Teamcheck: Der Fluch des Erreichten
Der SC tut sich in dieser Saison schwer. Ein Blick zurück macht den Freiburgern aber Mut.
Die Parallele fällt beim ersten Blick auf die Tabelle auf, die richtige Antwort auf die Frage, was der Club und der SC Freiburg derzeit gemeinsam haben, brächte bei Günter Jauch höchstens 200, naja, vielleicht auch 300 Euro, mehr aber keinesfalls. Sieglos sind beide Vereine auch noch nach zehn Spieltagen. Eine negative Serie, die zehrt, die nervt, die aber irgendwie erklärbar ist. Legt man die Latte hoch und nimmt den SC Freiburg der Vorsaison als Maßstab, dann muss der Verlauf dieser Spielzeit zwangsläufig als Enttäuschung bezeichnet werden.
Dies freilich wäre so unangemessen wie unfair. Platz fünf im Endklassement im Mai verbunden mit der direkten Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League entpuppt sich mittlerweile nach den Gesetzmäßigkeiten der Branche fast logisch als Fluch des Erreichten. Verwundern sollte dies niemanden, brachte doch dieser tolle Erfolg einen Exodus der besten Spieler mit sich, die Konkurrenz bediente sich ungeniert. Daniel Caligiuri folgte den Lockrufen aus Wolfsburg, Cedrick Makiadi zog es nach Bremen, Jan Rosenthal und Johannes Flum erlagen dem Werben der Frankfurter Eintracht. Am bittersten aber war vielleicht der Wechsel von Max Kruse, der dank einer Ausstiegsklausel zu Borussia Mönchengladbach ging. Vom Jung-Nationalspieler weiß ja mittlerweile ganz Fußball-Deutschland, dass er zu den hochbegabten Offensivspielern hierzulande zählt.
Starke Abgänge, starke Neuzugänge
Erfolgstrainer Christian Streich blieb also nichts anderes übrig, als den schwierigen Neuaufbau der Breisgauer einzuleiten. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei wie immer den eigenen Talenten aus der exzellenten Nachwuchs-Akademie. Der beim 0:3 gegen Hamburg ungewohnt patzende Torwart Oliver Baumann entsprang dieser ebenso wie die Verteidiger Matthias Ginter, Immanuel Höhn, Oliver Sorg oder Christian Günter. Sukzessive führt Streich immer wieder eigene Junioren ans Profiteam heran und setzt sie auch ein.
Dank der eingenommenen Ablöse konnte der finanziell gesunde SC Freiburg aber auch auf dem Transfermarkt investieren. Vladimir Darida, der spät verpflichtete und dann lange verletzte Neuzugang fürs Mittelfeld, kam für vier Millionen Euro aus Pilsen, für Freiburger Verhältnisse ein astronomischer Betrag. Dazu kamen die Schweizer Nationalspieler Admir Mehmedi und Gelson Fernandes, Mike Hanke gab seine Zusage für den Sturm. Bewährte Stützen wie die Mittelfeldspieler Jonathan Schmid und Julian Schuster runden einen Kader ab, der von den Namen her besser einzuschätzen ist als der aktuelle Abstiegsrang 17.
Erfolge nur im DFB-Pokal
Zumal Trainer Streich sich ja längst den Ruf erworben hat, aus wenig extrem viel machen zu können. Soll heißen: eine Mannschaft formen, die auch auf dem Papier wesentlich stärkeren Teams das Leben arg schwer machen kann. Die Gegenwart liefert jedoch den Beleg, dass dies alles andere als einfach ist. Fünf Unentschieden und fünf Niederlagen in der Liga, auch auf internationalem Terrain wartet der SCF nach zwei Punkten aus drei Partien noch auf das ersehnte Siegeserlebnis, das Aus in der Gruppenphase droht.
Lediglich im DFB-Pokal gab es Erfolge, mit einem 2:1 gegen den VfB Stuttgart glückte der Einzug ins Achtelfinale. Das Formen und Zusammenwachsen einer Mannschaft benötigt eben Zeit. Vor allem auch dann, wenn man sich nicht wie Bayern oder Dortmund an schlechten Tagen auch mal auf Einzelaktionen starker Individualisten verlassen kann sondern aufs Kollektiv angewiesen ist. „Das Entscheidende ist, dass wir wieder auf die Füße kommen“, sagte Trainer Christian Streich nach der Niederlage gegen den HSV, die europapokalfreie Woche wollte er dabei zur intensiven Vorbereitung auf das Spiel beim Club heute nutzen.
Blick zwei Jahre zurück
Wer nun allerdings darauf wettet, dass der SC Freiburg mit all diesen Problemen ein sicherer Kandidat für den Gang in die 2. Liga ist, der sollte nicht allzu viel Geld darauf setzen, es könnte auch ganz schnell weg sein. Dabei hilft ein kurzer Blick zwei Jahre zurück. Damals übernahm Streich die Mannschaft in einer fast aussichtslosen Lage in der Winterpause und ließ auch noch Torjäger Pappis Demba Cisse ziehen.
Heraus kam eine eineinhalbjährige Erfolgsgeschichte mit dem Klassenerhalt und dem Sprung aufs internationale Parkett, die den Freiburgern und ihrem so impulsiven wie erfrischend authentischen Trainer landesweit große Sympathien brachte. Die jetzige Situation kommt also nicht überraschend, der erfolgreiche Klassenerhalt am Ende dieser Saison wäre es aber genauso wenig. Streich würde es als Erfolg werten, höhere Ziele haben er und die beiden Manager Clemens Hartenbach und Jochen Saier auch gar nicht ausgegeben.
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- 1. FC Nürnberg
- –
- SC Freiburg
- 57. Felix Klaus 0:1
79. Vladimir Darida 0:2
88. Admir Mehmedi 0:3
- Stadion
- Grundig Stadion
- Datum
- 02.11.2013 14:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Manuel Gräfe
- Zuschauer
- 37000
- 1. FC Nürnberg
- ?? - Chandler - Nilsson - Pogatetz - Plattenhardt - Stark (46. Frantz) - Hasebe - Kiyotake - Mak (61. Feulner) - Hloušek (67. Ginczek) - Drmic
- Reservebank
- Rakovsky, ??, Pinola, Feulner, Frantz, Ginczek, Pekhart
- Trainer
- Gertjan Verbeek
- SC Freiburg
- Baumann - Sorg - Ginter - Höhn - Günter - Fernandes - Schuster - Klaus (73. Coquelin) - Mehmedi - Schmid - 18466 (75. Darida)
- Reservebank
- Batz, Diagne, Lorenzoni, Coquelin, Darida, Höfler, Pilar
- Trainer
- Christian Streich