Business Sonntag, 25.10.2020

"Unser Club": "Jeder kann etwas beitragen"

Die Aktion "Spielräume" aus dem Jahr 2019 findet im November ihre Fortsetzung

Der Club baut sein gesellschaftliches Engagement mithilfe der neuen Plattform „Unser Club“ aus. „Unser Club“ bringt künftig Fans und soziale Initiativen zusammen und macht eine Teilnahme leichter möglich. Durch Punktesammeln und Belohnen sollen noch mehr Menschen motiviert werden. An den ersten Tagen hatte UnserClub.de bereits rund 100.000 Aufrufe und mehr als 500 angemeldete Fans zu verzeichnen. Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand, und Katharina Fritsch, Leiterin Unternehmenskommunikation und CSR, stellen die Idee vor.

  • UnserClub.de als Instrument fürs Helfen

Niels Rossow: Wir wissen aus langjähriger Erfahrung: Viele Club-Fans wollen anderen helfen. Ich denke an die Spendenaktion für Lina, die Typisierungen für „Hilfe für Anja e.V.“ oder das Winterdorf der Ultras Nürnberg.

Katharina Fritsch: Und der Club will auch helfen. Wir haben zuletzt die Club-Einkaufshelfer ins Leben gerufen und eine Kooperation mit der Tafel Nürnberg initiiert. Das sind nur die Aktionen aus diesem Jahr.

Niels Rossow: Deshalb wollen wir jetzt diejenigen, die helfen wollen, mit denjenigen zusammenbringen, die Hilfe benötigen.

Katharina Fritsch: Deshalb haben wir eine Plattform gebaut: www.unserclub.de. Wir nutzen das Internet als Instrument, um Menschen, die helfen wollen, zu zeigen, wo sie helfen können. Auf „Unser Club“ findet sich eine Auflistung von Aktionen, um anzupacken.

Niels Rossow: „Unser Club“ soll aber keine weitere digitale Plattform sein, auf der Menschen jeden Tag stundenlang im Netz verbringen. Sondern uns geht es darum, Menschen dazu zu bringen, sich in der realen Welt zu treffen, um Gutes zu tun.

  • Gemeinsame Aktionen als Orte der Begegnung

Katharina Fritsch: Wir wollen sie auch miteinander vernetzen. „Unser Club“ soll unser bereits bestehendes Engagement ausweiten, unsere sozialen Projekte bekannter machen und Menschen einen leichteren Zugang zu ihnen verschaffen.

Niels Rossow: Bei der Aktion „Spielräume“, die wir mit unserem Community-Partner Sparkasse Nürnberg erstmals 2019 ins Leben gerufen haben, hatten sich innerhalb weniger Minuten 500 Club-Fans angemeldet, um 13 Bolzplätze in ganz Nürnberg zu säubern. Als Dankeschön gab es damals ein Freiticket für das Heimspiel gegen Bayern München. Dass die Aktionen so schnell ausgebucht waren, hat uns überwältigt und gezeigt, dass wir die Plattform brauchen, um so etwas leichter zu koordinieren.

Katharina Fritsch: Der Anreiz, sich durch gemeinnütziges Engagement ein Bayern-Ticket zu verdienen, hat sicherlich den einen oder anderen zusätzlich motiviert, sozial tätig zu werden. Ich denke aber, dass viele Menschen gar kein Dankeschön benötigen, sondern gerne aus freien Stücken sozial handeln. Es war schön zu sehen, wie eine Familie beim Aufräumen des Reichswaldes erzählte, dass sie „Spielräume“ als Familien-Ausflug genutzt hat. Einmal haben wir am Tag nach einem Heimspiel Müll rund ums Max-Morlock-Stadion aufgesammelt. Hanno Behrens war auch dabei. Solche Aktionen sind auch Orte der Begegnung. Ich erinnere mich noch an einen goldigen Pimpf in Club-Sachen, höchstens sieben Jahre alt, bei dem ich den Eindruck hatte, dass er seinen Vater dahingeschleppt hatte, um ihn zum Müll aufsammeln zu erziehen.

  • Belohnungen wie Hans Meyers Holland-Fahrrad

Niels Rossow: Wir wissen ja, dass viele Leute gar keine Belohnung erwarten, aber wir wollen sie trotzdem belohnen. Man kann bei uns Punkte sammeln. Die können in Preise getauscht werden. Hans Meyer hat uns beispielsweise sein Holland-Fahrrad, wahrscheinlich aus seiner Zeit bei Twente Enschede, als Preis zur Verfügung gestellt.

Katharina Fritsch: Allen, denen wir von „Unser Club“ erzählt haben, waren sofort bereit, uns tolle Preise zur Verfügung zu stellen. Die Macher von „Nürnberg Pop“ haben uns mit „Parabelflug“ eine Nürnberger Band vermittelt, die ein Wohnzimmer-Konzert spielt. „TX Sports“-Gründer Sven Eckert hat uns Sneaker gegeben, für die sich schon 1.500 Menschen vor seinem Nürnberger Laden die Beine in den Bauch gestanden haben. Schöne Resonanz haben wir auch von Spitzensportlern anderer Sportarten erhalten, wie Dominik Eberle aus der NFL oder der Basketballer Basti Doreth, die uns Unikate überlassen haben. Schalke, Rapid haben Preise geschickt, sie alle sind Cluberer…

Niels Rossow: …die wir künftig noch mehr einbinden wollen. Im November gibt es eine Neuauflage der „Spielräume“. Diesmal haben wir direkt bei karitativen Einrichtungen in Nürnberg nachgefragt, was wir für sie tun können. So wollen wir mit Fans zum Beispiel einen Garten einer Behinderten-Werkstatt der Lebenshilfe Nürnberg auf Vordermann bringen – natürlich zusammen mit den Leuten dort. In Corona-Zeiten gibt es die Herausforderung, die meisten Aktionen draußen zu organisieren. Drinnen gilt natürlich Mund- und Nasenschutz tragen und die Abstandsregeln einhalten.

  • Pilotprojekt im deutschen Fußball

Katharina Fritsch: Wir werden natürlich vor allem Ideen und Anliegen aufgreifen, die an uns herangetragen werden. Wir haben dafür die E-Mail-Adresse unserclub(at)fcn.de eingerichtet. Mit der Club-Familie wollen wir das Leben in unserer Stadt und Region besser machen. Wir wollen Menschen ansprechen, für die es genauso erstrebenswert ist wie für uns, etwas zu gestalten und anzupacken. Wir wollen mit der Plattform „Unser Club“ etwas Neues zum Leben erwecken und stetig weiterentwickeln. Wir sind auf Feedback angewiesen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn etwas nicht von Beginn an passt.

Niels Rossow: Es ist ein Pilotprojekt, das es unseres Wissens im Fußball nicht gibt.

Katharina Fritsch: Soziale Projekte gibt es schon seit Jahren, deshalb haben wir 2014 die CSR-Abteilung gegründet. Die Plattform ist ein weiterer Baustein. Ich finde es klasse, dass der Verein das macht. Übergeordnetes Ziel: Wir wollen einerseits helfen und andererseits den Leuten ein gutes Gefühl geben, Fan, Mitglied oder Sponsor beim Club zu sein. Wir sind selbst gespannt, wie es angenommen wird. Wir waren der Meinung, es hilft jetzt – aber wir wollen den Menschen nichts vorsetzen.

Niels Rossow: Wir bauen auf unser großes Netzwerk und für immer mehr Menschen gewinnt gemeinnütziges Engagement an Bedeutung. Viele Menschen sind bereits engagiert und leisten Großartiges. Jede*r kann etwas beitragen: in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, in der Schule, an der Uni, im Betrieb. Wir wollen mit „Unser Club“ aber auch Denkanstöße geben und Haltung zeigen. Es können auch einfach Botschaften in den Sozialen Medien geteilt werden. „Kein Prost mit Nazis“ ist zum Beispiel eine solche Botschaft, die uns sehr am Herzen liegt.  

Niels Rossow: Spenden sind ebenfalls auf „Unser Club“ möglich. Vor allem Stiftungen oder Vereine mit Club- oder Stadtbezug wollen wir auf der Plattform bündeln, wie zum Beispiel die „Frederic & Luca-Stiftung“, die die Eltern der beiden am S-Bahnhof Frankenstadion verstorbenen Jugendlichen gegründet haben. Mit den Eltern von Luca planen wir bald eine gemeinsame Initiative für Zivilcourage an Kindergärten und Schulen.

  • Mitmachen ist ganz einfach

Katharina Fritsch: Jede*r ist eingeladen, Teil von „Unser Club“ zu werden. Das funktioniert unkompliziert. Eine einfache Registrierung auf www.unserclub.de reicht aus, um teilnehmen zu können. Jedes angemeldete Mitglied erhält Log-In-Daten. FCN-Mitglieder erhalten für alle Aktionen die doppelte Punktzahl. Wer seine Punkte nicht in Preise einlösen will, kann sie in Spenden umwandeln. Der Club kümmert sich darum.  

Niels Rossow: Jede*r, der sich einloggt, hat auch die Möglichkeit, etwas Gutes für sich selbst zu tun. Der FCN bietet unter dem Dach von „Nürnberg gewinnt“ seit vielen Jahren Bewegungs- und Bildungsangebote in den Bereichen Bewegungsförderung, Gesundheit, Ernährung, Inklusion sowie Antidiskriminierungs- und Antisemitismusarbeit. Aus „Nürnberg gewinnt“ wird nun „Unser Club“. Viele Angebote laufen erfolgreich, wie im jetzt erstmals aufgelegten „Bericht zur Gesellschaftlichen Verantwortung des 1. FC Nürnberg“ nachzulesen ist.

Katharina Fritsch: Mit Start der Plattform können sich Interessierte zum Beispiel gleich für eine Führung über das Reichsparteitagsgelände im Oktober anmelden. Auch das Schulprojekt „Jenö-Konrad-Cup“ gegen Antisemitismus wird 2021 neu aufgelegt. Von den „XXL-Cluberern“, über „1. FC Niño“ bis hin zu den Inklusionsangeboten sind künftig alle Projekte auf der Plattform gebündelt. Über 13.000 Menschen haben bei unseren Aktionen bisher mitgemacht – sie und noch viele andere wollen wir zu einer großen Gemeinschaft vereinen, die ein Vorbild wird. Mit unserem Community-Partner Sparkasse Nürnberg wollen wir sie alle einmal im Jahr zu einem Fest einladen.

Niels Rossow: Die Sparkasse Nürnberg unterstützt uns in außergewöhnlicher Weise. Mit der Partnerschaft haben wir Neuland beschritten. Die Plattform ist das Herzstück unserer Zusammenarbeit. Als Geschenk zum Start von „Unser Club“ verdoppelt die Sparkasse bis 31. Dezember 2020 alle eingesammelten Punkte. Hervorheben möchte ich auch das Digital-Unternehmen „tickaroo“, das uns beim Bau der Plattform fantastisch unterstützt hat. Geschäftsführer Matthew Ulbrich aus Regensburg ist leidenschaftlicher Cluberer. Er und sein Team waren von Beginn an Feuer und Flamme für das Projekt und sind ein wertvoller Partner, der die Umsetzung durch viel Engagement und wichtigen Input geprägt hat.

Katharina Fritsch: Uns werden auf der Plattform viele außergewöhnliche Cluberer begegnen. Die Familie der kleinen Katharina zum Beispiel, die im August zur Premiere der Aktion im Südklinikum als erste Neugeborene einen FCN-Babystrampler übergestreift bekommen hat. Sie und ihre Familie werden die ersten Botschafter von „Unser Club“. Wir werden die kleine Katharina beim Großwerden begleiten. Darauf freuen wir uns sehr.

Katharina Fritsch ist Leiterin Unternehmenskommunikation und CSR beim FCN

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