Nachwuchs Freitag, 14.12.2012

Rainer Zietsch im Interview

Der Leiter des Nürnberger NLZ zieht Bilanz über den Anstieg der Zahl der Club-Nationalspieler.

fcn.de: Der Auftrag des NLZ ist es, die Profispieler von morgen auszubilden. Im Jahr 2012 ist die Anzahl der DFB-Junioren-Nationalspieler um weitere fünf Akteure von 17 auf 22 Nationalspieler angestiegen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Rainer Zietsch: Der Anstieg ist fast nicht mehr zu toppen. Wir sind sehr stolz, dass wir inzwischen so viele Nationalspieler haben und freuen uns für die Jungs. Jedes Länderspiel, das sie absolvieren, bringt sie weiter. Aber sie müssen wissen, dass die Karriere letztendlich im Verein gemacht wird. Es ist eine große Aufgabe für Verein und Spieler, da es eine Mehrbelastung ist. Im schulischen Bereich zum Beispiel läuft es nicht immer reibungslos, wenn die Jungs zu DFB-Maßnahmen reisen müssen. Trotzdem freuen wir uns natürlich für jeden, der eingeladen wird. Zu den DFB-Trainern haben wir einen guten Draht und werden inzwischen als gute Adresse angesehen.

fcn.de: Wie Sie bereits erwähnten, ist eine Berufung für die Nationalmannschaft in erster Linie eine freudige Angelegenheit. Welche Auswirkungen kann so eine Benennung auf den Spieler haben?

Rainer Zietsch: Sie sammeln wertvolle Erfahrungen, indem sie mit den Besten des Jahrgangs trainieren und internationale Vergleiche erleben. Trotzdem darf man auch die Gefahren nicht außer Acht lassen. Besonders im U16- und U15-Bereich ist es für die Jungs nicht immer leicht, die Situation einzuschätzen. Es ist zwar schön, zum DFB zu kommen, aber das Ziel, das wir haben, ist damit noch lange nicht erreicht. Wir wollen die Spieler in den Profifußball bringen. Für die Jüngeren ist es manchmal schwierig, das richtig einzuordnen. Sie sollten nicht denken, dass sie schon etwas erreicht hätten, sondern weiter gierig bleiben. Als Verein können wir darauf einwirken, indem wir sagen: Jungs macht weiter, es ist zwar schön in der Nationalmannschaft zu spielen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel.

fcn.de: Wie kann der Verein auf junge Spieler einwirken, die euphorisiert zurück in den Alltag kommen?

Rainer Zietsch: Wir versuchen, die Spieler dazu anzustacheln, das, was sie erlebt haben, wieder zu erleben. Das ist nicht möglich, wenn sie denken, sie wären etwas Besonderes oder weiter als die anderen. Sie dürfen nicht aufhören, an sich zu arbeiten. Es ist toll, wenn sie für den DFB spielen, aber auch kein Beinbruch, wenn es dort nicht mehr weitergeht. Man kann trotzdem Karriere machen und Profi werden. Wir versuchen alle auf ihrem Weg zu begleiten, egal ob sie kurz- oder langfristig beim DFB spielen. Die Spieler müssen aus den Erfahrungen die richtigen Lehren ziehen.

fcn.de: Was unterscheidet den 1. FC Nürnberg in der Jugendarbeit von anderen Bundesligisten?

Rainer Zietsch: Wir sind sehr froh, dass der Verein vor einigen Jahren entschieden hat, auf die Jugend zu setzen. Das hilft in der Sichtung, denn für Spieler ist es interessant, zum 1. FC Nürnberg zu kommen, da hier die Möglichkeit besteht, in die 1. Bundesliga zu kommen. Das gibt es nicht bei vielen Vereinen. Schon im C- und B-Jugendbereich hilft es, diese Perspektive bieten zu können. Und auch U18- oder U19-Nationalspieler aus anderen Leistungszentren sehen bei uns die Chance höher, in den Profifußball einzusteigen. Wie zum Beispiel Patrick Rakovsky oder Noah Korczowski, die von Schalke zu uns kamen, weil sie hier eher die Chancen sahen, früh in den Profibereich zu kommen.

Wir sind dankbar, mit Dieter Hecking einen Trainer zu haben, der diesen Weg mitgeht und wöchentlich mit den Jugendtrainern Absprache hält. Junge Spieler, die den Hals herausstrecken, bekommen damit Aufmerksamkeit und so können sie relativ schnell bei einem Training der Profis dabei sein. Das unterscheidet uns sicher von vielen Erstligisten. Denn unsere tägliche Arbeit hängt davon ab, dass der eine oder andere auch die Chance bekommt, sich zu präsentieren. Vorstand und Aufsichtsrat stehen hinter diesem Konzept.

fcn.de: Welche Rolle spielt das neue Funktionsgebäude, dank dem nun auch im NLZ professioneller gearbeitet werden kann?

Rainer Zietsch: Das gibt uns ganz neue Möglichkeiten. Das gesamte NLZ ist nun in den Räumlichkeiten vereint und auch die Spieler in der Akademie sind direkt vor Ort. Diese Spieler sind kurz davor, den Sprung in den Profibereich zu schaffen und es ist einfach klasse, dass sie nun so nah am Geschehen wohnen und immer einen Ansprechpartner haben. Es war einfach ein Quantensprung, hier einzuziehen.

fcn.de: Das Jahr 2012 neigt sich dem Ende zu, was sind die Ziele für 2013?

Rainer Zietsch: Letztendlich ändern sich die Ziele bei uns nicht. Wir wollen so viele Spieler wie möglich dazu bringen, dass sie bei uns im Profibereich landen und nachhaltig dort bleiben. Idealerweise sehen wir möglichst viele unserer Jugendspieler irgendwann mit der ersten Mannschaft vor 50.000 Zuschauern im Stadion Nürnberg auf dem grünen Rasen.


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