Fans Samstag, 02.03.2019

Jüdischer Toleranz-Preis „Makkabäer 2019“ für den 1. FC Nürnberg

Foto: fcn.de

Der „Club“ nutze seinen öffentlichen Einfluss und beziehe klar Stellung gegen jede Art von Ausgrenzung, heißt es in der Begründung für den Preis.

Der 1. FC Nürnberg ist von Makkabi Deutschland mit dem „Makkabäer 2019 für Toleranz, Offenheit und Fairness im Sport“ ausgezeichnet worden. In der deutschen Sportgemeinschaft werden mit dem Preis Vereine und Initiativen geehrt, die sich den verbindenden Gedanken des Sports und das entschiedene Vorgehen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung besonders zu Herzen nehmen.

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, sagte im Rahmen der Preisverleihung beim Heimspiel des 1. FC Nürnberg gegen RB Leipzig am Samstag, 02.03.19: „Die enge Zusammenarbeit mit unserem Makkabi-Verein in Nürnberg, die geschichtliche Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit während der Zeit des Nationalsozialismus und der ehrliche Einsatz für Toleranz und gegen Antisemitismus auf dem Fußballplatz und in Schulen, machen den 1. FC Nürnberg zu einem mehr als würdigen Träger des Makkabäer-Preises.“

„Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“ gegen das Vergessen

Zusammen mit dem TSV Maccabi Nürnberg rief der 1. FCN ein gemeinsames Projekt ins Leben: Den „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“, ausgehend von der Biografie des ehemaligen jüdischen 1. FCN-Trainers Jenö Konrad (1930 bis 1932). Konrad flüchtete aufgrund der antisemitischen Hetze des nationalsozialistischen Magazins „Der Stürmer“ in einer Nacht- und Nebelaktion 1932 aus Nürnberg. Nach einigen kurzweiligen Stationen in Europa, zuletzt bei Sporting Lissabon, gelangte er schließlich nach New York. Als Fußballtrainer arbeitete der erfolgreiche Spieler und Trainer nie wieder.

Beginnend mit einer, auf Jenö Konrads Biografie basierenden Projektwoche über „Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit im Sport“ an Schulen aus Nürnberg und der Umgebung, veranstalteten beide Vereine ein gemeinsames Fußballturnier. Sie nehmen mit diesem Projekt an der Woche der Brüderlichkeit 2019 der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Franken teil, kooperierten bei den Info-Veranstaltungen für Sportvereine „Sport und Rechtsextremismus“ der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg und des 1. FC Nürnberg, organisieren regelmäßig den „Maccabi Cup“, ein Fußballturnier mit integrativem Charakter und planen schon jetzt die nächsten gemeinsamen Projekte, wie die Ausrichtung des „Jenö Konrad-Cups 2019“, an dem 14 Schulen Nürnbergs teilnehmen werden.

„Ansporn und Verpflichtung zugleich“

Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des FCN, sagte: „Der Preis ehrt uns. Er ist Ansporn und Verpflichtung zugleich, dass der Club, seine Mitarbeiter sowie seine große Anhängerschaft immer für Vielfalt, Toleranz und ein friedliches Miteinander stehen werden. Unser Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus muss immer Grundlage für das Handeln und Wirken des 1. FC Nürnberg sein.“ So steht es in der Vereinssatzung geschrieben, dazu bekennt sich der Club mit einer Tafel auf den Leinwänden zu jedem Heimspiel im Max-Morlock-Stadion.

  • Die Rede von Alon Meyer im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Dr. Grethlein, sehr geehrter Herr Rossow, sehr geehrte Frau Fritsch, lieber 1. FC Nürnberg!

Dass ich heute hier bei Ihnen sein darf, erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit.

Schon seit langem beobachten wir das Engagement des Clubs in verschiedenen Projekten. Sie nutzen Ihren Einfluss und beziehen Stellung bei so wichtigen Themen wie Inklusion und Integration. Sie setzen sich mit der deutschen Geschichte auseinander und lassen so Geschehenes nicht in Vergessenheit geraten und bieten gerade dem Nachwuchs die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern und durch Begegnung und Bildung den Weg in eine offene, tolerante und respektvolle Zukunft zu gestalten.

Ganz besonders freuen wir uns, freut sich MAKKABI Deutschland als jüdischer Sportverband, dass sich der 1. FC Nürnberg in vorbildlicher und intensiver Art und Weise mit der jüdischen Präsenz hier in Deutschland - ob in der Vergangenheit oder auch heutzutage - auseinandersetzt. Und mit einem gewissen Stolz können wir sagen, dass Sie mit Maccabi Nürnberg einen starken Partner an Ihrer Seite haben.Mit dem „Jenö Konrad Cup“ schaffen Sie es, dass viele Kinder über ihre gemeinsame Leidenschaft, den Fußball, zueinander finden. Jüdische wie nicht-jüdische Kinder überbrücken Vorurteile und bieten Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit die Stirn. Die Kinder werden so zu Botschaftern des Guten.

Ich danke Ihnen ganz persönlich, aber natürlich auch im Namen der gesamten Makkabi-Familie dafür, dass Sie Stellung beziehen und für ein friedliches Miteinander einstehen. Viel zu wenige Vereine nehmen diese gesellschaftliche Verantwortung an, was gerade angesichts des aufstrebenden Rechtspopulismus in Deutschland wichtiger ist denn je!

Es ist an der Zeit, den sich angewöhnten demokratischen Automatismus abzulegen und sich für die Werte einzusetzen, die uns hier in Deutschland groß und stark gemacht haben.

Für Ihr Engagement möchten wir den 1. FC Nürnberg mit dem Makkabäer auszeichnen. Bitte verstehen Sie dies als Zeichen des Danks, der Anerkennung, aber auch der Motivation weiterzumachen und Vorbild zu sein.

Vielen Dank! 


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