Profis Dienstag, 06.09.2016

Timo Rost: "Du bist das schwächste und stärkste Glied der Kette"

Foto: Imago

Mit 18 Jahren verließ Timo Rost einst den Club in Richtung Stuttgart. Einige Stationen und 19 Jahre später steht der angehende Fußball-Lehrer wieder am Valznerweiher - als Hospitant von Chef-Coach Alois Schwartz.

fcn.de: Nach deiner ersten Trainerstation beim FC Amberg steckst du jetzt mitten in der Ausbildung zum Fußballlehrer. Wie läuft es bisher?

Timo Rost: Es läuft sehr gut. Die Ausbildung ist vielseitig, ich lerne jedes Mal etwas Neues. Jetzt bin ich hier beim Club, um mein nationales Praktikum zu absolvieren. Ich schaue mir alles an. Das ist alles elementar wichtig für mich, deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass ich das hier machen darf. Danach geht es zu Manchester City, um die erforderliche Auslandserfahrung zu sammeln. Aber zwischendurch gibt es immer wieder Modultests in Köln in verschiedenen Disziplinen, wie Psychologie oder Athletik. Die Abschlussprüfung ist dann im März.

fcn.de: Seit deinem Weggang 1998 hat sich auf dem Clubgelände einiges geändert, oder?

Timo Rost: Wenn ich das Gelände hier mit dem von 1998 vergleiche, muss ich meinen Hut ziehen, wobei es auch damals schon gut war. Der neue Trakt mit dem NLZ, die Kabinen, die Katakomben – das ist alles top. Das ist absolut erstligareif.

fcn.de: Wie sind deine bisherigen Eindrücke der Arbeit von Alois Schwartz?

Timo Rost: Wie ich das bislang beobachten kann, legt Alois Schwartz viel Wert auf eine gute Organisation, auf das Spiel gegen den Ball, auf eine gute gegenseitige Abstimmung. Aber es fließen natürlich viele Aspekte in die tägliche Arbeit ein. Für mich ist es noch zu früh, um da ins Detail zu gehen. Ein Urteil kann ich mir sicherlich erst erlauben, wenn ich fertig ausgebildet bin.

fcn.de: Und wie bewertest du die Mannschaft?

Timo Rost: Wenn ich sehe, wie die Jungs hier täglich arbeiten, dann bestätigt sich mein Eindruck, den ich vorher hatte, dass es ein guter Kader ist. Auch wenn die Ergebnisse bislang noch nicht so passen. Man darf zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht vergessen, dass da ein neuer Trainer auf dem Platz steht. Ein neuer Trainer hat seine eigenen Ideen und seinen eigenen Stil. Das dauert, bis das alles fruchtet. Deshalb sollte man ihm Zeit geben, damit er sein Konzept erfolgreich einbringen kann.

fcn.de: Heutzutage geraten Trainer im Profi-Fußball schnell unter Druck. War dir das bewusst, bevor du den Weg eingeschlagen hast?

Timo Rost: Absolut. Aber das war auch bereits Inhalt der Ausbildung: Psychologie. Die Ausbilder beim DFB sagen da ganz klar: Wenn du mit dem Druck nicht klarkommst, dann darfst du den Job nicht machen. Du musst dir bewusst werden, dass du das schwächste, aber auch das stärkste Glied in einer Kette bist. Letztlich müssen die Ergebnisse stimmen. Nur das zählt.

fcn.de: Welche Trainer haben dich in deiner Karriere beeinflusst? Immerhin hast du unter Trainern wie Joachim Löw, Ralf Rangnick, Winfried Schäfer oder Felix Magath gearbeitet. Nicht zu vergessen Ede Geier bei Energie Cottbus.

Timo Rost: Grundsätzlich will ich meinen eigenen Stil kreieren. Ich will deshalb auch keinen Trainer nachahmen. Aber da ich das Glück hatte, mit vielen und darunter auch vielen guten Trainern zusammen arbeiten zu können, nimmt man von jedem etwas mit. Bei Ede Geier war es die Disziplin. Er hat immer wieder gezeigt, dass man so aus wenigen Mitteln viel machen kann. Bei Rangnick war es zum Beispiel die Taktik. Zwischenmenschlich hat Winfried Schäfer in Stuttgart immer den richtigen Ton gefunden. Damals war ich ein junger Spieler, er war da schon fast ein väterlicher Typ. Gleiches galt für Petrik Sander in Cottbus.

fcn.de: Welcher Trainer möchtest du letztendlich werden?

Timo Rost: Ich lege sehr viel Wert auf Kommunikation. Ich denke, das wird immer wichtiger. Du musst jedem Spieler vor Augen führen, weshalb er gebraucht wird und was er zum Erfolg beitragen kann. Du kannst niemanden mehr ohne Begründung auf die Bank setzen. In meiner Zeit in Amberg habe ich sehr offensiv spielen lassen. Das sind die grundlegenden Attribute, die ich meiner Arbeit anheften möchte.  

fcn.de: Mit Thorsten Legat hat auch einer deiner ehemaligen Mitspieler die Trainerlaufbahn eingeschlagen... 

Timo Rost: Wenn ich Thorsten Legat kurz beschreiben müsste: eine absolute Maschine. Ich glaube, der hat mehr Zeit im Kraftraum verbracht, als auf dem Platz. Der war immer für einen Spaß zu haben. Aber wenn dann ein Spiel war, hatte er die Scheuklappen auf und hat 90 Minuten und mehr Vollgas gegeben. Das war einfach ein positiv verrückter Typ. In der Mannschaft machen solche Typen den Unterschied aus, wenn es hart auf hart kommt. Jeder Trainer wünscht sich einen Spieler wie Thorsten Legat. Manche Spieler hier erinnern mich im Training sogar ein bisschen an ihn.

fcn.de: Wohin soll deine Reise führen?

Timo Rost: Man muss ich immer Ziele im Leben setzen. Damals als Fußballer war es die Bundesliga. Das habe ich geschafft. Das gleiche nehme ich mir jetzt als Trainer vor. Eines Tages will ich in die Bundesliga. 


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