Business Donnerstag, 21.07.2022

Nächste Runde "Tribünengeschichten": "Ohne Reservetorwart zum Finale gefahren"

Foto: fcn.de

In Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein „Curatorium Altern gestalten“ bietet der 1. FC Nürnberg seit letztem Jahr mit den „Tribünengeschichten“ ein Community-Format für Senior*innen an. Zusammen mit Spielern der Meister- und Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg lassen „Ü 70-Cluberer“ Erfolge und Erinnerungen aus der Vergangenheit aufleben und diskutieren über unvergessene Spiele und Tore. Dieter Nüssing und Meisterspieler Heini Müller waren ein zweites Mal mit dabei.

Club- und Fußballfans ab 70 Jahren mit ehemaligen Spielern zusammenbringen, um gemeinsame Erlebnisse auszutauschen und in Erinnerungen zu schwelgen: Bei den neuesten „Tribünengeschichten“ am 12.07.2022 teilten die Club-Legenden Heini Müller und Dieter Nüssing Anekdoten über Max Morlock, Franz Brungs und Co. mit den Bewohner*innen des Betreuten Wohnens und des Pflegeheims am idyllischen Langwassersee des BRK Seniorenzentrums. Die rüstigen Senior*innen lauschten den beiden ehemaligen Club-Spielern gebannt. Viel gelacht wurde natürlich auch.

Besonders amüsiert ist die 15-köpfige Seniorenrunde, als Heini Müller erzählt, wie die damaligen Vorstände des FCN beim Halbzeitstand von 4:1 im Frankenderby 1956 den älteren Spielern Sekt gaben, in der Hoffnung, damit vielleicht doch noch das Spiel zu drehen. „Nie mehr hat es in der Halbzeit einen Sekt gegeben, nie mehr!“, erzählt Heini Müller im Rückblickend lachend. Der Endstand in diesem denkwürdigen Spiel damals: 7:3 für die Fürther.

„Das war damals noch eine schöne Zeit“

Dass die Dinge im Profifußball zur damaligen Zeit noch ein wenig „romantischer“ als im heutigen schnelllebigen Profigeschäft liefen, da sind sich an diesem Nachmittag alle einig. „Das war damals noch eine schöne Zeit“, erinnert sich die bereits über 90 Jahre junge Frau Öchsner, die sogar noch ein paar Jahre älter als Heini Müller ist. Im Gespräch mit Müller und Nüssing erzählt sie, wie sie als junger Club-Fan ihre Lieblingsmannschaft Woche für Woche verfolgte. Unter den Senior*innen sind an diesem Tag natürlich mehrheitlich langjährige Club-Fans, die es sich zum Teil nicht nehmen ließen, in ihrem Nürnberg-Trikot oder mit Club-Schal zu kommen.

Verändert hat sich bis heute natürlich weit mehr, als nur die beispielsweise erst 1967 eingeführte Regel, dass Ein- und Auswechslungen während eines Spiels vorgenommen werden dürfen. Heini Müller erzählt dabei, wie die Meistermannschaft 1961 zum Finale gegen Dortmund fuhr und deshalb keinen Reservetorwart sowie Ersatzabwehrspieler mitnahm. „Wir haben praktisch mit 13 Mann die deutsche Meisterschaft gewonnen. Damals durfte man noch nicht auswechseln“, erinnert sich Heini Müller. Er erzählt unter anderem auch, wie er sich als junger Spieler von Roth nach Nürnberg traute, dann die Reservemannschaft sowie Zweitvertretung bis zur ersten Mannschaft durchlief, und kurz darauf in der Geschäftsstelle stolz seinen ersten Vertrag über 80 D-Mark im Monat unterschrieb. Kurz darauf merkt er, anspielend auf die heutzutage weitaus höheren Honorare im Profifußball, lachend an: „Wir wurden 1961 Deutscher Meister und bekamen nur 1.000 D-Mark Prämie“

„Freut mich, Senioren im Pflegeheim etwas zurückgeben zu können“

Heimleiterin Sabine Schweizer freute sich ebenfalls sehr über den Besuch vom Club: „Es ist schön zu sehen, welch rege und intensive Unterhaltungen im Zuge dieses Formats stattfinden. Das freut nicht nur uns, sondern vor allem unsere Bewohner*innen.“ Ebenso dankbar ist Georg Weigl vom „Curatorium Altern gestalten“: „Ich finde, dass das ein ganz besonderes Erlebnis war. Das ist eine sehr schöne Sache vom 1. FCN. Dass es den Leuten sehr gefallen hat, sieht man ja den Reaktionen der Senior*innen.“

Dieter Nüssing freut sich immer wieder auf die Tribünengeschichten, die er mit Heini Müller inzwischen regelmäßig begleitet und ihm große Freude bereiten:„ Ich habe ein paar Jahre später als Heini auch etwas dunklere Zeiten des Club erlebt. Der Club ist mein Herzensverein und wird das auch immer bleiben. In den 1960er Jahren habe ich als junger Mensch Vorbilder beim 1. FC Nürnberg gehabt. Spieler wie Heini Müller oder Horst Leupold. Durch den Fußball ging es uns immer gut. Auch wenn wir keine vergleichbaren Gehälter wie heutzutage bekamen: Uns wurde durch den Club und den Fußball ein wirklich sehr gutes Leben ermöglicht. Dafür bin ich sehr dankbar, und es freut mich, das mit solchen Aktionen ein Stück weit zurückzugeben zu können.“

„Die Legende lebt“ – Die Tradition der Tribünengeschichten

Was sich mittlerweile schon als Tradition entpuppt hat, ist das gemeinsame Singen als Abschluss jeder Veranstaltung der Tribünengeschichten. „Die Legende lebt“ wird dafür, inklusive Songtext, abgespielt, die Ü70-Cluberer singen fleißig mit, schwenken mitgebrachte Fan-Utensilien im Takt der Musik und die Freude ist ihnen ins Gesicht geschrieben. „Das ist jedes Mal mein persönliches Highlight, hier sind so viele Emotionen zu spüren und zu sehen, die Gänsehaut ist dabei vorprogrammiert“, erzählt Marlene Öhring, CSR-Projektmanagerin des 1. FC Nürnberg.

So geht es mit den Tribünengeschichten in diesem Jahr weiter

In diesem Jahr stehen noch zwei weitere Veranstaltungen der Tribünengeschichten an. Als nächstes findet am Dienstag, den 27. September 2022 ein zweites Mal der „Club Nachmittag“ am Vereinsgelände Valznerweiher statt. Neben einem Gesprächsaustausch mit einem Spieler der Meister- oder Traditionsmannschaft stehen an diesem Nachmittag Einblicke in die FCN Geschäftsstelle und den Arbeitsalltag des Club an. Weitere Infos und einen Eindruck des Clubnachmittag im September 2021 gibt es unter https://unserclub.de/bildung/tribuenengeschichten.


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