Profis Interview Freitag, 09.05.2014

Hintermaier: "In solchen Situationen darf man nicht aufgeben"

Fotos: Picture Alliance

Reinhold Hintermaier hat eine ähnliche Situation wie die aktuelle schon mal mit dem 1. FC Nürnberg erlebt. In der Saison 1992/1993 brauchte der Club am letzten Spieltag gegen den 1. FC Saarbrücken einen Sieg, um in der Liga zu bleiben. Damals gewannen Hintermaier und Co. mit 4:1. fcn.de sprach mit dem Österreicher über das damalige Saisonfinale, besondere Maßnahmen und seine Einschätzung zum Schalke-Spiel.

fcn.de: Reinhold Hintermaier, die aktuelle Situation des Club dürfte Sie an Ihre eigene Karriere erinnern. In der Saison 1992/1993 hatte der 1. FCN zwölf Spiele hintereinander nicht gewonnen und hatte am letzten Spieltag gegen den 1. FC Saarbrücken ein Endspiel gegen den Abstieg. Wie war das damals?

Reinhold Hintermaier: Die Situation war damals ziemlich ähnlich, es kam auf das letzte Spiel an. Wir waren zwar nicht ganz am Ende der Tabelle, wenn man aber am Saisonende noch gegen den Abstieg spielen muss, dann ist der Druck immens. Doch in solchen Momenten muss man sich als Mannschaft zusammenraufen, muss den jungen Spielern als Leitfigur vorweggehen. Die Laien wissen ja gar nicht, was da für ein Druck auf den Spielern lastet. In unserer Mannschaft wurde viel miteinander geredet, wir haben uns für die letzten Spiele nochmal richtig zusammengerauft.

fcn.de: Gab es im Vorfeld des Spiels besondere Maßnahmen?

Reinhold Hintermaier: Wir saßen am Abend vor dem Spiel alle zusammen im Hotel und haben uns geschworen, nochmal alles zu geben. Wir haben wirklich alles getan dafür. In solchen Zeiten ist es sehr wichtig, dass sich niemand auf seinem Zimmer verkriecht und man sich nochmal als Truppe zusammensetzt, miteinander redet, sich gegenseitig motiviert.

fcn.de: Durch einen 4:1-Sieg haben Sie den Klassenerhalt damals noch geschafft. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Reinhold Hintermaier: Ganz klar: Die Situation ist schwierig. Aber: In solchen Situationen darf man nicht aufgeben. Man muss es immer wieder probieren. Wir lagen damals gegen Saarbrücken sogar 0:1 zurück und haben es dann noch umgebogen. Nie sollten Spieler in solch eine Partie gehen und sich denken, dass man bei einer Niederlage abgestiegen ist. Ich bin fest der Überzeugung, dass es in Gelsenkirchen für die Mannschaft viel leichter sein wird, als noch zu Hause gegen Hannover. Gegen Hannover hatte die Mannschaft alles zu verlieren. Jetzt gibt keiner mehr etwas auf die Mannschaft. Egal ob in der Öffentlichkeit oder bei den Fußballexperten, der Club ist für alle schon abgestiegen.

fcn.de: Für Sie aber offenbar noch nicht. Was stimmt Sie zuversichtlich?

Reinhold Hintermaier: Wir haben Spieler, die ein Spiel entscheiden können. Wenn Josip Drmic einen guten Tag erwischt, dann kann er schon mal zwei Tore erzielen. Das hat er schließlich schon unter Beweis gestellt. Der Abstiegskampf spielt sich im Kopf ab. Fakt ist, nur wer den Klassenerhalt am meisten will, der bleibt auch in der Liga. Man muss sich bewusst sein, dass man in einem Spiel eine ganze Saison korrigieren kann. Damit muss sich jeder einzelne Spieler auseinandersetzen. Dann ist man auch stark genug, so ein Spiel zu gewinnen, egal gegen welchen Gegner. Schalke ist eine Mannschaft, die man zu Hause schlagen kann, das hat Gladbach erst kürzlich bewiesen. Niemand braucht sich verstecken und von einer Niederlage reden, man muss jetzt vollkommen frei aufspielen und den Sieg erzwingen wollen. Treten alle Spieler so auf, dann ist in Schalke etwas zu holen.

fcn.de: Mit einem Sieg wäre der Klassenerhalt allerdings noch nicht geschafft.

Reinhold Hintermaier: Wenn die Mannschaft das Spiel auf Schalke gewinnt, dann bin ich fest davon überzeugt, dass der 1. FC Nürnberg die Klasse hält. Ich glaube nicht, dass der HSV in Mainz gewinnt. Es muss nur jedem bewusst werden, worum es geht, dann kann man auch befreit aufspielen.  In solchen Situationen darf man sich nicht runterziehen lassen, nichts lesen und sich einfach auf das letzte Spiel konzentrieren. Dann kann man wirklich für eine Überraschung sorgen.

Reinhold Hintermaier im Club-Trikot

Spieldaten

34. Spieltag, Bundesliga 2013/2014
4 : 1
FC Schalke 04
6. Joel Matip 1:0
45. Roman Neustädter 2:0
75. Julian Draxler 3:0
90. Chinedu Obasi 4:1
1. FC Nürnberg
90. Josip Drmic 3:1
Stadion
Veltins Arena
Datum
10.05.2014 14:30 Uhr
Schiedsrichter
Felix Zwayer
Zuschauer
61973

Aufstellung

FC Schalke 04
Fährmann - Hoogland (78. Höwedes) - Ayhan - Matip - Kolasinac - Boateng - Neustädter - Goretzka - Meyer (78. Obasi) - Draxler - Szalai (72. Kirchhoff)
Reservebank
Hildebrand, Höwedes, Kirchhoff, Annan, Sané, Farfán, Obasi
Trainer
unbekannt
1. FC Nürnberg
Rakovsky - Angha - Nilsson - Stark - Hloušek (71. Mak) - Hasebe - Balitsch (62. Tekerci) - Pachonik - Feulner (20. Colak) - Frantz - Drmic
Reservebank
Uphoff, Bihr, Colak, Tekerci, Gärtner, Kiyotake, Mak
Trainer
Roger Prinzen

Ereignisse

6. min Spielstand: 1:0
Joel Matip

20. min Spielstand: 1:0
Antonio-Mirko Colak kommt für Markus Feulner

30. min Spielstand: 1:0
Tobias Pachonik

36. min Spielstand: 1:0
Per Nilsson

45. min Spielstand: 2:0
Roman Neustädter

58. min Spielstand: 2:0
Niklas Stark

62. min Spielstand: 2:0
Sinan Tekerci kommt für Hanno Balitsch

67. min Spielstand: 2:0
Mike Frantz

71. min Spielstand: 2:0
Robert Mak kommt für Adam Hloušek

72. min Spielstand: 2:0
Jan Kirchhoff kommt für Adam Szalai

75. min Spielstand: 3:0
Julian Draxler

78. min Spielstand: 3:0
Benedikt Höwedes kommt für Tim Hoogland

78. min Spielstand: 3:0
Chinedu Obasi kommt für Max Meyer

90. min Spielstand: 3:0
Sinan Tekerci

90.(+1) min Spielstand: 3:1
Josip Drmic

90.(+2) min Spielstand: 4:1
Chinedu Obasi

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