Club heiß auf Bielefeld

Nürnberg - Es könnte ein schönes Fußballfest werden, wenn der 1. FC Nürnberg am Sonntag (15.10.06, 17.00 Uhr) Arminia Bielefeld im easyCredit-Stadion empfängt. Nach zweiwöchiger Bundesliga-Pause fiebern die FCN-Fans der Partie entgegen: Bis Freitagnachmittag wurden bereits 35.000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Aber auch die Cluberer, allen voran Robert Vittek und Marek Mintal, brennen darauf, endlich wieder ein Erfolgserlebnis feiern zu können.

Die beiden Slowaken waren nach der Pleite mit ihrer Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland (1:4) natürlich frustriert. Hans Meyer glaubt aber nicht, dass die Enttäuschung über die deutliche Niederlage negative Auswirkungen auf die Leistung der beiden Stürmer in der Bundesliga haben wird: "Das Länderspiel am Mittwoch hat rein gar nichts mit dem Spiel am Sonntag zu tun. Marek und Robert waren beide nicht hundertprozentig fit und die deutsche Mannschaft sehr stark", so der Club-Coach am Freitag auf der Pressekonferenz. Meyer rechnet eher damit, dass seine beiden Schützlinge jetzt erst recht angreifen werden: "Sie trotzen und wollen am Sonntag unbedingt gewinnen."

"Allen geht es gut"

Die Steißbeinprellung, die Vittek am Mittwoch nach einem Zweikampf mit dem Berliner Arne Friedrich davon getragen hatte, wird dabei nicht hinderlich sein. "Robert ist wieder fit, und auch Jan Kristiansen konnte nach seinem Fieber wieder mit leichtem Lauftraining beginnen", informierte Meyer. Auch bei Leon Benko gab's Entwarnung. Die Fleischwunde unterhalb des rechten Knies, die sich der Stürmer am Donnerstag im Training zugezogen hatte, wurde genäht. Meyer: "Alle sind im Aufgebot. Also geht es allen gut." Lediglich die Langzeitverletzten Marco Engelhardt und Joshua Kennedy müssen sich weiterhin gedulden, während Jaouhar Mnari aufgrund seiner Roten Karte aus dem Mainz-Spiel (1:1) für eine Begegnung gesperrt ist.

Vor allem im Hinblick auf die acht Club-Spieler, die in den vergangenen Tagen für ihre Nationalmannschaften unterwegs gewesen waren und sämtlich wieder heil nach Hause gekommen sind, eine positive Nachricht. Auch wenn die Stammkräfte natürlich bei der Vorbereitung auf das Bielefeld-Spiel gefehlt haben. In dieser Hinsicht befindet sich der Gegner, der mit Christian Eigler (U21) nur einen Auswahlspieler in den eigenen Reihen hat, eindeutig im Vorteil. "Bielefeld hatte zwei Wochen Zeit, um mit dem kompletten Kader intensiv zu arbeiten", so Meyer.

"Von Heesen leistet Fantastisches"

Keine Nationalspieler bedeutet allerdings auch, dass die Qualität im Kader niedriger ist. Dennoch warnte Meyer entschieden davor, die Arminia zu unterschätzen. "Wer sind wir, dass wir von vorneherein sagen können, das Spiel und die Punkte buchen wir auf der Habenseite ab." Seinen 18 Jahre jüngeren Kollegen lobte der Nürnberger Trainer für dessen ausgezeichnete Arbeit: "Thomas von Heesen leistet in Bielefeld Fantastisches. Und es wundert mich schon, dass sein Name nie fällt, wenn irgendwo wieder einmal der beste Trainer gesucht wird."

Der vormalige Bielefelder Sportdirekter wird am Sonntag ebenfalls personell aus dem Vollen schöpfen können. Lediglich Kapitän Mathias Hain fehlt wegen eines Muskelfaserrisses und wird durch Torwart Nummer 2 Marc Ziegler ersetzt. Sibusiso Zuma, Arminias gefährlichster Stürmer, dürfte dagegen nach langer Verletzungspause zu seinem ersten Einsatz kommen.

Mintal mit Siegtreffer? "Mir wäre das recht"

Die Ostwestfalen sind gewappnet und reisen selbstbewusst ins easyCredit-Stadion: "Wenn wir von Anfang an gut stehen, dann haben wir gute Chancen zu punkten. Mit unserem Team können wir gegen alle anderen Bundesliga-Teams bestehen - egal ob zuhause oder auswärts", meinte Arminias Mittelfeldakteur Jonas Kamper im Interview mit fcn.de.

Aber auch die Cluberer wollen nach vier Unentschieden in Folge endlich mal wieder einen Dreier einfahren. Zumal der letzte Heimsieg gegen Bielefeld vom 23. August 1983 datiert (2:0) und damit schon über 23 Jahre zurückliegt. Und wer weiß, vielleicht wird ja sogar Mintal, der nach seiner langen Verletzung für die slowakische Nationalmannschaft bereits vier Mal traf - "fast ein Wunder" (Meyer) - in der Meisterschaft aber noch kein Glück hatte, sogar zu einer Spiel entscheidenden Figur. Meyer will sein "Torphantom" langsam wieder aufbauen und ihn nicht unter Druck setzen. Aber: "Wenn Mintal am Sonntag gegen Bielefeld den Siegtreffer erzielt, wäre mir das auch recht", so der Club-Coach.

Tickets für Kurzentschlossene

Wer noch keine Eintrittskarten für die Partie hat, kann sich die Tickets am Samstag in beiden 1. FCN-Fan-Shops

  • in der Nürnberger Innenstadt an der Ludwigstraße (Öffnungszeiten 9.30 Uhr - 18.00 Uhr)
  • und am Sportpark Valznerweiher (Öffnungszeiten 9.30 Uhr - 14.00 Uhr) besorgen.

Am Sonntag öffnen sowohl die Stadionfrühkasse als auch der Fan-Shop Valznerweiher für Kurzentschlossene bereits um 11.00 Uhr.

Kamper: "Ich weiß, was ich kann"

Jonas Kamper: "Haben eine gute Chance in Nürnberg zu punkten"

Nürnberg - Als Arminia Bielefeld im Sommer Jonas Kamper vom dänischen Klub Bröndby IF verpflichtete, kannte den 23-jährigen Mittelfeldspieler in Deutschland kaum jemand. Das änderte sich schlagartig, als Kamper am 4. Spieltag mit einem sehenswerten Freistoß Bielefelds 2:1-Siegtreffer gegen Bayern München erzielte. Am letzten Bundesliga-Wochenende machte der Däne beim 3:1 seines Teams gegen Cottbus mit drei Assists erneut auf sich aufmerksam.

Den selbstbewussten Kamper überrascht sein gegenwärtiger Lauf nicht: "Ich weiß, was ich kann." Vor dem Auswärtsspiel der Arminia beim 1. FC Nürnberg am Sonntag (15.10.06, 17.00 Uhr) unterhielten wir uns mit dem aufstrebenden Talent.


fcn.de: Jonas Kamper, Sie sind im Sommer von Bröndby IF zu Arminia Bielefeld gewechselt. Wie fühlen Sie sich in Ostwestfalen?

Jonas Kamper:  Sehr gut. Jeder ist sehr nett zu mir. Ich wurde hier gut aufgenommen. Die Fans sind fantastisch. Sie unterstützen mich und feuern mich an. Dafür bin ich sehr dankbar!

Vor dem Spiel gegen Bayern München kannte in Deutschland kaum jemand Ihren Namen. Dann gelang Ihnen gegen den Rekordmeister in der Schlussphase mit einem Freistoß der Siegtreffer zum 2:1 und plötzlich waren Sie in aller Munde. Hat sich für Sie persönlich seit Ihrem Prachtschuss etwas geändert?

Jonas Kamper: Nein, ich bin der Gleiche geblieben. Ich bleibe mit meinen beiden Füßen auf dem Boden. Aber es war ein sehr schönes Gefühl gegen Bayern den Siegtreffer geschossen zu haben.

Ihr Tor gegen die Bayern hätte man noch als einen "Einmal-im-Leben-Treffer" titulieren können. Doch am vergangenen Spieltag beim 3:1 Ihrer Mannschaft gegen Cottbus schlugen Sie erneut zu - zwar nicht als Torschütze, dafür aber gleich dreimal als Vorbereiter. Sind Sie selbst überrascht darüber, wie gut es für Sie bei der Arminia läuft?

Jonas Kamper: Nicht wirklich. Ich weiß, was ich kann. Ich versuche immer ein hohes Level für Arminia zu spielen, um dem Team zu helfen und damit wir gewinnen.

Eigentlich sind Sie für die rechte Außenbahn verpflichtet worden. Gegen Cottbus spielten sie aber in der zweiten Halbzeit gemeinsam mit Ioannis Masmanidis einen doppelten Zehner. Die drei Assists waren die Folge. Wird man Sie in Zukunft öfter in der Rolle des Spielmachers wieder finden?

Jonas Kamper: Da müssen Sie den Trainer fragen. Ich versuche auf jeder Position mein Bestes zu geben.

Für die Arminia war der Saisonverlauf bislang durchwachsen. Auf den Sieg gegen die Bayern, der eigentlich Selbstvertrauen hätte geben müssen, folgte das 1:2 beim direkten Konkurrenten VfL Bochum. Zuletzt dann der Erfolg gegen Aufsteiger Cottbus. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden?

Jonas Kamper: Der Saisonstart war nicht so schlecht. Vielleicht hätten wir ein, zwei Punkte mehr machen müssen, aber okay... Auf jeden Fall wird Arminia am Ende der Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Da bin ich mir sicher.

Am Sonntag tritt Bielefeld beim 1. FC Nürnberg an. Die Cluberer belegen trotz zuletzt vier Unentschieden in Folge den zweiten Platz. Wie stark schätzen Sie die Nürnberger ein?

Jonas Kamper: Sie haben ein gutes Team mit starken Spielern. Sie sind sehr stark zuhause. Sie werden uns sicher früh attackieren, aber wir werden dagegen halten und unsere Stärken ausspielen.

Bielefeld hat in der Fremde bislang erst einen Punkt ergattert. Wie wird Ihr Team am Sonntag in die Partie gehen, damit es nach dem 7. Spieltag nicht dabei bleibt?

Jonas Kamper: Wir müssen sofort wach sein, denn Nürnberg wird schnell Druck machen. Wenn wir von Anfang an gut stehen, dann haben wir eine gute Chancen zu punkten. Mit unserem Team können wir gegen alle anderen Bundesliga-Teams bestehen - egal ob zuhause oder auswärts.

Vielen Dank, Herr Kamper, für das Gespräch.

Dr. Merk an der Pfeife

Einer der Erfahrensten seiner Zunft: Dr. Markus Merk

Nürnberg/Frankfurt a. M. - Dr. Markus Merk leitet am Sonntag (15.10.06, 17.00 Uhr) das Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen Arminia Bielefeld. Der Zahnarzt gehört national und international zu den bekanntesten und angesehensten Referees. Merk war bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land der einzige deutsche Vetreter seiner Zunft. Zwei Jahre zuvor hatte der 44-Jährige bereits bei der Eurpomeisterschaft in Portugal mit tollen Leistungen für Furore gesorgt. Der Lohn: Merk durfte das Endspiel pfeifen.

Weitere Highlights in der Karriere des Unparteiischen sind das Europapokal-Endspiel der Pokalsieger 1997 sowie das Champions-League-Finale 2003. Bereits fünfmal konnte Merk die Auszeichnung "Schiedsrichter des Jahres" (1994/95,1995/96, 1999/2000, 2002/03 und 2003/04) einheimsen, zweimal wurde Merk sogar Weltschiedsrichter (2004, 2005).

Drei Niederlagen in der vergangenen Saison

Merk ist bereits seit 1984 DFB-Schiedsrichter, seit 17 Jahren pfeift er in der Beletage des deutschen Fußballs. 294 Bundesliga-Spiele hat der Referee bereits auf dem Buckel. Auch seine internationale Bilanz ist beeindruckend: Bei 43 A-Länderspielen, 73 Europapokal-Partien, zwei Europameisterschaften (2000 Niederlande/Belgien, 2004 Portugal), zwei Weltmeisterschaften (2002 Südkorea/Japan, 2006 Deutschland) sowie den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona war der FIFA-Schiedsrichter im Einsatz.

Den Nürnbergern hat Merk in der vergangenen Saison allerdings wenig Glück gebracht. Drei Club-Partien fanden unter seiner Leitung statt. Alle drei gingen verloren: 0:3 in Hamburg, 1:2 gegen Dortmund sowie 0:1 gegen Frankfurt. Höchste Zeit also, dass es diesmal gegen Bielefeld einen anderen Ausgang nimmt. An den Seitenlinien assistieren am Sonntag im easyCredit-Stadion Jan-Hendrik Salver und Heiner Müller, vierter DFB-Offizieller ist Michael Kempter.

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