Profis Donnerstag, 19.10.2017

Lukas Mühl: "Das Entscheidende ist der Kopf"

Fotos: Sportfoto Zink

Lukas Mühl stand zuletzt fünfmal in Folge in der Startelf und überzeugte auch in der U20 des DFB. Im Interview spricht der Defensivmann über seinen Werdegang beim Club, seine ersten Schritte als Profi und verrät, welche Bilanz ihn besonders ärgert.

fcn.de: Lukas, du hast die letzten Spiele alle von Beginn an gemacht und bist in deiner zweiten Profi-Saison ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Nur ein kleiner Prozentsatz schafft es am Ende tatsächlich aus der Jugendabteilung zu den Profis. Gab es einen Moment, in dem dir klar wurde, dass du es tatsächlich packen könntest, Profifußballer zu werden?

Lukas Mühl: Den einen Moment gibt es nicht. Du siehst, wie stark die anderen Spieler in der Junioren-Bundesliga auf deiner Position sind und entwickelst dann ein Empfinden dafür. Auch wie du in der Mannschaft und im Verein gesehen wirst, hilft dir bei dem Gespür, ob die Voraussetzungen gut sind. Du brauchst natürlich auch die Disziplin, den Fleiß und den Glauben an dich selbst – das war auch immer meine Basis. Das Entscheidende ist nämlich der Kopf.

fcn.de: Ende der vorletzten Saison hast du am letzten Spieltag in Paderborn dein Profi-Debüt gefeiert. Wie war das damals für dich?

Lukas Mühl: Damals hatte ich schon ab und zu bei den Profis mittrainiert. Der damalige Trainer René Weiler hat mich dann in den Kader berufen, was mich schon extrem gefreut hat. Du saugst alles auf: die Atmosphäre, das Stadion. Ich hatte dann schon ein bisschen das Gefühl, dass es tatsächlich mit dem Einsatz klappen könnte, da es in dem Spiel auch eigentlich um nichts mehr ging. Ein paar Spieler wurden auch für die Relegationsspiele geschont. 25 Minuten vor Spielende hat der Trainer mich gerufen und gefragt, ob ich Sechser oder Innenverteidiger spielen möchte. Es lief dann sehr gut, wir haben 1:0 gewonnen. Ein schönes und gelungenes Debüt!

fcn.de: In der darauffolgenden Saison kamst du dann zu weiteren Einsätzen, 24 waren es insgesamt. Und: du hast sogar dein erstes Tor erzielt. Ist da ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen?

Lukas Mühl: Auf jeden Fall. Zunächst habe ich mich gefreut, dass ich so viele Einsätze hatte. Wenn mir das vor der Saison einer angeboten hätte, hätte ich das sofort unterschrieben. Die Spiele bringen einen auch extrem weiter, du sammelst dadurch die Erfahrung, um gegen die ganzen abgezockten Stürmer zu bestehen. Das Tor gegen Dresden war leider nur der Anschlusstreffer. Ich hätte lieber einen Punkt oder sogar drei mitgenommen und dafür nicht getroffen, aber natürlich hat es mich trotzdem gefreut.

fcn.de: Hochmotiviert bist du dann in die Vorbereitung gegangen und hast dich zu einem frühen Zeitpunkt in einem Testspiel verletzt. Hattest du dadurch Sorgen um deine Einsatzzeiten in der neuen Saison?

Lukas Mühl: Natürlich kämpfst du in der Vorbereitung um deinen Platz, willst einfach alles geben. In den ersten Tagen nach der Verletzung war die Enttäuschung groß. Ich habe den Blick aber gleich nach vorne gerichtet, wollte alles geben und stärker zurückkommen. Mit der Zukunft habe ich mich gar nicht großartig beschäftigt, sondern bin Tag für Tag zum Platz gekommen und habe meine Übungen gemacht. Du bist dann auch auf dich alleine gestellt, siehst wie die Mannschaft trainiert – das ist natürlich nicht so einfach, vor allem für den Kopf. Jetzt bin ich wieder zurück, habe meine Chance bekommen und fünf Spiele gemacht. So will ich meinen Weg auch weitergehen.

fcn.de:  Zuletzt in Darmstadt hast du sogar ein kleines Jubiläum gefeiert, standest zum 25. Mal in einem Ligaspiel in der Club-Startelf. Eine Statistik ist uns dabei aufgefallen, die dir aber vermutlich nicht so gefallen wird …

Lukas Mühl: … (lacht) Ich weiß, was jetzt kommt. Mit mir in der Startelf haben wir noch nie 'zu Null' gespielt.

fcn.de: Ganz genau. Woran liegt’s?

Lukas Mühl: Das ist eine Bilanz, die mich sehr ärgert. Ich weiß auch nicht, woran das liegt und würde es gerne ändern. Aber solange wir gewinnen, ist alles gut, auch wenn man als Abwehrspieler natürlich ohne Gegentor bleiben will.

fcn.de: In der U20-Nationalmannschaft sieht's in dieser Hinsicht besser aus, da spielst du fast immer 'zu Null' – und zuletzt sogar als Kapitän.

Lukas Mühl: In dem 98-/99er-Jahrgang bin ich einer der Älteren, gehe deswegen etwas voran und habe durch die Profi-Spiele auch schon viel Erfahrung gesammelt. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich die Binde bekommen habe. Das ist eine Anerkennung, auf die ich stolz bin.

fcn.de:  In der Jugend bist du ebenfalls schon als Kapitän aufgelaufen. Ist die Rolle als Führungsspieler eine, die du gerne auf dem Platz übernimmst, auch wenn du bei den Profis zu den Jüngeren gehörst?

Lukas Mühl: Natürlich, da will ich auch noch weiter wachsen. In der Jugend habe ich das Spiel von hinten verfolgt und die Vorderleute gecoacht. Ich bin einer, der positiv vorausschaut. Auch wenn Dinge mal nicht klappen, gehe ich gerne voraus. An solchen Aufgaben wächst man. Bei den Profis bin ich einer der Jüngeren, versuche aber immer mehr, den Mund aufzumachen und zu coachen. Das ist aber ein Prozess.

fcn.de: Am Sonntag ist Dynamo Dresden zu Gast. Die Mannschaft, gegen die du dein erstes Profi-Tor geschossen hast. Was für ein Spiel erwartest du, und ganz wichtig: Triffst du erneut?

Lukas Mühl: Ich werde natürlich alles versuchen, dass es klappt (lacht). Aber im Ernst: Das wird ein ganz schwieriges Spiel. Wie spielstark die sind, haben wir schon letzte Saison gemerkt. Sie sind aber auch anfällig im Defensivbereich, was unsere Chance ist. Wir müssen schauen, dass wir keine dummen Tore wie zuletzt in Darmstadt kriegen, das ist die Basis für die Aufgabe am Sonntag.

fcn.de: Was traust du dem Club in dieser Saison noch zu?

Lukas Mühl: Wir haben eine gute Mannschaft. Das sind nicht nur elf, zwölf, dreizehn Leute, sondern das ist eine unheimliche Breite. Da kann jeder spielen. Wenn wir an ein paar Stellschrauben drehen und uns weiter entwickeln, kann es in dieser Saison weit gehen. Wir wissen aber auch, dass wir nicht mit dem Träumen anfangen dürfen, denn in dieser zweiten Liga geht's auch sehr schnell in die andere Richtung. 

Das erste Profi-Tor
Das Profi-Debüt
Das erste Profi-Trainingslager
Erfahrungen in der U21
Kapitän in der Club-Jugend

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