Profis Donnerstag, 24.06.2021

Tasso Wild: "Die Kameradschaft war unvergleichlich gut"

Die Meisterspieler Tasso Wild (l.) und Stefan Reisch

Er erzielte 15 Tore in der Meistersaison, doch beim Endspiel gegen Borussia Dortmund war Tasso Wild außen vor. Trotzdem zählt der Titelgewinn 1961 zu den schönsten Momenten seiner Karriere. Und seinen persönlichen Endspieltriumph holte er dann ein Jahr später im Pokalwettbewerb nach...

fcn.de: Der Club im Endspiel und Sie auf der Tribüne? Was war passiert und wie schlimm war das für Sie?

Tasso Wild: "Ich hatte mir 14 Tage vorher beim entscheidenden Sieg gegen Köln kurz vor Schluss einen Muskelfaserriss zugezogen. Danach habe ich zwar alles versucht, doch die medizinischen Möglichkeiten waren andere als heute. Außerdem waren Wechsel im Spiel nicht erlaubt, daher war das Risiko nach wenigen Minuten wieder runter zu müssen viel zu groß. Natürlich war ich im ersten Moment enttäuscht, doch die Freude über den Titel für den Club war viel, viel größer."

fcn.de: Was war das besondere an dieser Meisterschaft?

Wild: "Die Kameradschaft in der Mannschaft war unvergleichlich gut. Wir waren eine junge, wilde Truppe. Viele hatten bereits in der Jugend zusammengespielt. Und an der Spitze stand unser Kapitän Max Morlock und hat das Ganze zusammengehalten."

fcn.de: Morlock war damals bereits 36, 1948 schon Meister geworden, 1954 Weltmeister...

Wild: "...und trotzdem der beste Mensch, den ich je im Fußball getroffen habe. Ich habe in den Jahren mit ihm nicht ein böses Wort aus seinem Mund gehört. Er hat die Mannschaft geführt, die Älteren angetrieben, die Jüngeren unterstützt. Max war fantastisch."

fcn.de: Was gehört noch zu dieser Meistersaison?

Wild: "Die Kameradschaft im Team und im Verein. Trainer Herbert Widmayer hat sehr darauf geachtet. Nach den Partien spielte immer eine Kapelle im Vereinslokal am Zabo. Da waren dann alle da: die Fußballer, die erfolgreichen Handballerinnen, die Schwimmabteilung, die Hockeyspielerinnen. Da wurde gefeiert und getanzt. Diese Stimmung hat sich auf den Platz übertragen. Da kämpfte der eine für den anderen, keiner ließ sich hängen. Diese Mannschaft bildetete ja auch bei der 68er Meisterschaft noch das Korsett.

fcn.de: 1962 folgte noch der Pokalsieg, dann war Pause bis 1968.

Wild: "Was die Spieler angeht waren wir spitze, vielleicht wäre mehr möglich gewesen, wenn wir modernere Trainer bekommen hätten. Köln, Hamburg, später die Bayern, alle waren taktisch damals viel weiter als wir. Wir haben einfach Fußball gespielt, das hat dann in einigen Momenten nicht mehr genügt."

fcn.de: Fußball spielt Tasso Wild auch heute noch, oder?

Wild: "Ja, wir kicken jeden Montag am Valznerweiher, seit über 30 Jahren. Es bereitet mir immer noch große Freude, auch wenn Tempo und Laufstrecke mittlerweile ein bisschen abgenommen haben..."


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