Profis Dienstag, 29.09.2020

Thomas Brunner: "Ich habe auf jeder Position gespielt"

Foto: imago

Vor 40 Jahren absolvierte er sein erstes Spiel im Club-Dress und es sollten noch viele folgen. fcn.de blickt zusammen mit Rekordspieler Thomas Brunner auf seine Karriere, was er von dem Rekord hält und was er heute so macht.

fcn.de: Servus Tom! Woran denkst du, wenn du den 27.09.1980 hörst?

Thomas Brunner: Mein erstes Spiel, oder? Das müsste in der Bundesliga gewesen sein, aber gegen wen haben wir gespielt?

fcn.de: Der Gegner war der 1. FC Köln.

Thomas Brunner: Ah, genau! Da haben unter anderem Kohlmann und Paul Steiner gespielt, da waren richtig renommierte Spieler dabei. Ich wurde dann für den Sturm eingewechselt, der Horst Heese hat mich immer auf der Mittelstürmer-Position gesehen.

fcn.de: Kannst du dich noch daran erinnern, was dir vor der Einwechselung durch den Kopf gegangen ist?

Thomas Brunner: Da geht einem gar nicht so viel durch den Kopf. Im Grunde genommen sind die Monate vorher prickelnder. Da fragt man sich, wann man die Chance bekommt, wann es endlich so weit ist. Gut, wenn man auf der Bank sitzt, wünscht man sich immer, dass man reinkommt. Wenn man dann in der 75. Minute reinkommt hat man noch 15 Minuten, in denen man alles gibt und das habe ich immer so gemacht. Immer alles geben und sich reinhauen, wenn man die Chance kriegt und das war da genauso.

fcn.de: Weil du es gerade schon erwähnt hast, dass der Trainer dich als Mittelstürmer gesehen hat: wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben?

Thomas Brunner: Als ein Spieler, der kampf- und laufstark ist, einsatzfreudig, der nie aufgibt und immer für die Mannschaft da ist. Ich spann mal den Bogen ein bisschen weiter: ich habe ja auf jeder Position gespielt. Ich war immer der Notnagel. Wo es gebrannt hat, kam ich zum Einsatz. Das war teils positiv für mich, weil ich flexibel einsetzbar war, letztendlich wollte ich aber mal wissen, wo meine Heimat ist. Das ging dann auch schnell, dass ich in den hinteren Bereich kam und mich dort dann austoben konnte (lacht).

fcn.de: Was war am Ende deine Idealposition?

Thomas Brunner: Ich habe über Jahre hinweg auf der rechten Außenposition gespielt, manchmal bin ich ins Abwehrzentrum gerückt. Aber rechts hinten in der Abwehrkette, das war sie wohl.

fcn.de: Nach dem ersten Köln-Spiel kamen etliche Spiele hinzu und am Ende wurdest du mit 425 Spielen für den Club der Rekordspieler. Wie fühlt sich das an?

Thomas Brunner: Für mich selbst war das nie so wichtig. Ich habe das zeitweise nicht wirklich registriert, bis mich mal Jörg Dittwar, der war so ein Statistiker, mal darauf angesprochen hat. Irgendwann ist das reihum gegangen – letztendlich ist das eine schöne Geschichte, aber so stolz bin ich darauf nicht. Da haben andere Spieler mehr erreicht, zum Beispiel die deutschen Meister oder Pokalsieger. Ich habe Bundesligaspiele gemacht, stand im Pokalfinale gegen Bayern München und habe im Europapokal gegen AS Rom gespielt. Überbewerten braucht man das aber nicht, auch wenn es ein schöner Nebeneffekt war.

fcn.de: Am Ende hast du 16 Jahre für den Club gespielt, was heutzutage kaum noch vorstellbar ist. Was hat dich so lange in Nürnberg gehalten?

Thomas Brunner: Ich habe den Sprung ja schon in frühen Jahren geschafft. Da entwickelt man den Ehrgeiz, Stammspieler zu werden, was dann ganz gut geklappt hat, aber es gab auch ein paar Durchhänger. Da denkt man schon darüber nach, mal woanders hinzugehen, was anderes sehen, mit einem neuen Umfeld. Das hat nie so richtig geklappt. Dann hat man irgendwann eine Familie gegründet, Kinder bekommen. Im Nachhinein bin ich froh, dass es so gelaufen ist. Der Fußball hat sich in der Beziehung natürlich verändert. Zu meiner Zeit hat es gefühlt drei Spielerberater in der ganzen Liga gegeben, die kannte man persönlich. Das ist heutzutage ganz anders. Da schaltet sich der Spielerberater schon ein, wenn es mal bei einem Verein kurzzeitig nicht läuft. So hat sich das Ganze nun mal entwickelt.

fcn.de: Da du zufrieden mit deinem Karriereverlauf bist – worauf blickst du denn am liebsten während deiner Zeit beim Club zurück?

Thomas Brunner: Am liebsten blicke ich in die Zeit zurück, wo wir mit einer ganz jungen Mannschaft wieder in die Bundesliga aufgestiegen sind. Mit einem Hans Dorfner, Dieter Eckstein, Stefan Reuter, Roland Grahammer, und so weiter. Wir haben uns weiterentwickelt, konnten uns irgendwann oben in der Liga etablieren und für den Europapokal qualifizieren. Wir hatten eine Mannschaft mit Perspektive und Charakter, es hat einfach alles gestimmt. Danach fingen die finanziellen Probleme an, Spieler mussten verkauft werden. Letztendlich war das eigentlich die schönste Zeit.

fcn.de: Du hast in den 16 Jahren auch mehrere Trainer erlebt. Wer hat dir am meisten mit auf den Weg gegeben?

Thomas Brunner: Das spricht natürlich für diese Zeit mit der jungen Mannschaft damals, aber das war nun mal Heinz Höher. Er war ein innovativer Trainer, der seiner Zeit voraus war und ein super Training angeboten hat. Er ist mir gut in Erinnerung geblieben. Danach gab es auch noch viele gute Trainer. Ich würde sogar sagen, dass kein schlechter dabei war. Jeder Trainer hat etwas Positives an sich gehabt.

fcn.de: Blicken wir zusammen mal auf die Kehrseite der Medaille. Es lief bekanntermaßen vieles gut. Was lief denn schlecht? Gibt es etwas, was du im Nachhinein anders gemacht hättest?

Thomas Brunner: In meiner aktiven Spielerkarriere? Nein. Als Spieler musst du Entscheidungen treffen, da sind manchmal vielleicht verkehrte dabei. Du musst aber am Ende des Tages nach dem Training oder Spiel nach Hause gehen und sagen können, dass man das Beste gegeben hat. Sei es für einen selbst oder für die Mannschaft.

fcn.de: Nachdem du deine Spielerkarriere beendet hast, bist du dem FCN noch lange erhalten geblieben, sei es als Co-Trainer, Jugendtrainer oder als Unterstützung bei den XXL-Cluberern. Abseits des Vereins, was machst du heute?

Thomas Brunner: Ich bin seit zehn Jahren an verschiedenen Schulen mit einem differenzierten Sportangebot unterwegs, Bewegung und Fußball nennt sich das Ganze. Das biete ich an Schulen in Nürnberg, Neumarkt und der Umgebung an. Ich habe eine 30-Stunden-Woche und mir wird nie langweilig (lacht). Ich bin mehr als zufrieden, ohne Stress und Aufregung zu arbeiten. Die Arbeit mit den Kindern erfüllt mich sehr und macht mich glücklicher, als irgendwo noch in sportlicher Verantwortung zu arbeiten.

fcn.de: Mit diesem Abstand, verfolgst du den Club noch?

Thomas Brunner: Natürlich! Ich war zu den Spielen im Stadion, auch mal auswärts dabei. Ich finde die getroffenen Entscheidungen mit Dieter Hecking als Sportvorstand und Robert Klauß als jungen Trainer sehr gut. Die Mannschaft gibt auch mehr her, als sie vielleicht in der Vergangenheit gezeigt hat. Nach der letzten Saison muss ein Neuanfang vollzogen werden und da sind die Verantwortlichen voll dabei, das merkt man.

fcn.de: Willst du der Mannschaft etwas auf den Weg mitgeben?

Thomas Brunner: So viel Glück brauchen wir hoffentlich diese Saison nicht mehr (lacht). Wünsche muss man im Fußball nicht aussprechen, man muss sich alles erarbeiten und erkämpfen. Sie müssen zueinander finden, zusammen kämpfen und die Sachen umsetzen, die der Trainer fordert. Aber ich glaube, da sind sie auf einem guten Weg.


]]>