Wiedersehen mit einem "Elferkiller"

Heutiger Torwart-Trainer des BV Cloppenburg: Mario Neumann

Nürnberg - Einige Club-Fans werden sich vielleicht noch daran zurückerinnern, allerdings ungern. Anfang Juni 1996 - der FCN muss zum ersten Mal seit den 70er-Jahren wieder in die Regionalliga, Abstieg aus der 2. Bundesliga. 

Indirekt beteiligt daran war Mario Neumann, damals Torhüter von Carl Zeiss Jena. Am 21. Spieltag parierte er gegen den Club einen wichtigen Elfmeter in letzter Minute und leitete die Talfahrt der Franken ein.

Heute ist Neumann Torwart-Trainer - beim BV Cloppenburg, am Samstag (09.09.06) Nürnbergs Gegner in der 1. Runde des DFB-Pokals. fcn.de unterhielt sich mit dem sympathischen 39-Jährigen über vergangene Tage und seinen jetzigen Klub, Oberligist Cloppenburg.


fcn.de: Mario Neumann, wenn wir richtig informiert sind, haben Sie in der Rückrunde der Zweitliga-Saison 1995/96 einen Elfmeter vom Club gehalten. Der FCN stieg am Ende als Tabellenvorletzter in die Regionalliga ab. Erinnern Sie sich noch an dieses Spiel?

Mario Neumann: Ja, ich weiß noch, dass wir auf schwierigem Boden, Schneeboden gespielt haben. Nur der Fünfer war geräumt. Nachdem Hutwelker für uns per Strafstoß getroffen hatte, bekamen auch die Nürnberger einen Elfmeter, den man aber nicht geben musste. Eine Konzessionsentscheidung. In der 90. Minute. Ante Covic lief an - und ich hielt.

Sie wurden zu Jenaer Zeiten auch von Hans Meyer trainiert...

Mario Neumann: ... ja, das war im Oktober 1993. Konrad Weise hatte Uwe Erkenbrecher als Trainer abgelöst, uns dann aber nur zwei Spiele betreut. Danach war Meyer unser Trainer bis zum Ende der Saison und, ich glaube, fünf Spiele noch in die Regionalliga hinein. Ich war seinerzeit die Nummer zwei hinter Perry Bräutigam.

Was haben Sie von Meyer damals mitnehmen können?

Mario Neumann: Hans war ein akribischer Arbeiter, eine Respektsperson. Er war aber auch immer gerecht und hat keinen Halt davor gemacht, etablierte Spieler auszusortieren. Torsten Gütschow ist so ein Beispiel. Der hat nicht eingeschlagen und nur ein paar Spiele gemacht und Meyer hat dann keinen Wert mehr auf seine Dienste gelegt.

Sprechen wir über das Pokalspiel am Samstag gegen den FCN. Für den BV Cloppenburg ist dies sicherlich eines der Saison-Highlights. Welche Chancen räumen Sie Cloppenburg ein?

Mario Neumann: Es ist wie so häufig bei Pokalspielen ein Duell zwischen David und Goliath. Wir haben eine gute, junge Mannschaft, die die Tabelle der Oberliga anführt. Man muss sehen, wie sie mit dem Druck fertig wird.

Aber eine besondere Pokalatmosphäre ist schon zu spüren, oder?

Mario Neumann: Ja, auf jeden Fall. Wir haben für 1.000 Zuschauer extra eine nagelneue Tribüne anfertigen lassen und erwarten zwischen 5.000 und 7.000 Fans. Da wird schon tolle Stimmung aufkommen, zumal das Wetter auch mitspielen soll...

Sie haben es bereits angesprochen: Cloppenburg ist wie Nürnberg optimal in die Saison gestartet. Mit vier Siegen aus vier Spielen steht man an der Tabellenspitze. Ist der Aufstieg das Ziel?

Mario Neumann: Ja, schon. Wir waren letztes Jahr Zweiter, unser mittelfristiges Ziel sollte schon sein, aufzusteigen. Zumal man mit der Einführung der Profiliga nie weiß, was mit den Oberligen passiert, ob sie vielleicht aufgelöst werden.

Wenn man sich Cloppenburgs Kader anschaut, fällt einem der Name Sergej Dikhtjar - früher bei Schalke 04 - als erstes ins Auge. Ansonsten sind bekannte Gesichter eher rar...

Mario Neumann: Abwehrspieler Jörg-Uwe Klütz ist bekannt. Er hat 1992 mit Hannover 96 den DFB-Pokal gewonnen und ist sehr erfahren mit seinen 38 Jahren. Auch Maarten Schops gehört dazu, nur um zwei zu nennen. Wir haben vor der Saison einen Schnitt gemacht und um die wenigen Älteren eine junge Mannschaft aufgebaut.

Sie waren jahrelang Torwart bei Jena und sind 1999 nach Cloppenburg gegangen. Was hat sie dorthin gezogen?

Mario Neumann: 1998 sind wir mit Jena abgestiegen. Ich hatte ein Angebot von Ulm, Ralf Rangnick wollte mich haben. Das hat sich dann aber zerschlagen. Ich hatte zwar fast schon unterschrieben, aber Ulm ließ es platzen, holte statt einem Torhüter einen Stürmer. Ich hatte weitere Angebote und habe mich am letzten Tag der Transferperiode, die damals noch bis zum 15. Januar ging, dazu entschlossen, als Torwart für Cloppenburg erst in der Regionalliga, dann in der Oberliga zu spielen. Nun bin ich schon seit siebeneinhalb Jahren in Cloppenburg und trainiere außer den Keepern auch die zweite Mannschaft, die in der Bezirksoberliga spielt.

Danke für das interessante Gespräch, Mario Neumann. Wir wünschen allen Beteiligten einen packenden Pokalfight!

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