Dortmund: Titelkampf reloaded
Der BVB ist wieder ein heißer Kandidat auf den Titel. Der Club-Gegner im Teamcheck.
Nach einem Jahr ohne Titel scheint Borussia Dortmund wieder so richtig hungrig zu sein, wie es in der Fußballersprache neuerdings heißt. Oder auch gierig, noch so ein Modewort. Wie anders wäre sonst der Traumstart von fünf Siegen an den ersten fünf Spieltagen zu erklären? Einer, wie ihn der BVB in seiner Vereinsgeschichte noch nie hingelegt hat und der vermuten lässt, dass in der vergangenen Saison übermächtigen Bayern heuer wieder einen mehr als ernst zu nehmenden Konkurrenten haben.
Mögen die ersten Siege noch zäh und dank der individuellen Klasse einzelner Spieler zustande gekommen sein, hinterließ die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp spätestens am vergangenen Samstag beim 6:2 gegen den HSV eine echte Duftmarke – das halbe Dutzend Gegentore schmeichelte den Hamburgern dabei noch. Keine Frage: In Dortmund wird ja gerne das Prinzip des Understatements vorgegeben, so richtig glauben muss man dies aber nicht. Platz zwei in dieser Liga ist mit diesem Kader Pflicht, Klopp und seine Spieler aber wollen mehr, auch wenn sie dies öffentlich noch nicht so richtig zugeben wollen.
Watzke wird Klopp "nie entlassen"
Ein bisschen nagt sicher noch die Niederlage im Champions-League-Finale gegen den Rivalen aus München an den Machern, dazu gesellt sich der gesunde sportliche Ehrgeiz und die vorhandene Titelerfahrung. So lange ist es schließlich noch nicht her, dass die Borussen die Bayern mehrfach düpierten und zweimal Meister in Folge wurden. Einen Vorteil gegenüber dem Branchenriesen aus München haben die Dortmunder: Sie besitzen nicht nur eine in weiten Teilen eingespielte Mannschaft, in der die Automatismen sitzen und ein Rädchen ins andere greift.
Sie haben zudem in Klopp eine Konstante auf der Trainerbank. "Ich würde Klopp niemals entlassen, nie", sagte Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Watzke kürzlich im kicker. In einer Branche, in der viele Statements schon 24 Stunden später, das Papier nicht mehr wert sind, auf dem sie stehen, kann man diese Aussage von Watzke durchaus für bare Münze nehmen. Zu viel haben die Borussen ihrem impulsiven und manchmal an der Seitenlinie übers Ziel hinaus schießenden Übungsleiter zu verdanken, der sportlich steile Aufstieg ist eng mit dem seit 2008 amtierenden Klopp verbunden.
Offensive trumpft auf
In den gut fünf Jahren seines Wirkens hat Klopp eine Truppe geformt, die es mit jedem Gegner des Kontinents nicht nur aufnehmen, sondern diesen auch schlagen kann. Der anfänglichen Unbekümmertheit, manchmal auch Naivität, ist mittlerweile eine große Portion Erfahrung beigefügt worden. Lediglich die Abwehrstärke ist im Vergleich zu den beiden Meisterjahren etwas abhanden gekommen. Die 42 Ligagegentreffer aus der vergangenen Saison lagen nicht nur Torwart Roman Weidenfeller, der noch in diesem Jahr zu seinem späten Debüt in der Nationalelf kommen könnte, schwer im Magen.
Dafür aber trumpft die Offensive wie eh und je auf. Und das, obwohl der BVB wieder einen Premiumspieler ziehen lassen musste. Der Wechsel von Shinji Kagawa vor Jahresfrist zu Manchester United tat dabei längst nicht so sehr weh wie der von Mario Götze in diesem Sommer zu den Bayern. Nicht aus sportlichen Gesichtspunkten, eher wegen des Prestiges. Das größte Talent des deutschen Fußballs, ausgebildet in der Borussen-Jugend, entscheidet sich für die Bayern. Zum Lachen fand das niemand rund um den Borsigplatz. Umso bemerkenswerter, dass der Abgang längst kompensiert worden ist.
Starke Neuzugänge
Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang scheinen echte Top-Transfers zu sein, den Rest erledigen andere Hochkaräter. Marco Reus zum Beispiel, Deutschlands Fußballer des Jahres von 2012. Oder Robert Lewandowski, der gerne wohl auch zu den Bayern gegangen wäre und doch nicht durfte. Natürlich auch Ilkay Gündogan, unser einstiger Cluberer, der eine tolle Entwicklung hin zu einem internationalen Topspieler genommen hat. Wegen Rückenproblemen wird er an seiner alten Wirkungsstätte aber wohl fehlen. Das vielleicht größte Manko gegenüber den Bayern bestand zuletzt darin, dass der Kader des BVB in der Breite nicht so gut und erstklassig bestückt war. Dies glauben Klopp und Co. nun behoben zu haben. Rotation auf hohem Niveau war bislang nicht möglich, auch deshalb entstand der riesige Abstand von 25 Zählern auf den Rekordmeister.
Ob die Möglichkeiten nun besser sind, muss diese Saison erst noch zeigen, die ersten Anzeichen sind positiv. Auch weil Klopp den eigenen Nachwuchs nicht vernachlässigt und mit Philipp Hofmann gerade ein sehr interessantes Talent an den Kader heranführt. Gegen Braunschweig dankte es der offensive Mittelfeldspieler schon mal mit dem Führungstor und dem herausgeholten Elfmeter zum Endstand. Der Ehrgeiz also ist, die Voraussetzungen sind es auch. Das verspricht viel Spannung im Titelkampf. Mit der Borussia ist in jedem Fall zu rechnen.
Weitere Artikel zur Partie
- 1. FC Nürnberg
- 50. Per Nilsson 1:1
- Borussia Dortmund
- 37. Marcel Schmelzer 0:1
- Stadion
- Grundig Stadion
- Datum
- 21.09.2013 14:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Knut Kircher
- Zuschauer
- noch unbekannt
- 1. FC Nürnberg
- ?? - Chandler, Nilsson, Pogatetz, Plattenhardt - Stark, Hasebe, Frantz, Kiyotake (89. Angha), Hloušek (67. Esswein) - Ginczek (81. Pekhart)
- Reservebank
- Stephan, Angha, ??, Pinola, Esswein, Drmic, Pekhart
- Trainer
- Michael Wiesinger
- Borussia Dortmund
- 18466 - Durm, Subotic, Sokratis, Schmelzer (46. Sahin) - Bender, 18466 (65. Lewandowski), Aubameyang, Großkreutz, Reus (46. Hofmann) - Ducksch
- Reservebank
- Langerak, Günter, Hofmann, Mkhitaryan, Sahin, Lewandowski, Schieber
- Trainer
- Jürgen Klopp