Stephanie Gräber von Radio Gong 97,1 mit der Vorschau zum Heimspiel des 1.FCN am Samstag gegen Hertha BSC.

Nur einer kann gewinnen!

Nürnberg - Das Heimspiel des 1. FC Nürnberg am Samstag (31.03.07, 15.30 Uhr) gegen Hertha BSC ist für die Cluberer schon so etwas wie das erste kleine Finale im Rückrunden-Endspurt. Bei acht noch ausstehenden Partien hat die heiße Phase im Kampf um UEFA-Pokalplatz fünf begonnen. Kein Wunder, dass die Eintrittskarten ins easyCredit-Stadion begehrt sind. Bis Donnerstag waren bereits 45.000 Tickets verkauft. Für die entsprechende Kulisse ist also gesorgt.

Neben dem sportlichen Aspekt hat das Duell auch noch einen weiteren besonderen Hintergrund. Immerhin rettete Hans Meyer die Berliner in seiner Zeit als Hertha-Trainer (1. Januar bis 30. Juni 2004) vor dem Abstieg. Und auch Martin Bader arbeitete zwischen 1998 und 2003 sehr erfolgreich für die Hauptstädter. Dennoch möchte Meyer die Partie nicht überbewerten: "Ja, da kommen Freunde nach Nürnberg. Für mich ist das aber trotzdem ein ganz normales Spiel. Ich habe mittlerweile zu Nürnberg und dem Verein eine viel engere Bindung als zu Hertha damals", so der Club-Coach am Donnerstag auf der Pressekonferenz. Und auch Sportdirektor Bader sieht am Samstag in Hertha lediglich "einen Konkurrenten um Platz fünf, den wir besiegen wollen."

"Wir dürfen die Berliner nicht ins Spiel kommen lassen"

In der Tabelle hat Nürnberg die Nase vorne und liegt mit 38 Punkten auf Platz sechs - einen Zähler hinter Leverkusen. Hertha hat seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen und ist auf Rang acht abgerutscht - bei 34 Punkten. Die Berliner stellen zudem das drittschwächste Auswärtsteam der Liga. Einen Selbstläufer erwartet beim Club allerdings niemand. "Hertha ist kein Außenseiter", so Meyer im Hinblick auf die Begegnung des 27. Spieltags. "Falko Götz' Mannschaft durchlebt nur das, was jedem Team in der Saison mal passiert. Auch die Serie von sechs nicht gewonnenen Spielen reißt wieder. Gegen Cottbus zum Beispiel haben die Berliner richtig gut gespielt und dann dieses dumme Tor kassiert." 0:1 hatte "die alte Dame" zuletzt im eigenen Stadion gegen den Aufsteiger aus der Lausitz verloren. Für Club-Verteidiger Dominik Reinhardt kein Grund, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen - im Gegenteil: "Die müssen eigentlich dringend einmal wieder gewinnen."

Das gleiche gilt allerdings auch für die Cluberer, die eine Durststrecke von vier Partien ohne Sieg hinter sich haben und nach dem 0:0 in Dortmund vom letzten Spieltag wieder auf ein Erfolgserlebnis hoffen. Zumal sie auch noch aus der Hinrunde eine Rechung offen haben, als sie etwas unglücklich in Berlin mit 1:2 unterlagen, und auch die Gesamtbilanz gegen Hertha ist etwas verbesserungswürdig (7-14-12). Meyer erläutert eine mögliche Sieg-Strategie: "Wir dürfen die Berliner nicht ins Spiel kommen lassen", warnt der Trainer. "Die Mannschaft hat eine sehr hohe Qualität. Boateng und Gilberto sind erstklassige Spieler. Simunic halte ich für den besten Verteidiger der Liga." Kevin Boatengs Bruder Jerome fällt am Samstag aufgrund einer Wadenprellung aus. Für den 18-Jährigen könnte Sofian Chahed, der in der Rückrunde verletzungsbedingt noch nicht zum Zuge kam, sein Comeback geben.

Beauchamp in der Anfangself

Die Personalien des Gegners interessieren aber nur am Rande. Viel wichtiger sei es, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren: "Wir tun uns gegen offensiv spielende Mannschaften immer leichter", weiß Meyer und hebt ein weiteres Plus seines Teams hervor: "Wir sind wieder eine heimstarke Mannschaft." Die es hoffentlich auch nicht aus dem Konzept bringen wird, sollte Berlins Spielmacher Yildiray Bastürk in Nürnberg erstmals seit dem 20. Spieltag auflaufen. Ob Falko Götz auch wieder auf die Dienste seines Stürmers Christian Gimenez zurückgreifen kann, ist noch fraglich. Offensichtlich ist die Narbe auf der Stirn des Argentiniers noch nicht genügend verheilt. Definitiv verzichten muss der Coach auf seinen Kapitän Arne Friedrich (Patellasehnen-Entzündung).

Bei Nürnberg fehlt neben den Langzeitverletzten Joshua Kennedy, Marek Mintal, Jaouhar Mnari und Leon Benko auch Robert Vittek aufgrund seiner Gelb-Sperre. Nicht berücksichtigt im Kader wurden zudem Marek Nikl, Thomas Paulus und Dean Heffernan. Michael Beauchamp, der sich bei seinem Nationalmannschaftseinsatz mit Australien in China eine Patellasehnen-Reizung zugezogen hatte, ist inzwischen wieder schmerzfrei und kann spielen. Auch der brasilianische Innenverteidiger Glauber hat seine hartnäckigen Adduktorenprobleme in den Griff bekommen, nimmt gegen Hertha aber zunächst auf der Bank Platz. Aufpassen muss Ivan Saenko, dem die fünfte Gelbe Karte droht. Wie auch immer das kleine Finale am Samstag ausgehen mag, vorentscheidend ist es für den 1.FCN nicht. Der Club hat nämlich noch zwei weitere UEFA-Cup-Matchbälle gegen direkte Konkurrenten in der Hinterhand - am 21. April in Leverkusen und am 19. Mai in Hannover.

Kein Gedanke an den UEFA Cup

Herthas Dick van Burik erwartet, dass der Club voll auf Sieg spielt

Nürnberg - Die Rückrundentabelle sagt eigentlich schon alles aus: Hertha BSC, nächster Gegner des 1.FCN am Samstag (31.03.07), steht dort auf dem vorletzten Platz. Warum, erläutert Dick van Burik im Interview mit fcn.de. Am Berliner Urgestein scheint die Krise in den letzten Monaten einfach vorbeigegangen zu sein. Der 33-jährige Innenverteidiger mit besonderen Fähigkeiten im Kopfballspiel und Zweikampf stand auch in seiner zehnten Bundesliga-Saison bei Hertha bisher routiniert seinen Mann.


Dick van Burik, zur Winterpause stand Hertha BSC noch auf einem UEFA-Cup-Platz. In den letzten beiden Monaten hat sich Ihr Klub aber immer mehr von Rang fünf entfernt. Fünf der letzten sechs Saisonspiele gingen verloren - wie ist der Abwärtstrend zu erklären?

Dick van Burik: Eine richtige Erklärung habe ich für die Entwicklung unserer Mannschaft in der Rückrunde nicht. Durch viele Verletzungen waren wir gezwungen, immer wieder junge Spieler ins kalte Wasser zu werfen, die allerdings noch großen Schwankungen unterlegen sind. Dazu fehlten uns über einen längeren Zeitraum unsere Kreativspieler Bastürk und Kevin Boateng. Wir brauchen jetzt erstmal dringend ein Erfolgserlebnis, um die negative Entwicklung zu stoppen und Selbstvertrauen zu bekommen. Dazu hatten wir sicher auch ein bisschen Pech mit zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen. Und zu guter Letzt gehen in so einer Phase die Bälle, die in der Hinrunde ins Tor geflogen sind, momentan am Tor vorbei.

Kam jetzt die Länderspielpause gerade recht oder war sie eher störend?

van Burik: Beides. Auf der einen Seite konnten wir mal ein paar Dinge in Ruhe erarbeiten, auf der anderen Seite fehlten aber auch eine ganze Menge Spieler. Nach der Niederlage gegen Cottbus wollten wir eigentlich schon nach drei Tagen wieder spielen, um den schlechten Eindruck wett zu machen, obwohl wir ein ordentliches Spiel abgeliefert haben. Leider hat das Ergebnis nicht gestimmt.

Seit Jahren zählen Sie zu den besten Verteidigern der Bundesliga. Wie lange, glauben Sie, können Sie dieses Niveau noch halten?

van Burik: Danke für das Kompliment. Ich spiele noch so lange, wie mir die Geschichte Spaß macht und mein Fitnesszustand es zulässt.

Sie sind schon zehn Jahre an der Spree, gehörten in der Berliner Aufstiegssaison bereits der Mannschaft an und haben von allen aktuellen Kader-Mitgliedern mit 239 Einsätzen die meisten Bundesligaspiele auf dem Buckel. Wollen Sie Ihre Karriere in Berlin beenden und dort sesshaft werden oder könnten Sie sich auch eine Rückkehr in die Niederlande vorstellen?

van Burik: Ich werde meine Karriere mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Berlin beenden. Mir gefällt die Stadt, und meine Familie fühlt sich in Berlin ebenfalls wohl.

In Ihrer langen Laufbahn haben Sie sehr oft mit Verletzungen zu kämpfen gehabt. Haben Sie eine Ahnung, woher das rühren könnte oder ist das einfach nur Pech?

van Burik: Da war sicherlich auch viel Pech dabei. Wenn man in der Abwehr seinen Mann stehen will, muss man kompromisslos in die Zweikämpfe gehen und darf seinen Körper nicht schonen. In den letzten Jahren sind die Verletzungen aber deutlich weniger geworden.

Das ist richtig, diese Saison konnten Sie bisher fast jedes Spiel mitmachen. Am Samstag treffen Sie in Nürnberg auf den Club. Ist es für Hertha die letzte Chance, um den Anschluss nach oben herzustellen?

van Burik: Daran sollten wir momentan keinen Gedanken verschwenden. Für uns ist es erstmal wichtig, wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern. Die Platzierung ergibt sich dann von ganz alleine.

Warum sollte ausgerechnet im easyCredit-Stadion der Befreiungsschlag gelingen?

van Burik: Weil ich der Meinung bin, dass wir langsam mal anfangen sollten, auch auswärts zu punkten. Wir wissen allerdings, dass es richtig schwer wird, doch wir werden alles dafür tun, um den negativen Trend zu stoppen.

In der Hinrunde erlitt der 1.FCN im Olympiastadion seine erste Saison-Niederlage. Erwarten Sie daher besonders stürmische Cluberer?

van Burik: Nürnberg hat Heimrecht und muss das Spiel machen. In dieser Saison zeigt der Club wirklich schönen Fußball und ich erwarte, dass die Mannschaft voll auf Sieg spielen wird.

Wir hoffen mit Erfolg. Trotzdem wünschen wir Ihnen persönlich alles Gute!

Zum vierten Mal Unentschieden?

Babak Rafati (Mi.) mit den gleichen Assistenten wie im letzten Club-Spiel

Nürnberg/Frankfurt a.M. - Babak Rafati heißt der Schiedsrichter der Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Hertha BSC am kommenden Samstag (31.03.07, 15.30 Uhr).

Der 36-jährige Hannoveraner leitete in seiner noch jungen Karriere (22 Bundesliga-Einsätze) bisher drei Spiele mit Club-Beteiligung - alle drei Begegnungen endeten unentschieden. Kurios auch, dass die erste Partie Ende 2005 ausgerechnet Hertha gegen Nürnberg (1:1) lautete. Das 1:1 in Aachen und das 0:0 in Mönchengladbach stammen aus der aktuellen Saison.

Am Samstag assistieren Rafati im easyCredit-Stadion Holger Henschel und Christoph Bornhorst; Robert Kampka fungiert als vierter DFB-Offizieller.

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