Profis Donnerstag, 12.03.2020

Robert Palikuca: "Ich habe auf St. Pauli viel erlebt"

Foto: Sportfoto Zink

Das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli wird für den FCN-Vorstand eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. Im Interview blickt Robert Palikuca auf seine Zeit zurück und spricht über die anstehende Partie.

fcn.de: Servus Robert! Die Niederlage gegen Hannover 96 war seit längerer Zeit mal wieder eine verdiente, das muss man leider so sagen. Wie erklärst du dir diesen Rückschlag, nachdem wir in den Wochen zuvor ordentlich Punkte gehamstert haben?

Robert Palikuca: Das war ein Rückfall in Muster, die wir aus der Hinrunde kannten und die wir eigentlich abgestellt wissen wollten. Die Mannschaft war selber sehr unzufrieden mit der Tatsache, dass sie es nicht geschafft hat, die Aggressivität der ersten 20 Minuten aufrechtzuerhalten und zu versuchen, das Spiel zu drehen. Da müssen wir in Zukunft besser sein. Wir kriegen ein Tor nach einem Eckball und verlieren die absolute Grundordnung und die Aggressivität – das darf uns nicht passieren. Inzwischen haben wir das Spiel intensiv besprochen und aufgearbeitet.

fcn.de: Am Sonntag soll es gegen den FC St. Pauli besser laufen – für dich ein besonderer Gegner. Zweieinhalb Jahre hast du am Millerntor aktiv gespielt. Beschreibe doch mal deine Zeit in Hamburg.

Robert Palikuca: Für mich war die Zeit in St. Pauli ein Lebensabschnitt, bei dem ich als aktiver Fußballer sehr viel Spaß hatte. Außerdem ist meine Tochter Paula in Hamburg zur Welt gekommen. Ich habe sehr gerne am alten Millerntor Fußball gespielt, kenne auch noch einige Leute dort, mit denen ich viel erlebt habe.

fcn.de: Welche Erlebnisse sind dir da besonders im Gedächtnis geblieben?

Robert Palikuca: Da gab es so einige Erlebnisse mit Mannschaftskollegen und Vereinsmitarbeitern. Wir hatten beispielsweise ein wirklich verrücktes Trainingslager auf Kuba, das 14 bis 15 Tage ging. In Hamburg mussten wir mal eine Zeit lang zuhause duschen, weil der Verein die Rechnungen nicht bezahlt hatte und das Wasser kalt war. Außerdem gab es keine Rasenheizung wie jetzt. Wir haben mit Turnschuhen trainiert, weil der Boden gefroren war. Es war einfach eine andere Zeit, in der ich aber tolle Menschen kennengelernt habe. Es geht nicht nur ums Millerntor und St. Pauli als Stadtteil, was ja auch alles charakterisch ist. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach mit wirklich besonderen Menschen zu tun.

fcn.de: Interessante Einblicke in eine frühere Zeit des Fußballs. Wie lief es damals sportlich für dich?

Robert Palikuca: Ich hatte das Glück, dass ich in einer positiv verrückten Mannschaft gespielt habe. Ich hatte Teamkollegen, die St. Pauli besonders gemacht haben. In der Gesamtheit waren wir ein Team, das sich zu einer wirtschaftlich schwierigen Zeit für den Verein komplett zerrissen hat. Wir waren ein eingeschworener Haufen und haben eine unglaubliche Pokalsaison gespielt, die den Verein entschuldet hat. Wir hatten einen Präsidenten, der bedingungslos hinter der Mannschaft stand. Das ganze Umfeld war ein eingeschworener Haufen.

fcn.de: Freust du dich auf die Rückkehr ans Millerntor?

Robert Palikuca: Ich bin immer gerne zu Gast auf St. Pauli, mehr aber auch nicht. Ich fahre da nicht hoch, um ein bisschen mit den Leuten zu schnacken, eine schöne Zeit zu haben und Fischbrötchen zu essen. Sondern wir fahren da hoch, um drei Punkte zu holen. Das ist unser primäres Ziel. Wir wollen eine gute Leistung zeigen und eine an sich positive Rückrunde weiterspielen.

fcn.de: Etwas ungewohnt dürfte für dich die Atmosphäre dort werden, Zuschauer sind aufgrund der Prävention zur Verbreitung des Corona-Virus' erstmals nicht zugelassen. Wie bewertest du diese Maßnahme?

Robert Palikuca: Aus rein fußballerischer Sicht ist es schade. St. Pauli muss zwar auf seine Heimkulisse verzichten, aber auch wir haben viele Fans, die sehr laut und richtig emotional sind. Unsere Fans sind in der Lage, aus einem Auswärtsspiel ein Heimspiel zu machen - von der Lautstärke, vom Support, von der ganzen Art, wie sie unterstützen. Die Club-Fans hätten auch diese Partie zu einem besonderen Auswärtsspiel gemacht, wie sie es alle zwei Wochen machen. Am Ende steht aber die Gesundheit über allem und es gilt die Entscheidung der Hamburger Behörden zu respektieren.


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