"Wir wollen gewinnen - egal wie!"

Nürnberg - Mehr als 45.000 Zuschauer werden am Samstag (26.04.08, 15.30 Uhr) ins easyCredit-Stadion kommen, um sich den Club gegen Arminia Bielefeld anzuschauen. Als Tabellen-17. hat der 1.FCN im direkten Duell die Möglichkeit, mit einem "Dreier" an den Ostwestfalen (Platz 15) vorbeizuziehen und erstmals seit dem 16. Spieltag wieder einen Nichtabstiegsrang zu belegen. "Wir wollen gewinnen - egal wie! Das ist die klare Marschrichtung", so Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen bei der Pressekonferenz am Donnerstag.

"Das Spiel wird sportlich ganz schwierig", meinte der Coach und fügte an, worauf es ankommen wird. "Die Mentalität meiner Mannschaft ist sehr gut, nur an der Umsetzung hapert es manchmal noch. Meine Jungs müssen noch lernen, nicht alles spielerisch lösen zu wollen, sondern auch einmal 'draufzuhauen'. Es geht nicht um Wunderfußball, sondern darum, die Liga zu halten." Gegen Wolfsburg klappte das schon prima, nun soll der zweite Heimsieg in Folge eingefahren werden. Die Fans sind optimistisch, dass es gelingt: 90 Prozent der Voting-Teilnehmer tippen die "Totto-1".

"Werde die Spieler nicht mit Informationen überfrachten"

Das easyCredit-Stadion ist für den 1.FCN ein gutes Pflaster: In den letzten acht Heimspielen gab's keine Niederlage. Allerdings reichte es in der Rückrunde gegen direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt zu keinem Sieg (gegen Rostock und Cottbus jeweils 1:1). Aber auch Bielefeld verpasste in seinen jeweiligen Duellen mit den anderen Kellerkindern einen "Dreier" (Duisburg 0:2, Rostock 1:1, Cottbus 0:1). Die Arminia stellt das schwächste Auswärts- und Rückrundenteam der Liga, könnte am Samstag mit einem Remis aber natürlich besser leben als der Club. Eine Niederlage ließe sich dagegen nur schwer verdauen, meint Thorben Marx, Mittelfeldspieler der Gäste. "Du weißt, du kannst dir keine großen Fehler mehr leisten, jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel", so der 26-Jährige.

Am Samstag trifft Marx auf einen alten Bekannten: Thomas von Heesen. Als Spieler, Sportdirektor und Trainer war er über ein Jahrzehnt bei den Ostwestfalen angestellt. Von Heesen zu dieser besonderen Situation: "Das sind normale Vorgänge in diesem Geschäft, es geht mir jetzt primär um den Verein, bei dem ich trainiere. Aber natürlich verbinde ich mit der Arminia seit 1994 eine schöne und erfolgreiche Zeit, in der ich erreicht habe, was ich wollte. Die meisten Spieler kenne ich sehr gut."

Misimovic fällt aus, Kluge wohl dabei

Von Heesen weiter: "Trotzdem weiß ich nicht ganz genau, wie sie spielen. Frontzeck hat an der Kompaktheit und Organisation viel gearbeitet. Außerdem werde ich meine Spieler sicher nicht mit Informationen überfrachten. Wir sprechen elementare Dinge an, das ist normal. Aber wir sollten uns ohnehin nur auf unsere eigenen Stärken konzentrieren, diese durchsetzen. Unsere Aufgabe ist es, uns auf das zu besinnen, was wir können." Von Heesen machte freilich keinen Hehl daraus, dass es ihm am liebsten sei, wenn es für beide Kontrahenten am Ende ein Happy-End gäbe: "Ich wünsche mir, dass beide Teams - der Club und die Arminia im Oberhaus bleiben."

Was die Personalien angeht, verkündete von Heesen am Donnerstag: "Peer Kluge hat partiell mittrainiert und wird wohl für das Spiel gegen Arminia Bielefeld zur Verfügung stehen." Anders sieht es beim besten Club-Torschützen Zvjezdan Misimovic aus, der seit geraumer Zeit an Adduktorenproblemen laboriert: "'Zwetschge' fällt definitiv aus". Damit bleibt Marek Mintal ziemlich sicher in der Startelf. Von Heesen: "Mit Jan Koller und Marek Mintal im Team - das hat gut gepasst gegen Wolfsburg. Die Art und Weise, wie sie ihre Position angenommen haben und wie sie gegen den Ball gearbeitet haben, das spricht dafür, dass sie wieder auflaufen." Mit Jaromir Blazek fehlt außerdem weiterhin verletzt der Torwart. Der 1.FCN lädt zur Partie am Samstag im übrigen seine 1968er Meisterspieler sowie die Meisterspieler von 1948 und 1961 ein. Die Helden von damals würden sich am Samstag ebenfalls nichts sehnlicher wünschen als einen Heimsieg. Es wäre der erste gegen die Arminia seit fast 25 Jahren in der Bundesliga. 

Hört hier die Vorschau von Mathias Hochreuther und Club-Medienpartner Radio Gong 97.1 zum richtungsweisenden Heimspiel gegen Bielefeld.

© wildermuth

Marx: "Reine Nervensache"

Über ein Jahr gemeinsam beim DSC: Thorben Marx (li.) und von Heesen

Nürnberg - Vornehmlich zusammen mit Rüdiger Kauf pflügt er das Mittelfeld bei Arminia Bielefeld um. Doch Thorben Marx kann nicht nur laufen, ackern und beißen; der gebürtige Berliner spielt auch gepflegte Pässe und behandelt den Ball feinfühlig. Am Samstag (26.04.08, 15.30 Uhr) kommt Marx mit seiner Arminia ins easyCredit-Stadion. fcn.de befragte den 26-Jährigen vorab u. a. zum inzwischen flotter gewordenen Schneckenrennen im Abstiegskampf und zu seinem Ex-Coach Thomas von Heesen.


Thorben Marx, nach dem 1:0 gegen Leverkusen Mitte letzter Woche steht Bielefeld wieder auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Wie fühlt sich das an?

Thorben Marx: Für den Kopf ist es natürlich wichtig, wenn man über dem Strich steht. Ansonsten spielt das momentan keine große Rolle, weil wir uns davon auch nichts kaufen können.

Haben Sie sich das Wiederholungsspiel des 1.FCN gegen Wolfsburg angeschaut?

Marx: Ja, habe ich. Natürlich drückt man als Bielefelder Wolfsburg die Daumen, auch wenn einem der 1. FC Nürnberg eigentlich sympathisch ist. Insgesamt hat der Club verdient gewonnen, denke ich.

In den letzten drei Spielen gab's für Bielefeld und Nürnberg je zwei Siege: gegen Karlsruhe und Leverkusen bzw. Frankfurt und Wolfsburg. Aus dem einstigen Schneckenrennen im Abstiegskampf ist eine regelrechte Punktejagd geworden, oder?

Marx: Naja, ich habe damit gerechnet, dass das so nicht bis zum Ende der Saison weitergehen kann. Es war klar, dass die Mannschaften, die unten drin stehen und lange nicht gewinnen, irgendwann auch wieder einen positiven Lauf haben werden. Es scheint, als hätten sich jetzt alle gefangen. Letztlich ist das nur Nervensache. Für den Klassenerhalt werden mehr Punkte benötigt als man vor ein paar Wochen noch geglaubt hat.

Zum Restprogramm: Bielefeld muss noch in Nürnberg, München und Stuttgart antreten, zuhause geht's gegen Bochum und Dortmund. Setzen Sie auf die Karte Heimspiele, zumal Arminia das schwächste Auswärtsteam der Liga stellt?

Marx: Ja, unsere Heimspiele müssen wir auf jeden Fall gewinnen. Aber sechs Punkte aus den Heimspielen werden nicht reichen. Deshalb brauchen wir auch Auswärtspunkte. Mannschaften wie Stuttgart oder Bayern liegen uns dabei mehr als z. B. Cottbus.

Klar, weil die Großen sich nicht nur hinten reinstellen, sondern agieren. Kommen wir zu Samstag: Nürnberg gegen Bielefeld und zeitgleich Cottbus gegen Rostock - fällt da schon eine Entscheidung im Abstiegskampf?

Marx: Nein, auf keinen Fall. Es ist ein wichtiger Spieltag, aber es kann immer noch alles sehr schnell gehen. Wenn Nürnberg jetzt gegen uns gewinnt, sind sie einen Punkt vor uns, andererseits: Wenn wir den 1.FCN schlagen, ist auch noch nicht alles gegessen.

In der Hinrunden-Partie gab der Club die Führung aus der Hand, am Ende gewann Bielefeld mit 3:1. Was für eine Partie erwarten Sie im easyCredit-Stadion?

Marx: Es wird ein ganz anderes Spiel. In der Hinrunde hatte Nürnberg ja noch die Doppelbelastung durch den UEFA Cup, das war sicher kräftezehrend und für uns vielleicht etwas leichter, hinten heraus den Rückstand noch umzubiegen. Auf uns kommt in jedem Fall ein sehr schwieriges Spiel zu. Nürnberg spielt zuhause, das Stadion ist ausverkauft, und außerdem ist beim Club die Stimmung zuletzt wieder besser geworden durch die beiden Erfolge. Aber wir versuchen natürlich trotzdem etwas mitzunehmen aus Nürnberg.

Sie haben es vorhin schon erwähnt: Abstiegskampf ist größtenteils eine Kopfsache. Wie muss man sich das vorstellen - inwiefern spielen die Nerven da eine Rolle?

Marx: Du weißt, du kannst dir keine großen Fehler mehr leisten. Die Spiele werden immer weniger, es werden weniger Punkte vergeben. Jedes Spiel ist jetzt ein Endspiel; eine Niederlage lässt sich schwer verdauen. Allerdings glaube ich, dass wir in Bielefeld sehr gut mit der Situation umgehen können, weil wir jedes Jahr um den Klassenerhalt kämpfen. Nürnberg hätte eher nicht damit gerechnet, dass es so weit unten drin steht. Insofern ist das vielleicht ein kleiner Vorteil für uns.

Sie kennen Thomas von Heesen aus Ihrer gemeinsamen Zeit in Bielefeld. Können Sie sich vorstellen, wie er seine Truppe heiß machen wird?

Marx: Ich bin mir sicher, dass Tommy seine Mannschaft sehr gut einstellen wird. Er kennt ja noch fast alle Spieler und weiß, was in Bielefeld in der Vergangenheit abgelaufen ist. Dennoch denke ich, dass es kein großer Nachteil für uns ist, weil man das Ganze auch umdrehen und sagen kann: Wir kennen von Heesens Philosophie! Insofern gleicht sich das aus.

Vielen Dank Herr Marx, für das nette Gespräch!

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