"Wollen wieder eine Bastion werden"

Nürnberg - Der 1.FCN steht kurz vor dem wichtigen Heimspiel gegen Hertha BSC noch unter dem positiven Eindruck vom 2:1-Sieg im UEFA Cup gegen Alkmaar. Dementsprechend blickte Club-Trainer Hans Meyer bei der Pressekonferenz am Donnerstagmittag (06.12.07) noch einmal zurück: "Es ist natürlich positiv, gegen eine Mannschaft wie Alkmaar zu gewinnen. Die Holländer waren eine der besten Mannschaften in ihrer Liga in den letzten fünf Jahren; eine der erfolgreichsten Mannschaften im europäischen Wettbewerb in den vergangenen vier Jahren, und im Ranking des UEFA-Pokals rangieren sie an dritter Stelle."

Dann ging es in die detaillierte Spielanalyse. Meyer: "In der ersten Halbzeit sind wir gar nicht zum Spielen gekommen, da hat AZ gezeigt, was sie vor haben. Aber in der zweiten Hälfte sind wir zurückgekommen und haben dem Gegner nicht mehr so die Dominanz überlassen." Für das konsequente Anrennen wurden die Cluberer mit der Wende und zwei Toren von Marek Mintal belohnt. Auch wenn der Club-Publikumsliebling Slowake ist - letztendlich war der Grund, warum der Bundesligist dem Ehrendivisionär den Zahn zog, "diese deutschen Tugenden, wie z.B. die Einstellung nie aufzugeben. Die Holländer haben Respekt davor", so Meyer, der fortfuhr: "Holländer sind sich erst sicher, gegen eine deutsche Mannschaft gewonnen zu haben, wenn sie in der 96. Minute mit 3:0 führen und sie wissen, dass der Schiri in einer Minute abpfeift."

"Zuhause sauberer bleiben"

Die Sorge, dass seinen Schützlingen der erste "Dreier" in Gruppe A zu Kopf steigen könnte, hat Meyer nicht: "Ich denke, wir müssen nach dem gestrigen Sieg niemanden runterholen, weil er denkt, dass wir Weltmeister geworden sind." Vielmehr gilt es jetzt, sich voll auf die wichtige Aufgabe in der Liga zu konzentrieren. Zumal Meyer trotz des 2:1 auch Ansätze gesehen hatte, die Anlass zu Kritik gaben: "In dieser Saison haben wir in keinem Spiel die richtige Souveränität gehabt. Wir müssen versuchen, zuhause sauberer zu bleiben und auswärts Punkte aufzuholen."

Im easyCredit-Stadion blieb der Club zumindest zuletzt richtig sauber: Vor dem Alkmaar-Spiel gewannen die Franken schon gegen Dortmund (2:0). Diese Serie möchte Meyer mit seinen Jungs möglichst lange fortsetzen: "Die Hoffnung über die zurückgewonnene Heimstärke, nach zuletzt zwei gewonnenen Spielen, kannst du immer haben. Aber genau wissen, kannst du es nicht. Natürlich wollen wir wieder eine Bastion werden." Bis auf die Langzeitverletzten sind Meyers Spieler alle gesund; nur der wieder erstarkte Ivan Saenko musste am Donnerstagnachmittag nach erneuten Kniebeschwerden den Arzt konsultieren.

Keine Konstanz bei der Alten Dame

"Hertha hat zuletzt auch Probleme gehabt. Sie befinden sich im Umbruch", nahm der Coach auch zum Gegner Stellung und meinte damit nicht nur die Ausfälle von Lucio (Reha nach Knie-OP), Shootingstar Patrick Ebert (Außenbandanriss) und Lukasz Piszczek (Muskelfaserriss). Jaroslav Drobny, Torhüter bei der "Alten Dame", formuliert die Probleme seines Teams so: "Wechselhaft ist die richtige Bezeichnung für die Hinrunde von Hertha. Guten Spielen zuhause folgten schlechte Spiele auswärts. Wir schaffen es einfach nicht, unsere Leistung konstant über mehrere Spiele abzurufen. Und wir schaffen es leider auch nicht, mal 90 Minuten auf einem Niveau zu spielen."

Nach den Abgängen von Stammspielern wie Dejagah, Bastürk, van Burik, Kevin Boateng oder Gimenez baute der neue Trainer Lucien Favre bei den Berlinern ein stark verändertes Gerüst auf, in dem Auslands-Importe wie Fabian Lustenberger, Tobias Grahn oder Steve von Bergen noch nicht wie erhofft einschlugen. Auch Drobny ruft noch nicht sein Potenzial ab, das er bei seinem früheren Verein VfL Bochum gezeigt hatte. "Bei ein paar Aktionen habe ich bestimmt unglücklich ausgesehen und Pech gehabt, bei anderen Aktionen habe ich gezeigt, was ich zu leisten im Stande bin", so der Tscheche. Die Leistung des Hertha-Keepers wird die Club-Fans allerdings am Sonntag weniger interessieren. Hauptsache das runde Leder landet in seinem Tor...

Drobny: "Haben noch eine Menge Arbeit"

Neuer Stammkeeper der Hertha: Jaroslav Drobny (28) aus Tschechien

Nürnberg - Seit Saisonbeginn hütet Jaroslav Drobny das Tor der Hertha, die am Sonntag (09.12.07, 17.00 Uhr) nächster Club-Gegner in der Bundesliga ist. Der 28-Jährige stand vor seiner letzten Station, dem VfL Bochum, beim FC Fulham und davor vier Jahre lang bei Panionios Athen unter Vertrag. fcn.de bat den Tschechen anlässlich des Gastspiels der Berliner in Nürnberg zum Gespräch.

fcn.de: Herr Drobny, Sie sind erst zu dieser Saison zur Hertha gewechselt und haben sich gegen Christian Fiedler durchgesetzt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Neuanfang in Berlin, und was war ausschlaggebend für den Stammplatz?

Jaroslav Drobny: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass der Konkurrenzkampf zwischen Christian Fiedler und mir absolut sauber und fair abgelaufen ist. Die Entscheidung, wer dann letztendlich im Tor steht, hat der Trainer getroffen. Als Neuanfang bezeichne ich den Wechsel nach Berlin allerdings nicht. Immerhin habe ich in Bochum schon in der Bundesliga gespielt. Aber es ist richtig, dass ich mich in Berlin sehr wohl fühle.

Vor Ihrer Zeit beim VfL Bochum haben Sie viele Vereins-Stationen durchlaufen, darunter auch den FC Fulham in der Premier League. Sind Sie ein "Wandervogel", oder was waren die Gründe dafür?

Drobny: Ich bin kein Wandervogel, aber die Umstände haben mich dazu gezwungen, häufiger in anderen Vereinen zu spielen. Sehen Sie, ich war vier Jahre in Griechenland, danach bin ich nach England gewechselt und wurde verletzt. Um Spielpraxis zu sammeln, habe ich dann dort in mehreren Klubs gespielt. Das Gleiche gilt für den Aufenthalt in den Niederlanden, wo ich nur zwölf Spiele absolviert habe, aber Spielpraxis brauchte. Bei Hertha BSC habe ich einen Dreijahresvertrag unterzeichnet, den ich auch erfüllen möchte.

Im Fachmagazin kicker sind Sie laut Saison-Durchschnittsnote (3,43) der beste Berliner hinter Marko Pantelic (3,32). Sehen Sie Ihre eigene Leistung auch so?

Drobny: Grundsätzlich sollen andere meine Leistungen beurteilen, in dem Fall die Mitarbeiter des Fachmagazins. Ich sehe meine Leistungen sehr kritisch. Bei ein paar Aktionen habe ich bestimmt unglücklich ausgesehen und Pech gehabt, bei anderen Aktionen habe ich gezeigt, was ich zu leisten im Stande bin. Eigentlich bin mit meinem persönlichen Saisonverlauf zufrieden.

Die Hertha durchlebt bislang eine sehr wechselhafte Hinrunde. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Drobny: Wechselhaft ist schon die richtige Bezeichnung für die Hinrunde von Hertha BSC. Guten Spielen zuhause folgten schlechte Spiele auswärts. Wir schaffen es einfach nicht, unsere Leistung konstant über mehrere Spiele abzurufen. Und wir schaffen es leider auch nicht, mal 90 Minuten auf einem Niveau zu spielen. Demzufolge haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns.

Sie werden am Sonntag in Nürnberg auf eine Mannschaft treffen, die vehement um jeden Punkt kämpft. Was erwarten Sie von diesem Spiel und dem Gegner?

Drobny: Nürnberg wird natürlich versuchen, vor allen Dingen zuhause zu punkten. Dementsprechend engagiert wird der Club zu Werke gehen. Mal abwarten, wie die Mannschaft das Spiel gegen Alkmaar verkraftet hat. So ein Spiel unter der Woche geht natürlich an die Substanz, kann aber auf der anderen Seite im Erfolgsfall auch beflügeln.

In Tomas Galasek und Jaromir Blazek stehen zwei ihrer Landsleute in Diensten des 1. FC Nürnberg. Kennen Sie die beiden persönlich?

Drobny: Persönlich kenne ich beide Spieler nur von den Spielen gegeneinander. Ich telefoniere nicht mit ihnen, und wir haben auch sonst keinen Kontakt. Gegen beide Spieler habe ich in der Vergangenheit schon gespielt, gegen Galasek in den Niederlanden und gegen Blazek in der tschechischen Liga.

In der Vorsaison gab es zwischen Nürnberg und Berlin zwei enge Duelle, die jeweils das Heimteam mit 2:1 knapp für sich entschied. Wie stellt Ihr Trainer Lucien Favre Sie und Ihre Mannschaft ein, um am Sonntag zu punkten?

Drobny: Wir wollen natürlich unsere schwache Auswärtsbilanz aufbessern und vor dem schweren Heimspiel gegen die Bayern am liebsten drei Punkte holen, um den Abstand nach unten zu vergrößern. Wir müssen mutig nach vorne spielen, dürfen aber unsere Defensive nicht vernachlässigen. Der Trainer wird uns bestimmt richtig auf den Gegner einstellen.

Wie groß ist Ihr Einfluss als Torwart auf das Offensivspiel der Hertha, wo es zuletzt desöfteren haperte?

Drobny: Der Einfluss als Torwart ist von ganz hinten sehr begrenzt. Ich kann nur versuchen, mit präzisen Abwürfen oder Abschlägen das Spiel schnell zu machen und eventuell Konter einzuleiten. Spielt die Mannschaft sehr offensiv, habe ich als Torwart in der Regel mehr Arbeit, weil dann für den Gegner Platz in der Defensive vorhanden ist.

Sie hatten bereits zahlreiche Einsätze in der tschechischen U21-Auswahl. Ist die A-Nationalmannschaft noch ein Thema für Sie? Und wie schätzen Sie die Chancen Tschechiens in der EM-Gruppe A mit Portugal, der Schweiz und der Türkei ein?

Drobny: Die A-Nationalmannschaft ist momentan überhaupt kein Thema, weil mit Petr Cech einer der besten Torhüter der Welt bei uns im Tor steht, und er für einen Torhüter auch noch sehr jung ist. Ich denke, dass Tschechien in der Gruppe gute Chancen hat, weiterzukommen. Immerhin haben wir in der Qualifikation die Deutschland-Gruppe auf Platz eins abgeschlossen. Portugal ist bestimmt ein heißer Kandidat für den Gruppensieg, Schweiz hat den Heimvorteil und die Türkei ist immer unberechenbar. Leicht wird es für Tschechien nicht, aber wenn das Weiterkommen verpasst wird, wird es in der Öffentlichkeit herbe Kritik geben.

Herr Drobny, vielen Dank für das Gespräch!

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