Fans Teamcheck Mittwoch, 29.01.2020

Hamburg-Sixpack: Vom "Blauen Peter" und einem endlosen Spiel

Foto: Sportfoto Zink

Am Donnerstag startet der Club beim Hamburger SV ins Pflichtspieljahr 2020. Im Auswärts-Sixpack hat fcn.de wieder sechs kuriose Fakten über den Gegner herausgesucht.

1. Hamburger Sport-Verein(e)

2012 hat der HSV seinen 125. Geburtstag gefeiert, dabei ist der Hamburger Sport-Verein e. V. erst im Jahr 1919 unter diesem Namen in Erscheinung getreten. Die Entstehung des heutigen HSV beinhaltet eine vereinsreiche und komplizierte Geschichte.

Das Jahr 1887 wird auf das Gründungsdatum des SC Germania zurückgeführt. Er ist der älteste der drei Vereine, die sich 1919 zum HSV zusammenschlossen. Dazu kam noch der ein Jahr später gegründete Hamburger FC, der ab 1914 Hamburger SV 1888 hieß und vier Jahre später zusammen mit dem SC Victoria für ein Jahr zur Kriegsvereinigung Victoria-Hamburg 88 wurde. Dritter im Bunde ist der FC Falke 1906.

Ebenso verwachsen ist die Vorgeschichte des ältesten Zusammenschluss-Vereins SC Germania, der wiederum aus den 1884 gegründeten Vereinen Hohenfelder SC und Wandsbek-Marienthaler SC hervorging. 1917 gab es eine Kriegsvereinigung mit dem SV Uhlenhorst-Hertha von 1911, ein Jahr später für ebenfalls sehr kurze Zeit mit dem SC Concordia Hamburg. Im Mai 1919 trat der FC Falke 06 dem Hamburger Sportverein 1888 bei und wurde zum Hamburger SV von 1888. Im Juni stieß auch der SC Germania dazu und der heutige HSV war geboren.

2. Blauer Peter und die Hansestadt

Der HSV ist weltweit als „Die Rothosen“ bekannt, obwohl das Wappen der Hanseaten blau-schwarz-weiß ist. Das weiße Trikot und die roten Hosen sind auf die Stadt zurückzuführen, deren Farben die Spielkleidung repräsentiert.

Besonders markant ist das Wappen der Rothosen, das im deutschen Fußball so wohl kein zweites Mal existiert. Grund für das rechteckige Symbol, wie es sonst hauptsächlich von Nationalflaggen und nicht von Vereinswappen bekannt ist, war wohl der „Blaue Peter.“ Das rechteckige Symbol mit einem blauen und einem darin befindlichen kleineren weißen Rechteck ist ein Flaggensignal aus der Schifffahrt und bedeutet „Alle Mann an Bord.“ Es war wohl maßgeblich für das heutige blaue Rechteck mit einer quadratischen, weiß-schwarz-weißen Raute in der Mitte, das seit über 100 Jahren das Wappen des Hamburger SV darstellt.

3. Das endlose Spiel

Der Hamburger SV hat mit sechs deutschen Meisterschaften die fünftmeisten im DFB, dabei hätten die Hanseaten durchaus gleichviele Titel wie der siebenfache deutsche Meister Schalke 04 haben können. Dabei spielt der FCN eine gewichtige Rolle. Es geht um das Meisterschaftsendspiel 1922. Der Club kann seinen dritten Meistertitel in Folge, der HSV seinen allerersten Titel sichern. Nach 189 Minuten, also über drei gespielten Stunden, wurde die Partie aufgrund der eingebrochenen Dunkelheit beim Stand von 2:2 abgebrochen.

Fast zwei Monate später standen sich die beiden erneut zur Ausspielung eines Deutschen Meisters gegenüber. Und wieder stand es nach 90 Minuten unentschieden – diesmal 1:1. Mit Abpfiff der 1. Halbzeit in der Verlängerung brach Luitpold Popp auf dem Spielfeld zusammen. Aufgrund der vorangegangenen Platzverweise von Böß und Träg sowie der Verletzung von Kugler konnte der Club die mindestens geforderten acht Spieler nicht mehr stellen und Schiedsrichter Bauwens brach das Spiel ab. Der DFB sprach zunächst den HSV zum Meister und bei den verletzten Kugler und Popp von unsportlichem Verhalten.

Jetzt wird es kurios: Nürnberg legte Protest ein. Mit Erfolg, denn der Schiedsrichter brach die Partie regelwidrig während einer Unterbrechung ab. Er hätte vorher die 2. Hälfte der Verlängerung anpfeifen und dann das Spiel abbrechen müssen. Daraufhin reagierte der HSV auf dem DFB-Bundestag, bei dem mit 53:35 Stimmen pro Hamburg entschieden wurde. Danach verkündeten die Hanseaten – wohl auf Druck des Verbandes – auf die Meisterschaft zu verzichten.

So kommt es, dass es zwar keinen offiziellen Deutschen Meister 1922 gibt, jedoch sowohl der HSV, als auch der FCN in diesem Jahr auf der Meisterschale eingraviert sind. Der FCN ist dadurch neben Bayern München die einzige Mannschaft, die in zweistelliger Anzahl auf der Schale vertreten ist.

4. HSV Hamburg im Fußball

Wenn wir schon bei Kuriositäten auf der Schale sind: Der Hamburger SV ist mit einem ziemlich ungewöhnlichen Namen darauf eingraviert. Insgesamt dreimal als „HSV. Hamburg“ und viermal als „HSV Hamburg“. Doch warum diese Schreibweise, wo doch das „H“ sowieso schon für Hamburg steht?

Bei den ersten Meisterschaften der Hamburger sollten wahrscheinlich noch Verwechslungen vermieden werden, da auch ein anderer heutiger Zweitligist damals als „HSV“ bekannt war – nämlich Hannover 96. So wurde zwischen dem H.S.V.-Hamburg und dem H.S.V.v.1896-Hannover differenziert.

Nachdem die Hannoveraner auf der Meisterschale beide Male als „Hannover 96“ eingraviert sind, wäre der Unterschied zwar im Grunde klar erkennbar, trotzdem wurden die Hanseaten weiter als HSV Hamburg verewigt, nur eben seither ohne den Punkt.

5. HSV Hamburg im Handball

Der HSV ist auch ein großer Name im deutschen Handball, allerdings ernten die Hamburger in jüngster Geschichte fremde Lorbeeren. Der HSV Handball hat im Grunde nichts mit dem HSV zu tun und ist ein eigener Verein, der 1999 als Handball Sport Verein Lübeck gegründet wurde, ab 2002 nach Hamburg umsiedelte und eine Kooperation mit dem Hamburger SV einging, um das Logo nutzen zu dürfen.

Die Betreibergesellschaft, die der Bundesligamannschaft überstand, meldete 2005 Insolvenz an und wurde durch die HSV Handball Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG ersetzt. Als HSV Handball holte der Verein eine deutsche Meisterschaft, zwei DHB-Pokale, vier DHB-Supercups, sowie einmal die Champions League und den Europapokal der Pokalsieger.

Die gerade in den 1960ern erfolgreiche Handballballabteilung des Hamburger SV existierte währenddessen unabhängig vom HSV Handball weiter und stieg 2007 in die 4. Liga auf, woraufhin beide Vereine die Spielgemeinschaft SG HSV Handball stellten und diese Kooperation ein Jahr später auch auf die Jugendmannschaften ausweitete.

Während der Saison 2015/2016 stellte die Betreibergesellschaft des HSV Handball allerdings einen Insolvenzantrag. Das Verfahren wurde im Januar 2016 eröffnet, der HSV Handball verlor wenige Tage später nachträglich seine Bundesliga-Lizenz. Die Mannschaft musste aus dem Spielbetrieb genommen werden, die bisherigen Ergebnisse wurden annulliert und auch die Kooperation beider Vereine wurde nach der Saison beendet. Außerdem verbietet der Hamburger SV dem Handball Sport Verein Hamburg – der nach einem Neustart in der 3. Liga inzwischen wieder in der 2. Bundesliga angekommen ist – seitdem die Verwendung der Abkürzung „HSV“.

6. Hamburg, meine nicht-mehr-Perle

Wer sich am Donnerstag auf die alteingesessene HSV-Stadionhymne „Hamburg, meine Perle“ gefreut hat, wird leider enttäuscht. Das gefühlt seit einer Ewigkeit von Lotto King Karl vorgetragene Lied wird seit dieser Saison nicht mehr im Volkspark vor den Spielen angestimmt. Nachdem auch aus Fanlagern Kritik am Lied und seinem für den HSV nicht mehr zeitgemäßen Text aufkam, bezogen auch die HSV-Bosse Stellung und vertraten die gleiche Meinung.

Mit dem Lied ist auch Lotto King Karl, der im Grunde bei jedem HSV-Heimspiel zum Inventar gehörte, nicht mehr Teil des Spieltags. Nach vierzehn Jahren als Stadionsprecher des Hamburger SV musste auch er – gemeinsam mit seinem Lied – den Posten räumen.

Ein weiterer ungewöhnlicher Anblick im Stadioninneren wird die fehlende Uhr sein. Die berühmte Stadionuhr des HSV, auf der die exakte Verweildauer des bis dahin unabsteigbaren HSV in der Bundesliga anzeigte, wurde abgeschafft. Nach dem Abstieg der Hamburger in die Zweitklassigkeit 2018 wurde die Uhr zunächst umgestellt und zeigte fortan die verstrichene Zeit seit Vereinsgründung an. Seit Sommer 2019 ist sie komplett aus dem Stadionbild des Volksparks verschwunden.

Spieldaten

19. Spieltag, 2. Bundesliga 2019/2020
4 : 1
Hamburger SV
18. Bakery Jatta 1:0
28. Lukas Hinterseer (Elfmeter) 2:0
68. Sonny Kittel (Elfmeter) 3:1
82. Gideon Jung 4:1
1. FC Nürnberg
51. Tim Handwerker 2:1
Stadion
Volksparkstadion
Datum
30.01.2020 20:30 Uhr
Schiedsrichter
Markus Schmidt
Zuschauer
39985

Aufstellung

Hamburger SV
Heuer Fernandes - Beyer - Letschert - van Drongelen - Leibold - Fein - Schaub (76. Jung) - Dudziak (86. Kinsombi) - Jatta - Hinterseer (83. Pohjanpalo) - Kittel
Reservebank
Mickel, Ewerton José, Jung, 18466, Kinsombi, Moritz, Narey, 18466, Pohjanpalo
Trainer
Dieter Hecking
1. FC Nürnberg
Mathenia - Mühl - Margreitter - Mavropanos - Handwerker - Gnezda Cerin (41. Nürnberger) - Geis - Schleusener (78. Zrelak) - Behrens - Hack (90. Dovedan) - Frey
Reservebank
Lukse, Sörensen, Sorg, Dovedan, Erras, Kerk, Lohkemper, Zrelak, Nürnberger
Trainer
unbekannt

Ereignisse

2. min Spielstand: 0:0
Louis Schaub

18. min Spielstand: 1:0
Bakery Jatta

20. min Spielstand: 1:0
Rick van Drongelen

20. min Spielstand: 1:0
Michael Frey

28. min Spielstand: 2:0
Lukas Hinterseer

41. min Spielstand: 2:0
Adam Gnezda Cerin

41. min Spielstand: 2:0
Fabian Nürnberger kommt für Adam Gnezda Cerin

49. min Spielstand: 2:0
Hanno Behrens

51. min Spielstand: 2:1
Tim Handwerker

66. min Spielstand: 2:1
Georg Margreitter

68. min Spielstand: 3:1
Sonny Kittel

76. min Spielstand: 3:1
Gideon Jung kommt für Louis Schaub

78. min Spielstand: 3:1
Adam Zrelak kommt für Fabian Schleusener

82. min Spielstand: 4:1
Gideon Jung

83. min Spielstand: 4:1
Joel Pohjanpalo kommt für Lukas Hinterseer

86. min Spielstand: 4:1
David Kinsombi kommt für Jeremy Dudziak

90. min Spielstand: 4:1
Nikola Dovedan kommt für Robin Hack

90. min Spielstand: 4:1
Nikola Dovedan kommt für Robin Hack

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