"Wir brauchen den Killerinstinkt"

Nürnberg - "Wenige Trainer ärgern sich nach einem 1:1 gegen die Bayern. Ich gehöre dazu, denn ein Sieg wäre für uns absolut verdient gewesen", warf Club-Trainer Thomas von Heesen bei der Pressekonferenz am Donnerstag zunächst einen Blick zurück. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war in Ordnung. Leider hat uns eine Unaufmerksamkeit die drei Punkte gekostet."

Am Samstag unternimmt seine Elf bei der Eintracht den nächsten Anlauf, einen "Dreier" einzufahren - es wäre die 500ste Bundesliga-Niederlage für Frankfurt. "Wir wollen ans Limit gehen. Die Frankfurter sind derzeit voller Euphorie, sie haben nichts mehr zu verlieren, haben ihr Klassenziel erreicht. Wir werden uns gut auf Frankfurt einstellen. Es kommt darauf an, dass wir die Selbstüberzeugung haben, ein Spiel entwickeln zu können." Nach zuletzt drei Siegen am Stück sind die Adlerträger nur noch drei Punkte von der Qualifikation zur Champions League entfernt.

"Chancen besser nutzen"

Beim Club hat sich die Tabellensituation am letzten Wochenende zwar verschlechtert. Dennoch gehen die Franken mit neuem Mut ins Saisonfinale. Zvjezdan Misimovic, Nürnbergs bester Torschütze: "Wenn wir so auftreten wie gegen Bayern, schlägt uns keiner." Dazu muss der 1.FCN aber sein Defizit beheben. Von Heesen: "Wir lassen vor allem die letzten Chancen im Spiel liegen, dies macht derzeit den Unterschied zu allen anderen Gegnern aus. Diesen Schalter müssen wir umlegen. Wir spielen kompakt, sind aber vorn nicht erfolgreich. Die Torausbeute ist einfach zu niedrig. Wir müssen unsere Chancen besser nutzen, dazu brauchen die Spieler den Killerinstinkt."

Vielleicht kann Angelos Charisteas, der mit vier Treffern erfolgreichste Nürnberger Angreifer, das Seine dazu beitragen. "Harry steigert sich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Er kann uns sicher helfen. Er wird Räume schaffen, den Zug zum Tor haben und energisch in die Zweikämpfe gehen", so von Heesen. Sicher ist, dass von hinten wie gegen die Bayern Jaromir Blazek die Kommandos gibt. "Jaromir brauchte Zeit, um einmal runterfahren zu können, um sich wieder auf seinen Job fokussieren zu können. Er kann der Mannschaft jetzt wieder helfen, er wird Samstag im Tor stehen."

Defensivprobleme auf beiden Seiten, gute Vorzeichen für den Club

Die Chancen, so versichert Frankfurts Stürmer Ioannis Amanatidis im Interview mit fcn.de, sind für beide Teams trotz der unterschiedlichen Ausgangslage gleich groß: "Es gibt keinen Favoriten". Und auch die Ausfallliste ist in beiden Lagern ähnlich lang. Nürnberg stehen die Gelb-gesperrten Andreas Wolf und Marco Engelhardt sowie die verletzten Jaouhar Mnari (Knieprobleme) und Dominik Reinhardt (Muskelfaserriss) nicht zur Verfügung. Bei Frankfurt fallen gegenwärtig Sotirios Kyrgiakos (Nasenbeinbruch), Aaron Galindo (Muskelfaserriss) und Chris (Sehnenentzündung am Fuß) aus.

Die Vorzeichen stehen gut für den Club. Schließlich verbinden nicht nur Robert Vittek und Zvjezdan Misimovic schöne Erinnerungen an die Eintracht. Vittek erzielte seinen letzten Bundesliga-Treffer gegen Frankfurt, Misimovic traf in der Rückrunde bislang gegen jeden Gegner, gegen den er bereits in der ersten Saisonhälfte erfolgreich war - darunter u.a. die Eintracht.  Auch von Heesen machte gute Erfahrungen mit den Hessen. Am 11. November 2006, dem 12. Spieltag der Vorsaison, errang er mit Arminia Bielefeld seinen letzten Sieg als Trainer. Klappt's am Samstag wieder, muss er sich diesmal hinterher ganz bestimmt nicht ärgern...

Amanatidis: "Es gibt keinen Favoriten"

Leistungsträger und Top-Torjäger der Eintracht: Ioannis Amanatidis

Nürnberg - Ioannis Amanatidis steht wie wohl kein anderer Eintracht-Profi für den stabilen Höhenflug seiner Elf in der Bundesliga. Frankfurt ist am Samstag (05.04.08, 15.30 Uhr) der nächste Gegner für den Club. Spätestens dann soll der Aufwind in Hessen (wenigstens vorübergehend) abflauen. Vor dem Gastspiel in der Commerzbank-Arena sprach fcn.de mit dem Stürmerstar der Mannschaft von Friedhelm Funkel über die Eintracht-Erfolgsspur, das anstehende Duell mit den Nürnbergern und die EM im Sommer.

fcn.de: Herr Amanatidis, unser Respekt für das 2:0 in Leverkusen! Was sind derzeit Frankfurts Trümpfe?

Ioannis Amanatidis: Wir haben keinen Druck mehr, können befreit aufspielen. Ich denke, dies ist unser größter Trumpf. Außerdem sind wir ein Team. Jeder arbeitet für jeden - alle laufen für alle. Aber wir haben auch Probleme. Viele Stammspieler sind verletzt, so dass wir improvisieren müssen.

Würden Sie sagen: Der jetzige Tabellenplatz sieben wird dem Saisonverlauf und der Qualität der Mannschaft gerecht oder ist es "nur" ein positiver Ausreißer in der Leistungskurve?

Amanatidis: Das werden wir sehen. Ich denke, der Platz, auf dem wir am Ende stehen, wird der sein, auf den wir aufgrund unserer Saisonleistung auch gehören.

Plötzlich sind die UEFA-Cup- und Champions-League-Ränge zum Greifen nah. Die Eintracht-Fans singen schon das Europapokal-Lied. Steigt jetzt auch innerhalb der Mannschaft der Druck, etwas erreichen zu müssen?

Amanatidis: Nein, wir haben gar keinen Druck. Unser Ziel waren 45 Punkte plus X - das schaffen wir! Wenn wir das erreicht haben, ist alles andere ein Bonus. Wir können locker an die letzten Spiele herangehen und befreit aufspielen. Das soll aber nicht heißen, dass wir es dann schleifen lassen. Wir wollen möglichst jedes Spiel gewinnen.

Schielt man insgeheim vielleicht auch auf Platz sechs? Durch das veränderte System ist die Wahrscheinlichkeit, über den UI Cup ins internationale Geschäft zu kommen, groß ...

Amanatidis: Im Moment schielen wir auf gar nichts, sondern nur auf das nächste Spiel. Alles andere bringt nichts.

Mit Stuttgart, wo Ihre Profi-Karriere begann und wo Sie aufgewachsen sind, wurden Sie 2003 Vize-Meister. Außerdem spielten Sie dort schon Champions League. Wäre die Rückkehr zum VfB irgendwann eine Option für Sie?

Amanatidis: Ich habe bei der Eintracht einen Vertrag bis 2010 und fühle mich hier sehr wohl. Im Fußball kann soviel passieren, da kann man nie eine Prognose darüber stellen, was in einigen Jahren passieren wird. Derzeit bin ich sehr zufrieden mit der Eintracht, dem tollen Stadion, den Fans und der Entwicklung, die wir nehmen.

Laut Medienberichten hatte der Club in dieser Saison an Ihnen Interesse - ist da was dran?

Amanatidis: Keine Ahnung. Solche Dinge regelt mein Berater. Aber wie gesagt, ich habe ja bei der Eintracht im letzten Jahr meinen Vertrag bis 2010 verlängert. Dies hätte ich nicht gemacht, wenn ich mir dabei nicht etwas Bestimmtes gedacht hätte.

Zum Spiel am Samstag: In der Hinrunde gab's für Frankfurt eine Packung, Nürnberg gewann 5:1. Wie sehr hat die Niederlage zum damaligen Zeitpunkt geschmerzt?

Amanatidis: Sehr, denn wir waren in den ersten 45 Minuten die bessere Mannschaft. Aber nach der Pause sind wir total eingebrochen und wissen bis heute nicht warum. Außerdem haben wir noch eine Rechnung aus dem letzten Pokalwettbewerb offen...

Darin gewann der Club letzte Saison 4:0, davor hatte die Eintracht eine lange Phase, in der sie gegen Nürnberg ungeschlagen blieb. Was für eine Partie erwarten Sie diesmal?

Amanatidis: Es wird schwer für uns, aber auch sehr schwer für den Club. Es gibt keinen Favoriten. Wir müssen viele Stammkräfte ersetzen, der 1.FCN hat Abstiegssorgen und entsprechend hohen Druck. Es wird eine spannende Partie.

Ein potenzieller Gegenspieler von Ihnen, Andreas Wolf, fällt Gelb-gesperrt aus. Vorteil Eintracht?

Amanatidis: Nein, denn dann spielt jemand anderes und wird alles daran setzen, seine Chance zu nutzen.

Mit einem anderen Cluberer, Angelos Charisteas, spielen Sie zusammen in der Nationalmannschaft. Wie verstehen Sie sich?

Amanatidis: Gut. Wir sind Griechen und möchten mit der Nationalmannschaft eine gute EURO spielen. Am Samstag während der 90 Minuten muss unsere Freundschaft aber ruhen, denn dann zählen alleine unsere Klubs.

Wie schätzen Sie Griechenlands Chancen bei der EM ein? Könnte eine ähnliche Überraschung wie 2004 gelingen? Oder wäre das für Sie schon gar keine Überraschung mehr...?

Amanatidis: Es kann alles passieren. Bei der EURO-Endrunde kommen die 14 besten Teams Europas zusammen und dazu noch die beiden Gastgeberländer, die von ihren Fans nach vorne gepusht werden. Jede Mannschaft, die an den Start geht, kann ins Finale kommen und den Titel holen. Wir möchten zunächst einmal die Gruppenphase überstehen. Dann sehen wir weiter. Ich denke, für Griechenland ist es bereits ein Erfolg gewesen, dass wir uns erneut für diese Endrunde qualifiziert haben. Alleine das hat gezeigt, dass unser Titelgewinn 2004 keine Eintagsfliege gewesen ist. Wir arbeiten hart für den Erfolg.

Dann wünschen wir Ihnen zumindest in der griechischen Nationalmannschaft Erfolg. Danke schön!

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