Teamcheck Samstag, 02.02.2013

Teamcheck Gladbach: Der rheinische Patient?

In der letzten Saison spielte Gladbach groß auf, diese Saison begann mäßig. Inzwischen läuft es.

Das Hinspiel in Gladbach gewann der Club mit 3:2. Foto: Picture Alliance

Der Vergleich mag etwas weit hergeholt sein, aber irgendwie gleicht die Borussia aus Mönchengladbach in dieser Saison einem Reha-Patienten. Einem, der auf einem sehr guten Weg zu alter Stärke, pardon Gesundheit, ist. Zu abwegig? Nun, um im Bild zu bleiben: Es ist noch keine zwölf Monate her, da sorgte eine vor Kraft nur so strotzende Borussia für mächtig Aufsehen in der Bundesliga. Aus dem einstigen Abstiegskandidaten war eine Mannschaft geworden, die tollen Hochgeschwindigkeitsfußball zelebrierte, nur schwer zu schlagen war und am Saisonende so überraschend wie verdient auf dem vierten Platz landete, mit der Chance auf die Qualifikation für die Champions League.

Doch dann kam ein großer chirurgischer Eingriff, fast schon eine Operation am Herzen, denn Mönchengladbach musste in der Sommerpause wichtige Spieler aus dem Erfolgsteam ziehen lassen. Marco Reus erlag dem Lockruf der anderen Borussia aus Dortmund, brachte aber immerhin über 17 Millionen Euro die Vereinskasse. Nicht minder schwerwiegend der Abschied von Dante, dem wichtigsten Abwehr-Organ. Der Brasilianer ging zu den Bayern, wo er sich längst als Stammkraft etabliert hat. Nicht zu vergessen Roman Neustädter, der es als Neu-Schalker zum deutschen Nationalspieler brachte.

Namhafte Neuzugänge

Drei heftige Wunden, die fast schon nach einem längeren Aufenthalt auf der Intensivstation der Bundesliga schreien. Natürlich leiteten Manager Max Eberl und Trainer Lucien Favre sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Für den Sturm kam Luuk de Jong von Twente Enschede, ein Torjäger, der es bis in die niederländische "Elftal" gebracht hatte. Granit Xhaka sollte die Neustädter-Lücke schließen. Kein schlechter Plan, der Hochveranlagte aus Basel stand auf dem Einkaufszettel vieler renommierter Vereine aus Europa. Über 20 Millionen Euro ließ sich die Borussia die beiden kosten, dazu investierte sie weitere sieben Millionen in Alvaro Dominguez, einen Innenverteidiger von Atletico Madrid, um Dante zu ersetzen. Hohe Einnahmen, hohe Ausgaben.

Doch natürlich braucht so ein großer Eingriff ins Mannschaftsgefüge Zeit. Die Qualifikation für die Champions League verpasste die Borussia gegen Dynamo Kiew, in der Liga lief es zunächst eher schleppend. Doch inzwischen macht der Reha-Patient enorme Fortschritte. In der Europa League überwinterte die Borussia und darf sich nun in der Runde der letzten 32 auf ein Duell mit Miroslav Klose und Lazio Rom freuen. In der Bundesliga hat sich die Elf von Trainer Lucien Favre mit neun ungeschlagenen Partien in Serie bis auf Rang sieben hochgearbeitet, ein erneuter Einzug in den internationalen Fußball ist plötzlich ein realistisches Ziel, selbst der quasi als unwiederholbar eingestufte vierte Vorjahresplatz ist lediglich vier Zähler entfernt.

"Altgediente" überzeugen

"Wir gehen davon aus, dass wir uns oben festsetzen können, wir haben eine Mannschaft mit sehr viel Potenzial", äußerte sich Torben Marx nach dem 2:1 gegen Düsseldorf am vergangenen Samstag optimistisch. Apropos Marx. Das Kuriose am gegenwärtigen Aufschwung wird auch am defensiven Mittelfeldspieler deutlich. Es sind nämlich keineswegs die prominenten Neuzugänge, die dafür verantwortlich zeichnen, sondern die "Altgedienten".

Okay, Alvaro Dominguez ist Stammspieler in der Innenverteidigung. De Jong erzielte bislang aber erst zwei Treffer, allerdings auch verletzungsbedingt. Und Xhaka sitzt seit Monaten auf der Ersatzbank, ausgerechnet verdrängt von Marx, der dem defensiven Mittelfeld neben dem Ex-Nürnberger Havard Nordtveit Struktur und Stabilität verleiht. Ein heikles Thema, die Neuzugänge, wie die genervte Reaktion Eberls auf eine Frage nach de Jong zeigt: "Warum müssen wir immer über einen Spieler sprechen? Das ist jede Woche dasselbe, das nervt mich."

Kniff mit Herrmann

Wenig nervig findet er sicher die Analyse des aktuellen Erfolges. Im Tor hat Marc-Andre ter Stegen seine erste kleine Leistungsdelle ausgebeult und sich wieder zum souveränen Rückhalt gemausert. Martin Stranzl und Roel Brouwers sind zuverlässige Stützen in der Viererkette, in der Oscar Wendt auf der linken Seite Kapitän Filip Daems überflügelt hat. Für die genialen Momente ist mehr noch als im Vorjahr der Venezolaner Juan Arango zuständig.

Und in der Offensive hat Favre mit einem kleinen Kniff viel bewegt. Patrick Herrmann, letzte Saison noch auf der rechten, offensiven Außenbahn unterwegs, spielt nun eine hängende Spitze, er ist quasi in die Rolle von Marco Reus geschlüpft. Ähnlich in der Statur, ähnlich schnell, kommt der talentierte Herrmann aber noch nicht ganz an die herausragenden Werte von Reus heran. Dies zu verlangen, wäre aber auch schlicht unfair. Die Reha verläuft blendend, kann also im Prinzip beendet werden, eine Verlängerung wird nicht empfohlen. Denn: Der Patient ist längst keiner mehr.

Spieldaten

20. Spieltag, 1. Bundesliga 2012/2013
2 : 1
1. FC Nürnberg
4. Timmy Simons (Elfmeter) 1:0
30. Tomas Pekhart 2:0
Mönchengladbach
58. Patrick Herrmann 2:1
Stadion
Stadion Nürnberg
Datum
03.02.2013 14:30 Uhr
Schiedsrichter
Florian Meyer
Zuschauer
37793

Aufstellung

1. FC Nürnberg
?? - Chandler - Nilsson - Klose - Pinola - Simons - Kiyotake - Feulner - Balitsch (90. ERROR!) - Frantz (75. Mak) - Pekhart (67. Polter)
Reservebank
Rakovsky, ??, Plattenhardt, Kanazaki, Mak, Mendler, Polter
Trainer
Michael Wiesinger
Mönchengladbach
ter Stegen - Jantschke - Brouwers - Domínguez - Wendt - Rupp (60. Mlapa, 1846680. ) - 18466 (78. Ring) - Cigerci - Arango - Herrmann - de Jong
Reservebank
Heimeroth, Dams, Stranzl, Ring, 18466, Hrgota, Mlapa
Trainer
Lucien Favre

Ereignisse

4. min Spielstand: 1:0
Timmy Simons

12. min Spielstand: 1:0
Oscar Wendt

30. min Spielstand: 2:0
Tomas Pekhart

58. min Spielstand: 2:1
Patrick Herrmann

60. min Spielstand: 2:1
Peniel Kokou Mlapa kommt für Lukas Rupp

67. min Spielstand: 2:1
Sebastian Polter kommt für Tomas Pekhart

75. min Spielstand: 2:1
Robert Mak kommt für Mike Frantz

78. min Spielstand: 2:1
Alexander Ring kommt für 18466

80. min Spielstand: 2:1
18466 kommt für Peniel Kokou Mlapa

81. min Spielstand: 2:1
Javier Pinola

83. min Spielstand: 2:1
Tony Jantschke

90.(+1) min Spielstand: 2:1
Patrick Herrmann

90.(+2) min Spielstand: 2:1
ERROR!Hanno Balitsch

]]>