Profis Teamcheck Donnerstag, 26.02.2015

KSC: Wenn der Aufstieg kann, aber nicht muss…

Der KSC zählt zu den Top-Teams der Liga und rangiert derzeit auf Platz zwei. Bei den Badenern ist nicht nur der Trainer äußerst facettenreich. Der Teamcheck.

Foto: Picture Alliance

Die Bundesliga und der KSC - ein Thema für sich. Eigentlich ein erfreuliches und doch rangierte es noch zu Saisonstart in der Beliebtheitsskala der Verantwortlichen knapp hinter Fußpilz. Da wurden sie nämlich sehr häufig mit diesem Thema konfrontiert, getreu der Devise "das muss doch jetzt euer Ziel sein".

Eine Forderung, die sehr wohl nachvollziehbar war. In der vorausgegangenen Spielzeit bewegten sich die Badener schließlich permanent im oberen Drittel, belegten am Ende folglich nicht zufällig Platz 5. Den Abgang von Stammspielern mussten sie anschließend nicht beklagen, konnten stattdessen ihren Kader punktuell mit gestandenen Akteuren wie Sascha Traut, dem aus der Club-Jugend hervorgegangenen Enrico Valentini oder dem Japaner Hiroki Yamada verstärken. Kein Wunder also, dass der KSC im Sommer auf den Tippzetteln der meisten Experten zwar nicht als einer der Topfavoriten geführt, sehr wohl aber in die Spalte der möglichen Aufstiegsanwärter eingeordnet wurde.

"Aufstieg" auf dem Index

Wie bereits erwähnt nicht zur Freude der sportlichen Leitung des Traditionsvereins, die im vergangenen Sommer den Begriff "Aufstieg" kurzerhand auf den Index setzte. "Wir wissen, wo wir herkommen. Und wir wissen auch um unsere im Vergleich zur Konkurrenz eher bescheidenen Möglichkeiten", betonte im Sommer Sportdirektor Jens Todt. Sein Ansinnen war klar: Nur keine falschen Erwartungen wecken und der Mannschaft damit eine unnötige Last auf die Schultern legen – dies vor dem Hintergrund, dass sich der KSC im Frühjahr 2013 noch in Liga 3 auf Punktehatz begab.

Eine Haltung, die man heute als gepflegtes wie geschicktes Understatement bezeichnen kann, denn Zweiter sind sie, die Nordbadener, was wiederum auch sie selbst nicht groß überrascht. In dieser sehr ausgeglichenen Liga sieht Jens Todt derzeit "sieben bis acht Mannschaften", die am Ende das Aufstiegsticket lösen können, selbstredend auch seine. "So lange wie möglich sich oben festkrallen" lautet nun die Vorgabe.

Bodenständigkeit beim KSC

Die große Zurückhaltung haben sie also beim KSC aufgegeben, fast schon zwangsweise, denn es würde doch sehr komisch anmuten, wenn man den Verlust des Aufstiegsplatzes als Ziel ausgeben würde. Andererseits: Von einer "Wir müssen jetzt die Chance am Schopf packen"-Stimmung ist keine Spur, die Karlsruher bleiben sich und damit ihrer Bodenständigkeit treu.

Etwas anderes würde Trainer Markus Kauczinski auch gar nicht zulassen, zumal der 45-Jährige selbst diesen Weg des KSC symbolisiert und zugleich prägt. Aus dem Jugendtrainerstab der Badener ging Kauczinski hervor, mehrmals sprang er bei den Profis als Interimslösung ein, überzeugen konnte er dabei immer, aber erst nach dem dritten Mal wurde er zur Dauerlösung. Zuvor fehlte ihm mal die erforderliche Lizenz, mal vermeintlich die Erfahrung wie der Name. Den hat er sich nunmehr längst selbst gemacht. Als er im März 2012 zum Chef der Profis gekürt wurde, konnte er den Abstieg aus der 2. Bundesliga nicht mehr verhindern, baute danach aber jene Mannschaft auf, die erst sofort wieder aufstieg, sich dann auf Anhieb in Liga 2 in der Spitzengruppe festbiss und die nun im Kern weitestgehend unverändert bei der Aufstiegsfrage eine gewichtige Rolle mitspielt.

Facettenreiches Auftreten

Eine einzige Erfolgsgeschichte des Mannes, der so gar nicht in eine Schublade zu stecken ist. Kumpeltyp, Disziplinfanatiker, Taktiker, Gefühlsmensch, Malocher, Ruhepol oder Dampfkessel – all dies verkörpert er, alles zusammen bedeutet eine exzellente   Mannschaftsführung. So ist es kein wirkliches Wunder, dass der Tabellenzweite analog zu seinem "Boss" sehr facettenreich daherkommt: Als wohl eingespielte Einheit agiert der KSC sehr gerne offensiv, ohne aber eine reine Angriffsmannschaft zu  sein.

Die Kauczinski-Elf beherrscht es, weit aufgerückt einen Gegner betont früh zu stören, kann aber ebenso gut tiefstehend ein wirkungsvolles Abwehrpressing praktizieren. Die Balance passt also, die 17 Gegentore sind im Ligavergleich ein Spitzenwert, und auch die Marke von 30 erzielten Treffern wird nur viermal übertroffen. Und doch ist der Abschluss das vielleicht größte Manko des KSC. In diesem Jahr auf jeden Fall, denn dass der Zweite in den bisherigen drei Rückrundenspielen nur zweimal traf, stand im Missverhältnis zu den herausgespielten Chancen. Weil die Badener aber in diesen Spielen auch nur ein Tor zuließen, schlagen fünf Punkte zu Buche. Dass die Ausbeute höher hätte ausfallen können, stößt dem Trainer übrigens nicht sauer auf. "Ich mache den Jungs keinen Vorwurf, sie haben immer alles gegeben", so Kauczinski. Genau das und nicht weniger muss auch jede Mannschaft tun, die gegen diesen KSC bestehen möchte.

Spieldaten

23. Spieltag, 2. Bundesliga 2014/2015
1 : 1
1. FC Nürnberg
4. Guido Burgstaller 1:0
Karlsruher SC
45. Rouwen Hennings 1:1
Stadion
Grundig Stadion
Datum
28.02.2015 12:00 Uhr
Schiedsrichter
Guido Winkmann
Zuschauer
30458

Aufstellung

1. FC Nürnberg
Rakovsky - Celustka - Petrak - Hovland - Pinola - Stark - Polak - Burgstaller (88. Kerk) - Füllkrug (59. Blum) - Mlapa (34. Schöpf) - Sylvestr
Reservebank
??, Blum, Bulthuis, Kerk, Koch, Mössmer, Schöpf
Trainer
René Weiler
Karlsruher SC
Vollath - Valentini - Gulde - Mauersberger - Max - Meffert - Yabo (77. Peitz) - Torres (88. Nazarov) - Yamada - 18466 (67. Sallahi) - Hennings
Reservebank
Stritzel, Sallahi, 18466, Peitz, Klingmann, Nazarov, Park
Trainer
Markus Kauczinski

Ereignisse

4. min Spielstand: 1:0
Guido Burgstaller

34. min Spielstand: 1:0
Alessandro Schöpf kommt für Peniel Kokou Mlapa

45. min Spielstand: 1:1
Rouwen Hennings

51. min Spielstand: 1:1
Jan Polak

59. min Spielstand: 1:1
Danny Blum kommt für Niclas Füllkrug

65. min Spielstand: 1:1
Enrico Valentini

66. min Spielstand: 1:1
Guido Burgstaller

67. min Spielstand: 1:1
Manuel Torres

67. min Spielstand: 1:1
Ylli Sallahi kommt für 18466

69. min Spielstand: 1:1
Javier Pinola

74. min Spielstand: 1:1
Alessandro Schöpf

77. min Spielstand: 1:1
Dominic Peitz kommt für Reinhold Yabo

81. min Spielstand: 1:1
Dominic Peitz

88. min Spielstand: 1:1
Sebastian Kerk kommt für Guido Burgstaller

88. min Spielstand: 1:1
Dimitrij Nazarov kommt für Manuel Torres

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