Profis Freitag, 22.04.2016

Even Hovland: Heulen oder kämpfen

Foto: Sportfoto Zink

Der norwegische Nationalspieler bestreitet seine zweite Saison im Club-Trikot. Nach einem starken ersten Jahr, in dem Hovland zum Kapitän avancierte, lief es in dieser Saison nicht wie gewünscht. Bislang.

René Weiler machte es kurz und knapp: "Hovland", antwortete der Club-Trainer vor dem Auswärtsspiel beim Karlsruher SC auf die Frage, wer den gesperrten Dave Bulthuis ersetzen wird. Kein Konjunktiv, kein entweder/oder, kein "das habe ich noch nicht entschieden". Für den Schweizer stand fest, dass Even Hovland in Karlsruhe von Beginn an auflaufen wird. Schließlich war der Norweger immer ganz nah dran an der Startelf.

Nur: Zuletzt hatten eben stets Dave Bulthuis und Georg Margreitter den Zuschlag in der Innenverteidigung erhalten. Hovland blieb nur der Platz auf der Bank und das Warten auf seine Chance. Für den Abwehrspieler allerdings kein Grund, Frust zu schieben. "Die Mannschaft steht über allem, und solange wir gewinnen, kann sich keiner beschweren", erklärte er und machte so deutlich,  dass für ihn persönliche Interessen nicht an allererster Stelle stehen.

Stammplatz verloren

Hovland ist keiner, der sich groß in den Mittelpunkt stellt. Nicht, wenn es gut läuft, und schon gar nicht, wenn etwas nicht so passt. "Ich bin eher ein ruhiger Typ", sagt der 27-Jährige über sich selbst. Bei Trainern und Mitspielern kommt seine unaufgeregte Art gut an. Im Mannschaftskreis genießt er hohes Ansehen, sein Wort hat Gewicht und auch René Weiler tauscht sich gerne mit ihm aus. Kein Wunder also, dass Hovland beim Club zu den Führungsspielern zählt.

"Ich komme mit allen gut aus und habe kein Problem mit jung oder alt. Ich will, dass wir alle ein Team sind und gemeinsam Spaß haben", sagt er. Zu Beginn der Saison hielt sich der Spaß allerdings in Grenzen. Die Mannschaft kam schwer rein in diese Spielzeit und brauchte einige Zeit, um in Tritt zu kommen. Das ging auch an Hovland nicht spurlos vorbei. Er verlor seinen Stammplatz und war fortan nur zweite Wahl. Zu allem Überfluss scheiterte er im Herbst mit der norwegischen Nationalmannschaft in den Playoffs zur Europameisterschaft.

Schwere Entscheidung für René Weiler

Die Folgezeit war nicht leicht für Hovland. "Ich kam ins Grübeln und habe auch viel mit dem Trainer gesprochen", sagt er heute. "Wenn du nicht spielst, bist du natürlich enttäuscht. Du kannst dich zurückziehen und heulen oder du gibst noch einmal mehr als die anderen." Gesagt, getan. Er kämpfte sich an die Startelf ran und erhielt durch Gelb-Sperren von Miso Brecko und Dave Bulthuis zwei Chancen, sich zu zeigen. Beide Male machte er seine Sache gut.

Vor allem im Heimspiel gegen Leipzig überzeugte Hovland und bereitete seinem Trainer damit im Nachgang Kopfzerbrechen. Denn: Weiler musste sich fürs folgende Spiel zwischen Bulthuis und Hovland entscheiden.  "Eigentlich hat es von beiden keiner verdient, nicht zu spielen", erklärte der Club-Trainer damals. Den Zuschlag erhielt schließlich Bulthuis. Für Hovland die "härteste Entscheidung", die er in seiner bisherigen Nürnberger-Zeit hinnehmen musste, lieferte er gegen den damaligen Spitzenreiter doch seine beste Saisonleistung ab.

"Weiter auf meine Chance warten"

"Ich war richtig enttäuscht. Aber nach zwei Tagen dachte ich mir, dass es nichts bringt, zu hadern. Ich muss nur weiter auf meine Chance warten", so der Rechtsfuß. Und seine Chance sollte kommen. Nach der Roten Karte für Dave Bulthuis gegen den MSV Duisburg stand er am vergangenen Spieltag gegen den KSC wieder in der Startelf, offenbarte keinerlei Anpassungsprobleme und fand sofort in seine Rolle in der Hintermannschaft zurück.

Und so wird Even Hovland auch in den kommenden Partien von Beginn an ran dürfen. "Meinen Platz will ich jetzt nicht mehr hergeben", sagt er. Viel wichtiger ist ihm allerdings, dass "wir die letzten Spiele gewinnen". Die Mannschaft steht schließlich über allem.


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