Fans Freitag, 21.10.2016

Hannover 96: Standardkönige in Rot wie in Weiß

Seit drei Spielen sind Trainer Schwartz und seine Jungs nun ungeschlagen. Diese Serie wollen sie natürlich weiter ausbauen. Mit Hannover 96 treffen sie auf einen standardsicheren Tabellendritten.

Foto: Sportfoto Zink

Wenn der Club am zehnten Spieltag die Gäste des Hannoverschen Sportvereins von 1896 begrüßt, wird der „kleine HSV“, so ist es Usus, wohl in den schwarzen Auswärtstrikots den Nürnberger Rasen betreten. Schwarz ist neben Grün und Weiß eine der drei Vereinsfarben der Niedersachsen. Die Heimtrikots in der HDI-Arena sind in der aktuellen Spielzeit dagegen knallrot. Und das ist beileibe kein gestalterischer Einzelfall beim zweimaligen Deutschen Meister: Das Rot der 96-Trikots war ab den 20er Jahren zunächst weinrot, in den 60er Jahren wurde es heller – gerne auch mal mit Streifen. Trikotsponsoren kamen neu hinzu, das Rot blieb. Auf Haifischkragen folgt V-Ausschnitt, doch die rote Farbe ist auch in den 80ern präsent. Sie wechselt lediglich ihre Intensität. Liebe kennt bekanntlich keine Liga, deshalb wird das Rot am Körper wie im Herzen traditionsbewusst weiter getragen – egal ob als DFB-Pokalsieger aus Liga zwei wie 1992 oder in der dritthöchsten Spielklasse (1996-98).

Warum? Die Spurensuche gestaltet sich aufgrund der bemerkenswerten Historie des Vereins diffizil. Der Gründungstag datiert aus dem Jahr 1896. Eine Zeit, in der es üblich war, den heutigen deutschen Volkssport Nummer eins noch mit einem Rugbyei zu bestreiten. Bis heute weiß man nicht genau, weshalb die schwarz-weiß-grünen Hannoveraner in roten Trikots spielten und spielen. Der Nebel der Geschichte hat sich über die Farbwahl gebreitet. Mythen und Legenden gibt es im Fußball. Fans und Foristen spekulieren fröhlich weiter, allein: Eine durch Quellen verbriefte historisch werthaltige Erklärung steht noch aus. Gesichert ist nur die Tatsache, dass die Kicker von der Leine spätestens ab den 1930er Jahren als „Rothosen“ bezeichnet wurden. Daraus wurde im Verlauf der Jahre kurz: „Die Roten“.

Der gefährlich, ruhende Ball

Unabhängig ob nun im knallroten oder weißen Dress, der Deutsche Meister von 1954 hat sich nach dem Abstieg aus der Bundesliga trefflich in der zweiten deutschen Spielklasse akklimatisiert. Die Kicker aus dem Norden wissen nicht nur, wie man stilsicher auf dem Rasen auftritt, sondern sind dabei auch zielsicher: In acht Spielen zeigten sich acht verschiedene Schützen in Torlaune und netzten für 96 ein. Neun, und damit mehr als die Hälfte ihrer 16 Tore, erzielten die Schützlinge von Trainer Daniel Stendel nach sogenannten Standards. Linksverteidiger Miiko Albornoz ist dabei der unangefochtene König des ruhenden Balls. Der 25-jährige im schwedischen Stockholm geborene chilenische Nationalspieler war in der laufenden Spielzeit so Ausgangspunkt an einer Vielzahl der Tore der Hannoveraner maßgeblich beteiligt.

Die aufgezeigte Effizienz beschert dem Verein von der Leine derzeit neben dem Titel des Standardprimus einen Punkteschnitt von 2,13 pro Partie und obendrein einen Aufstiegsrang in Liga zwei. Der 1. FC Nürnberg ist also gewarnt, nicht allzu viele ruhende Bälle an die Mannschaft mit der markanten 96 auf der Brust zu verteilen. Die Club-Anhänger wären sicher nicht allzu böse, wenn „die Roten“ erst wieder am 11. Spieltag, dann zuhause gegen Fortuna Düsseldorf, traditionell in Rot gewandet, Zielgenauigkeit beweisen.


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