Nürnberg - Elf Spieltage sind rum. Auf zwei Siege folgten beim 1. FC Nürnberg zunächst sieben Unentschieden, zuletzt dann zwei Niederlagen. Eigentlich eine ausgeglichene Bilanz, doch die Tendenz zeigt nach unten. Der Punktevorrat aus den ersten Wochen ist aufgebraucht. "Wir haben zu Beginn der Saison praktisch über unsere Verhältnisse gelebt", sagt Trainer Hans Meyer. "Unser Problem ist momentan, dass die Resultate negativ sind, nicht aber die Spielweise der Mannschaft. Und eigentlich sind wir nicht weit von unserer Zielsetzung entfernt."
Mit Platz zwölf befindet sich der FCN im Grunde genommen immer noch genau im Soll. Klar ist aber: "Wir brauchen mal wieder ein Erfolgserlebnis", so Torhüter Raphael Schäfer. Vor dem Gastspiel am Sonntag (12.11.06, 17.00 Uhr) bei Tabellennachbar Alemannia Aachen, das punktgleich (13) einen Platz hinter dem Club rangiert, gibt der FCN-Kapitän die Marschroute vor: "Es ist eine eminent wichtige Begegnung. Dort sollten wir unbedingt wieder punkten und in die Erfolgsspur zurückkehren." Einziges Manko in den letzten Wochen: mangelnde Effektivität im Torabschluss. Schäfers Erklärungsansatz für die Ladehemmung: "Weil das Glück fehlt, fehlt das Selbstvertrauen."
Saenko wieder im Kader, Glauber-Einsatz kaum in Gefahr
Coach Meyer hat einen weiteren Grund dafür gefunden, warum zuletzt so wenig heraussprang: "Natürlich ist unsere Mannschaft sehr jung. Einige Spieler machen sich da wahrscheinlich zu viele Gedanken und blockieren." Dennoch: "Ich habe ein gutes Gefühl. Im Training lassen sich die Jungs zumindest nichts anmerken", so Meyer, der auch auf die positiven Erkenntnisse aus dem letzten Spiel gegen Spitzenreiter Werder Bremen (1:2) bauen kann: "Wir haben den Bremern, dieser Übermannschaft, lange ordentlich Paroli geboten und ihnen Probleme bereitet." Die Defensive ließ kaum Chancen zu, schaltete sich zudem immer wieder mit nach vorne ein, um ein Übergewicht im Mittelfeld herzustellen.
Nun muss es auch vorne endlich mal wieder klappen - mit mehr Entschlossenheit, Abgeklärtheit und einer Portion Glück. Das letzte Stürmertor erzielte Ivan Saenko beim 2:2 in Frankfurt. Der Russe stand gegen Bremen nicht im Kader, "weil ich mit ihm in letzter Zeit unzufrieden war", so Meyers Begründung. Nach seiner Denkpause unter der Woche gehört der talentierte Außenflitzer nun wieder zum Kader. Ansonsten versucht das gleiche Aufgebot aus dem Bremen-Spiel auch in Aachen das Bestmögliche herauszuholen. Abwehrchef Glauber musste das Training wegen Schmerzen zwar abbrechen, nachdem er einen Schlag auf den rechten Oberschenkel abbekommen hatte. "Sein Einsatz am Sonntag ist aber aller Vorraussicht nach nicht gefährdet", stellte Meyer klar.
Motto des Aufsteigers: Hop oder top
Wie seine personellen Planspielchen genau aussehen, wollte Meyer allerdings nicht verraten. "Ich glaube, ich kann Michael Frontzeck nicht überraschen mit meiner Aufstellung oder Taktik am Sonntag. Da ist die Berichterstattung heutzutage so umfassend...", scherzte der 64-Jährige, der zusammen mit dem heutigen Aachen-Trainer vor sechs Jahren Borussia Mönchengladbach betreute. "Ich nehme stark an, dass er soviel Respekt vor mir hat, dass er sagt: Komm, nimm die drei Punkte, ich schenke sie dir!".
Aachen ist mit vier Siegen, sechs Niederlagen und einem Remis in die Saison gestartet. Das Motto des derzeit zweitbesten Aufsteigers lautet also: Hop oder top! Nur Mönchengladbach, das noch ohne Unentschieden ausgekommen ist, hat seltener die Punkte geteilt. Womit wir wieder bei Frontzeck wären, der den bisherigen Saisonverlauf seiner Mannschaft so bewertet: "Wir haben teilweise sehr gute Spiele gemacht, in denen neben der kämpferischen Seite auch das Spielerische gestimmt hat. Es gab aber auch zwei Spiele, die unterm Strich negativ waren. Die haben uns gezeigt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt."
Schlaudraff im Kader
Frontzeck, dessen Schützlinge seit vier Spielen nicht mehr gewonnen haben, muss nur auf Emmanuel Krontiris (Trainingsrückstand nach Entzündung im Mittelfuß) verzichten. Ob Nationalspieler Jan Schlaudraff, um den es zuletzt viel Wirbel gab, von Anfang an zum Einsatz kommt, "weiß ich noch nicht. Er steht aber im Kader", so der Coach im Interview mit fcn.de.
"Die Aachener sind glänzend gestartet. Ihr großer Vorteil ist ihr Stadion. Wer schon mal am Tivoli gespielt hat, weiß, was für ein fantastisches Stadion das ist. Das unterstützt das Heimteam natürlich enorm", sagt Meyer, der mit seiner Mannschaft den ersten Punkt in der Aachener Festung holen und den Fluch von neun Partien ohne Sieg beenden möchte. Ein Erfolgserlebnis muss her.