Nachwuchs Montag, 27.11.2023

Isabel Bauer: "In den letzten Jahren viel entwickelt"

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Als Nachwuchskoordinatorin der Clubfrauen ist Isabel Bauer maßgeblich für die Entwicklung der Juniorinnenteams des 1. FC Nürnberg zuständig. Gleichzeitig ist die 25-Jährige Trainerin der U20, mit der sie die Hinrunde auf Platz eins der Landesliga abschloss. fcn.de sprach mit ihr über die Ausbildung der Mädchen, die voranschreitende Professionalisierung der Jugendarbeit und ein spannendes DFB-Projekt.

fcn.de: Hallo Isabel! Glückwunsch erst einmal zur Herbstmeisterschaft mit der U20! Wie froh seid ihr, dass euch dieses Etappenziel gelungen ist?

Isabel Bauer: Wir sind sehr froh und auch etwas erleichtert. Mit dem Aufstieg als Ziel sind wir mit einem gewissen Druck in die Saison gegangen, weil auch nur ein Team in die Bayernliga aufsteigen kann. Wir haben mit Weinberg II einen starken Konkurrenten, der bis vor kurzem auch alles gewinnen konnte. Jetzt können wir etwas erleichtert in die Pause gehen.

fcn.de: Mit dem Aufstiegsziel habt ihr vor der Saison Ambitionen angemeldet. War eure makellose Bilanz ohne Niederlage abzusehen oder trotzdem etwas überraschend?

Isabel Bauer: Das ist schwer zu sagen. Wir haben uns vorher Gedanken gemacht, wo wir die größten Probleme haben werden. Es war klar, dass wir mit unserem sehr jungen Team Nachteile in puncto Erfahrung haben und gegen ältere Spielerinnen körperlich nicht so weit sind, Zweikämpfe auch mal verlieren und individuelle Fehler machen. Gleichzeitig bringt das aber auch Vorteile, weil wir mehr Tempo haben und agiler sind. Bedenken hatten wir auch was die Geduld angeht, wenn man dominant ist, aber kein Tor schießt und dann vielleicht doch mal über einen Konter ein Spiel verliert.  Dass die Mädels so geduldig bleiben können, dieses Vertrauen haben, dass wir noch ein Tor schießen, hat uns sehr geholfen. Das spricht für eine emotionale Reife und viel Selbstbewusstsein.

fcn.de: Nach der grundsätzlich positiven Entwicklung des Frauenfußballs beim Club wäre ein Aufstieg für die U20 der nächste logische Schritt in der Professionalisierung, oder?

Isabel Bauer: Auf jeden Fall. In den letzten Jahren hat sich sehr viel entwickelt. Allen voran sind wir mit der ersten Mannschaft und der U17 in die Bundesliga aufgestiegen. Jetzt ist es der nächste Schritt, die U20 mittelfristig in die Regionalliga zu führen. Zunächst soll aber der Aufstieg in die Bayernliga gelingen.

fcn.de: Als Nachwuchskoordinatorin hast du gleichzeitig auch die Entwicklung unserer beiden anderen Juniorinnenteams im Blick. Wie schaut’s aktuell bei der U17 und der U16 aus?

Isabel Bauer: Da sind wir auch sehr zufrieden mit der Entwicklung. Die U16 zeigt auch im zweiten Jahr im Ligaspielbetrieb gegen Jungs, dass wir eine richtige Entscheidung getroffen haben, sie gegen körperlich stärkere Gegner auszubilden. Wir merken, dass wir spielerisch stärker sind. Wir verlieren natürlich auch Spiele, aber wir können so ausbilden, wie wir es möchten. In den Testspielen gegen Mädchenmannschaften, die klar in unserem Ausbildungskonzept vorgesehen sind um Vergleichswerte zu schaffen, sind wir auch gegen ältere Mannschaften klar überlegen. Sowohl die mannschaftliche als auch die individuelle Entwicklung der Spielerinnen entspricht absolut unseren Erwartungen.

fcn.de: Und bei der U17?

Isabel Bauer: Dieses Jahr haben wir eine sehr junge U17, die natürlich gegen ältere Mannschaften einige Probleme hat. Auf dem Niveau merkt man, wenn die Gegenspielerinnen ein Jahr älter sind. Wir haben einen sehr guten 2008er-Jahrgang, dem wir in dieser Saison die Möglichkeit geben möchten, sich auch gegen ältere Spielerinnen zu beweisen, auch wenn das bedeutet, dass sich nicht in allen Ergebnissen die vorhandene Entwicklung widerspiegeln kann – worauf es aber ehrlicherweise auch gar nicht ankommt.

fcn.de: Sondern?

Isabel Bauer: Auf die Entwicklung – und die ist gut. Gerade die Fluktuation in diesem Altersbereich erschwert jungen Spielerinnen den Einstieg. Unsere Aufgabe ist es jedoch, Talente leistungsgerecht weiterzuentwickeln. Deshalb konnten wir bereits frühzeitig vier Spielerinnen aus dem U17-Jahrgang in den Kader der U20-Juniorinnen integrieren. Diese mannschaftsübergreifende Ausbildung ist Teil unseres Konzepts. Durch eine gleiche Spielphilosophie erleichtert das den Übergang den Spielerinnen zur nächsthöheren Mannschaft.

fcn.de: Wie beurteilst du die Zusammenarbeit zwischen den Bundesliga-Frauen und den Nachwuchsteams?

Isabel Bauer: Was uns sehr hilft: der neue Cheftrainer Thomas Oostendorp ist, ähnlich wie die Jahre zuvor Osman, sehr kooperativ und offen. Ich kann einmal die Woche an den Trainingseinheiten der Profis teilnehmen, was nicht selbstverständlich ist. Das schätze ich an Thomas und der Zusammenarbeit sehr. Ich kann viele Erfahrungen, die ich dort mache, mit in die Jugend nehmen. Man hat einfach ein Zugehörigkeitsgefühl, obwohl wir mit den Jugendteams nicht auf dem gleichen Gelände trainieren. Die Verzahnung ist gut, was die Ausbildung angeht.

fcn.de: Und die ein oder andere Spielerin aus dem Nachwuchs trainiert auch regelmäßig im Bundesliga-Kader.

Isabel Bauer: Das sind Mädels, die sich das erarbeitet haben. Die gehören da hin. Wir haben ein gutes Konzept, dass sie da mit einer sehr starken Trainingsgruppe trainieren können und Spielpraxis bei uns in der U20 sammeln. Das hilft den Mädels sehr. Sie haben dadurch viel mehr Geschwindigkeit in ihren Aktionen, weil sie in einem schnellen Trainingstempo trainieren und das dann in der U20 zeigen und umsetzen können. Gleichzeitig geben sie das an die Mitspielerinnen dort weiter.

fcn.de: Zum Abschluss würden wir noch gerne einen Blick auf ein spannendes Projekt werfen. Ihr habt euch kürzlich für eine DFB-Pilotphase beworben. Dabei geht’s um die Einrichtung von „Förder- und Leistungszentren weiblich“ (FLZW) analog zu den Nachwuchsleistungszentren der Jungs. Wie ist dort der Stand und was erhofft ihr euch durch das Projekt?

Isabel Bauer: Genau, ab Frühjahr gibt es eine Pilotphase, in dem mehrere Vereine das Konzept mit dem DFB weiter erarbeiten, wie ein FLZW aussehen soll. Die Bewerbungsphase endete vor wenigen Tagen, dafür haben wir uns beworben. Wir warten also jetzt auf eine Rückmeldung. Ich glaube auch, dass wir sehr viel einbringen können, weil wir im Bereich Talentförderung mit der Bertolt-Brecht-Schule, mit den Voraussetzungen im Verein, mit der Stadt Nürnberg und mit einem Wohnheim für die Mädels viele Partner einbringen, um junge Talente unter sehr guten Voraussetzungen zu fördern. Da sind wir im Vergleich zu anderen Vereinen wirklich weit. Ab Sommer wird dann der Titel „FLZW“ verliehen. Damit würden wir auch externen potenziellen Spielerinnen zeigen, was wir bieten können und dass wir in Nürnberg eine sehr gute Adresse für ihre sportliche und schulische Ausbildung sind.


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