Profis Samstag, 21.05.2016

Relegation 2010: Die Rippe des Aufstiegs

Foto: Sportfoto Zink

Für viele ging die Relegation in der Saison 2009/10 gegen den FC Augsburg an die Substanz. Nach seiner Nahtod-Erfahrung kann Günter "Chico" Vogt heute darüber nur lachen.

Angesprochen auf seine persönliche Geschichte der Relegation 2010, auf diese eine, unvergessene Begebenheit im Duell gegen den FC Augsburg am 16. Mai 2010, hält Günter Vogt ausnahmsweise einmal länger inne. "Wie war das damals nochmal? Ich habe schon reichlich erlebt. Ich war schon in der dritten Liga dabei", blickt der Kult-Zeugwart auf seine mittlerweile 23 Jahre beim Club zurück.

Dann erinnert sich "Chico", wie er in der Club-Familie genannt wird, doch: "Augsburg war Weltklasse. Als Traore während des Spiels vom Platz gestellt wurde, wusste ich, dass wir aufsteigen werden. Der war brandgefährlich, der Junge. Der hat dann aber den Juri Judt zusammengetreten und hat dafür die rote Karte gesehen."

Ansonsten nur ein Rippenbruch, nichts Großes

Der guineische Nationalspieler sah in der 56. Spielminute des Rückspiels beim Stand von 0:1 aus Augsburger Sicht sprichwörtlich rot. In beiden Spielen kam der Dribbler einfach nicht an Juri Judt vorbei und war irgendwann so genervt, dass er dem am Boden liegenden Judt an die Gurgel ging. Sieg im Hinspiel, Führung im Rückspiel und die Rote Karte - Vorentscheidung. Und in der Tat, nur sieben Minuten später machte Eric Maxim Choupo-Moting per Strafstoß den Klassenerhalt klar und machte so ein weiteres Bundesliga-Jahr perfekt.

"Du warst der Erstligist und du meinst: Das machen wir schon. Die Stimmung war selbstverständlich, aber auf eine selbstbewusste, nicht überhebliche Art und Weise. So, dass dir gar nichts passieren kann", erinnert sich "Chico" weiter an die Stimmung vor den beiden Spielen und fährt fort: "Ansonsten war ja nur noch, dass mir die Spieler eine Rippe gebrochen haben."

"Das ist ein eingeschworener Haufen voller Räuber"

Der Knochenbruch auf der rechten Seite geht in den nunmehr sprudelnden Erzählungen des Zeugwarts beinahe unter: "Na, ich bin halt beim Jubeln umgefallen und die ganzen Spieler sind dann drauf. Mein eigener Ellenbogen hat mir dann die Rippe gebrochen. Es lagen 20 Mann auf mir, das war der Wahnsinn. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Ich dachte, ich müsste sterben. Ich dachte, es ist vorbei."

Trotz der Nahtod-Erfahrung ist eines für ihn sicher, er würde es sofort wieder tun. "Jederzeit. Auf der anderen Seite. Oder die Selbe wieder. Egal." Denn auch sechs Jahre später hat der Club wieder ein Team geformt, das nicht nur 90 Minuten pro Woche zusammenhält. "Das sind vielleicht Hunde. Andere pokern und gehen ins Wettbüro und die kniffeln. Das muss man sich mal geben. Ein Wahnsinn! Das ist ein eingeschworener Haufen voller Räuber. Die haben sich hier wirklich gesucht und gefunden."

"Das kann nur gut ausgehen"

Auch für das entscheidende Relegations-Spiel gegen Eintracht Frankfurt zeigt sich "Chico" optimistisch: "Das kann nur gut ausgehen. Wir haben es gegen Augsburg geschafft, wir haben es gegen Cottbus geschafft und jetzt schaffen wir es wieder", und geht dabei noch ein Schritt weiter: "Wenn die zusammenbleiben, wächst dieser Haufen noch mehr zusammen und wird noch besser. Da braucht dann keiner kommen und meinen, dass man nach Nürnberg fährt und einfach so die Punkte mitnimmt."


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