Monaten zwölf Partien absolvieren. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen zwischendurch die Puste ausgeht?

Markus Pröll: Nein. Die Mannschaft ist topfit, und unsere Verletzten werden bald wieder an Bord sein. Sind alle fit, dann haben wir einen sehr guten und großen Kader zur Verfügung. Jeder Fußballer spielt lieber öfter, als öfter zu trainieren. Man bleibt im Rhythmus.

Nach dem UEFA-Cup-Spiel gegen Palermo bleibt nicht viel Regenerationszeit. Am Sonntag kommt der 1. FC Nürnberg an den Main. Die Cluberer haben als einzige Mannschaft neben Frankfurt noch nicht verloren. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Markus Pröll: Nürnberg hat mich sehr überrascht bislang. Diese Mannschaft hat eine gute Zukunft vor sich. Ich denke, dass es zwischen dem Club und der Eintracht viele Parallelen gibt.

Eigentlich deutet alles daraufhin, dass die Partie unentschieden ausgeht, oder?

Markus Pröll: Das hoffe ich nicht. Wir möchten - gerade hier zuhause vor unseren super Fans - gewinnen und den zweiten Saisonsieg einfahren. Danach geht es zum FC Bayern, und dort hätte ich dann wieder nichts dagegen, wenn es Remis endet.

Zum Abschluss eine Frage zum internationalen Fußball: Gerade steht wieder die vom französischen Fachblatt "France Football" organisierte Wahl des besten Fußballers Europas an. Unter den 50 Spielern, die vorgeschlagen wurden, befinden sich mit Ballack, Klose, Lehmann, Podolski, Schweinsteiger und Lahm sechs deutsche Akteure. Gibt es für Sie persönlich einen Favoriten aus Deutschland oder einem anderen europäischen Land?

Markus Pröll: Es gibt sehr viele gute Spieler, und wir können froh sein, dass wir in Deutschland so viele starke Fußballer haben. Einen Favoriten habe ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es diesmal auch ein Deutscher schaffen kann, bei dieser Wahl unter die Top-Drei zu kommen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pröll!

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