Profis Sonntag, 22.11.2020

Ex-Cluberer Giske im Interview: "Eine schöne und unvergessliche Zeit"

Anders Giske (links) gemeinsam mit Jörn Andersen (Foto: Imago).

Rummennigge, Maradona und Co. konnten ihm so schnell nichts vormachen: der Norwege Anders Giske gilt als einer der besten Abwehrspieler, die jemals die Schuhe für den 1. FC Nürnberg schnürten. Am heutigen Sonntag feiert der ehemalige Cluberer seinen 61. Geburtstag und hat sich für fcn.de Zeit für ein Interview genommen.

fcn.de: Hallo Anders, liebe Grüße rüber nach Norwegen und alles Gute zum Geburtstag! Danke, dass du dir etwas Zeit für uns nimmst. Wie geht’s dir denn in diesen besonderen Zeiten?

Anders Giske: Danke, sehr gerne. Mir geht es soweit sehr gut. Es ist eine spezielle Zeit, alles ist viel ruhiger. Schon unfassbar, was momentan alles geschieht. Wir müssen Geduld haben, da hat man keine Wahl.

fcn.de: An deinem Geburtstag möchten wir ein bisschen auf deine Zeit beim Club blicken. Nürnberg war damals deine erste Auslandsstation. Wie kam das damals eigentlich zustande?

Anders Giske: Im November 1983 habe ich ein Probetraining gemacht und habe einen Vertrag bekommen. Damals habe ich noch linker Verteidiger gespielt. Im Januar 1984 kam dann Heinz Höher als Trainer, dann wurde ich Vorstopper, das hat ganz gut funktioniert. Da war aber schon absehbar, dass wir wohl absteigen werden. Ich wollte aber weiterhin in der Ersten Bundesliga spielen.

fcn.de: Daher dann auch der Wechsel zu Bayer Leverkusen nach einem Jahr?

Anders Giske: Genau. Ich wollte einfach weiter in der Ersten Bundesliga spielen, also auf höchstem Niveau.

fcn.de: So schlecht fandest du es dann in Nürnberg scheinbar nicht, oder? Ein Jahr später kamst du ja bereits zurück.

Anders Giske: Ja, in Nürnberg hat es mir sehr gut gefallen. Hier waren nette Leute, tolle Fans, alles war wunderbar. Mit Jörg Dittwar, Jörn Andersen und Roland Grahammer habe ich sogar noch ab und zu Kontakt. Das war eine tolle Zeit, wir waren eine große Familie. Nach jedem Heimspiel haben wir mit unseren Frauen zusammengesessen. Es war eine tolle Atmosphäre. Das war eine schöne und unvergessliche Zeit.

fcn.de: Du spieltest zu der Zeit gegen die besten Stürmer der Welt, unter anderem gegen Diego Maradona. Was würdest du sagen: Wer war dein stärkster Gegenspieler?

Anders Giske: Das ist schwer zu sagen, da waren viele gute Stürmer dabei. In der Nationalmannschaft haben wir eher Raumdeckung gespielt, in der Bundesliga die letzten sieben Jahre Mann gegen Mann. Rummenigge war vielleicht der beste Stürmer, schätze ich.

fcn.de: In deinem ersten Duell mit Rummennigge 1984 hast du ihm auch gut den Schneid abgekauft.

Anders Giske: Ja, das war noch ganz am Anfang meiner Karriere. Wir haben zwar 2:4 verloren, aber er hat kein Tor gemacht. Ich hatte ihn ganz gut im Griff.

fcn.de: Was würdest du sagen hat deinen Spielstil damals ausgezeichnet?

Anders Giske: Ich habe als Vorstopper meine eigene Technik entwickelt. Die meisten stehen frontaler zum Gegner, ich bin meist eher schräg gestanden. Dadurch hast du bessere Voraussetzungen, um einen Gegner zu kontrollieren. Das ist ein großer Vorteil, den ich hatte.

fcn.de: War womöglich ein weiterer Vorteil, dass du dich auch abseits des Rasens viel mit der Thematik „richtiges Defensivverhalten“ beschäftigt hast?

Anders Giske: Ich denke schon. Ich bin ein nachdenklicher Typ, der viel überlegt. Ich versuche immer, Probleme zu lösen. Das war ein Vorteil. Die zwei Tage vor jedem Spiel habe ich immer genutzt, um mich mental und auf den Gegner einzustellen.

fcn.de: Dieses Interesse an der Fußball-Theorie hast du auch nach deiner aktiven Karriere beibehalten und dir dadurch ein neues Standbein aufgebaut. Wie lief das ab?

Anders Giske: Genau. 1992 musste ich meine Karriere wegen meiner Rückenschmerzen beenden. Ich habe dann zunächst zusammen mit zwei anderen Trainern eine private Fußballakademie aufgebaut und mir viel fachliches Wissen angeeignet. 2015 habe ich dann Giske Defending gestartet. Seit drei Jahren habe ich mit PRAGMA Football-Coaching ein neues Programm, eine Fortsetzung von Giske Defending.

fcn.de: Das ist dann natürlich ideal, wenn man auch über die aktive Karriere hinaus auf diesem Wege mit dem geliebten Fußball weitermachen kann, oder?

Anders Giske: Das macht einfach Spaß. Ich sehe, dass es so viele Verbesserungsmöglichkeiten und ein großes Potenzial gibt, um sich im fachlichen Bereich zu verbessern. Das finde ich sehr spannend. Es gibt immer neue Ideen und Möglichkeiten.

fcn.de: Zum Abschluss hätten wir noch zwei Fragen: Verfolgst du den Club eigentlich noch heute? Und wie feierst du deinen Geburtstag?

Anders Giske: Ich verfolge die Ergebnisse regelmäßig. Ich lese auch immer mal wieder im kicker die Nachrichten zum Club, ab und zu schaue ich auch die Spiele. Ich drücke die Daumen und hoffe auf bessere Zeiten. Meinen Geburtstag feiere ich wegen Corona zweimal. Einmal mit meiner Frau, meiner Tochter, ihrem Mann, meinem Enkelkind und meinem Sohn, das andere Mal dann mit den Schwiegereltern.

fcn.de: Dabei wünschen wir euch viel Spaß. Danke dir für das Interview. War schön, mal wieder von dir zu hören!


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