Profis Donnerstag, 01.12.2022

Olaf Rebbe im Interview: "Viele Anknüpfungspunkte und Stellschrauben"

Foto: Sportfoto Zink

Während die Mannschaft aktuell die letzten Tage vor dem Vorbereitungsstart am 12.12. zur Regeneration nutzt, arbeitet unser Sportdirektor Olaf Rebbe am Rückrunden-Kader. Die Marschroute ist klar: "Entscheidend wird sein, dass wir uns in der Rückrunde erheblich steigern und Vollgas geben", sagt Olaf Rebbe im Interview mit fcn.de.

fcn.de: Servus Olaf! Unsere Mannschaft befindet sich gerade im Urlaub, wie verbringst du aktuell deine Tage?

Olaf Rebbe: Auch wenn für viele Fußballfans gerade die WM im Fokus steht und für unsere Spieler die Erholung oberste Priorität hat, bewegt sich sehr viel hinter den Kulissen der einzelnen Fußballvereine. Für einige, wie auch speziell für uns, bietet die spielfreie Zeit die Möglichkeit einer langen Vorbereitung und somit eine große Chance. Für uns gilt es, die Zeit gut zu nutzen, um die Weichen zu stellen für einen guten Start ins Jahr 2023.

fcn.de: Spielt die WM für die Kaderplanung oder das Scouting eine Rolle für uns beim FCN?

Olaf Rebbe: Theoretisch schon, aber praktisch nicht, da fast alle WM-Spieler für uns aktuell aus finanziellen Gründen schwierig oder gar nicht realisierbar sind. Der deutschen Mannschaft drücke ich die Daumen, denke aber, dass Brasilien den Titel holt. Die haben wahrscheinlich den stärksten Kader.

fcn.de: Wie hast du von deiner Position aus die sportliche Entwicklung der Mannschaft in den letzten Monaten erlebt?

Olaf Rebbe: Insgesamt sehr unbeständig. Wir hatten eine Vorrunde mit vielen negativen Erlebnissen, die wir nach der letzten Saison so nicht erwartet hätten. Hinzukam, dass wir immer wieder Ausfälle verletzter Spieler kompensieren mussten. Das Resultat waren nicht erfüllte Erwartungen. Die Wettbewerbsdichte in der 2. Bundesliga ist sehr eng, wie die Tabelle zeigt. Für alle gilt: Wer immer 100 Prozent Einsatz zeigt und auch die Details im Blick hat, wird erfolgreich sein. Es gibt viele Anknüpfungspunkte und Stellschrauben aus unserer Vorrundenanalyse, die wir jetzt in die richtige Richtung drehen. 

fcn.de: Du hast kürzlich gesagt, dass wir die Dinge, die in der Hinrunde nicht gut waren, in der Rückrunde besser machen müssen. Welche Punkte fallen dir da konkret ein?

Olaf Rebbe: Wir haben es in den engen Spielen nicht geschafft, eine Schippe drauf zu legen, Führungen zu verteidigen oder zu halten, beispielsweise in Braunschweig oder Kiel. Das hat uns letzte Saison ausgezeichnet. Es sind nicht nur die großen Dinge, die ins Gewicht fallen, alle Details sind auf und neben dem Feld wichtig und jeder einzelne ist gefordert. Das einzig Gute ist die Erfahrung dieser Hinrunde, die uns als Gruppe reifer gemacht hat. Um es auf den Punkt zu bringen: wir haben zusammen gelitten. Die „Suppe“ löffeln wir jetzt gemeinsam aus und kommen da gestärkt raus.

fcn.de: Hand aufs Herz: wie erleichtert warst du, dass wir durch das Erfolgserlebnis gegen Paderborn nicht als Tabellenletzter in die lange Winterpause mussten?

Olaf Rebbe: Das war enorm wichtig für alle. Aber ob man zu diesem Zeitpunkt Letzter oder Elfter ist, ist am Ende auch nur Fassade und sichert uns nicht ab. Entscheidend wird sein, dass wir uns in der Rückrunde erheblich steigern und Vollgas geben. Das ist unser Ansporn.

fcn.de: Du hast betont, dass du nach wie vor Vertrauen in den Kader hast, trotzdem seid ihr auf der Suche nach Verstärkungen. Willst oder kannst du da einen aktuellen Wasserstand rausgeben?

Olaf Rebbe: Wir haben immer gesagt, dass wir unserem Kader vertrauen und das beinhaltet natürlich auch die Gruppe der Perspektivspieler, die nachrücken und sich im Training schon gut bewiesen haben. Irgendwann kommt man aber an einen Punkt, wo bei der Anzahl der Verletzten die eigenen Bordmittel nicht mehr genügen bzw. wir auch von der Anzahl nachlegen müssen. Unsere Verantwortung ist es, den Kader ständig zu überprüfen und zu verbessern. Dass wir den Markt und die Möglichkeiten, die sich uns bieten, genau beobachten, versteht sich von selbst.

fcn.de: Auf der Jahreshauptversammlung haben wir kürzlich unsere finanzielle Situation dargestellt. Wie herausfordernd macht das die Arbeit auf dem Transfermarkt für dich?

Olaf Rebbe: Im Grunde war es die letzten beiden Transferperioden nicht anders. Wir sind ein Verkäufer-Verein und kein Käufer-Verein. Das mal rein plastisch dargestellt. Das schließt nicht aus, dass wir mal eine Transfersumme ausgeben können. Grundsätzlich ist die Realität aber, dass wir mehr einnehmen müssen als wir ausgeben können. Das dabei unsere Kernaufgabe ist, Spieler zu finden, die bei uns eine Entwicklung in der Leistung als auch im Marktwert nehmen können, ist eine enorme Herausforderung. Unser Motto: „Werte schaffen“ steht ganz klar im Fokus. Das ist aber auch ein langfristiger Prozess bei dem es Geduld braucht. Dass das alles einfacher ist mit fünf bis zehn Punkten mehr in der Tabelle versteht sich auch von selbst, bedeutet aber gleichzeitig auch eine große Chance für unser junges Personal.

fcn.de: Wie siehst du die Rolle des Nachwuchsleistungszentrums in der aktuellen Situation? Birgt die aktuelle Lage auch Chancen für talentierte Spieler aus dem NLZ?

Olaf Rebbe: Die Performance und Zusammenarbeit mit unserem NLZ ist sehr positiv. Michael Wiesinger und sein Team machen einen hervorragenden Job, da braucht man sich alleine nur die letzten zwölf Monate und die Spieler anschauen, die oben dabei waren und Einsätze hatten. „Werte schaffen“ fängt bei uns im NLZ an und ist ein wichtiger Bestandteil. Wir haben da mittlerweile auch mit Leih-Projekten wie Castrop, Fofana, Kayo oder Hong einen guten Ruf in der Branche, da jeder sieht, dass die Jungs eine gute Entwicklung nehmen und große Schritte bei uns gehen können. Nicht nur aktuell, sondern generell sind alle Jungs eingeladen, sich beim Cheftrainer aufzudrängen. Markus schätzt die Jungs sehr.

fcn.de: Du sprichst Markus Weinzierl an, der seit wenigen Monaten neuer Cheftrainer ist. Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Dieter, ihm und dir?

Olaf Rebbe: Unsere WhatsApp-Gruppe ist total überfrachtet, aber wir drei behalten einen kühlen Kopf (lacht). Aktuell ist es eine intensive Zeit für uns, um alles für die Winter-Vorbereitung aufzustellen und viele Themen abzustimmen. Wir pflegen einen sehr vertrauensvollen Umgang und haben klare Abläufe in den Themen, die uns drei betreffen. Wir entscheiden nach wie vor gerne die Sachen „3:0“. Wenn es eine Gegenstimme gibt, gilt es, diese genau zu besprechen.

fcn.de: Intensive Monate liegen hinter uns. Wann hast du die Möglichkeit, etwas durchzuschnaufen?

Olaf Rebbe: Ich freue mich zuerst einmal auf den Vorbereitungsstart am 12. Dezember am Valznerweiher. Vor allem freue ich mich darauf, das gesamte Team wiederzusehen. Ich denke, dass es dann zwischen den Jahren etwas ruhiger wird und es ein paar Tage zum Abschalten geben wird, am besten mit einem guten Gefühl für das neue Jahr.


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