Fans Mittwoch, 17.04.2013

Eine Frage der Ehre: Verlieren verboten!

Vor dem Fürth-Spiel blickt ein Club-Fan zurück auf die lange Tradition des Derbys.

Foto: Picture Alliance

Am Sonntag ist es wieder mal soweit, wenn es im ausverkauften Grundig Stadion in Nürnberg zum 256. Derby zwischen dem 1.FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth kommt. 50.000 Zuschauer fiebern seit Wochen diesem Spiel der fränkischen "Stadtrivalen" entgegen. Ganz Fußball-Deutschland blickt gespannt in die fränkische Metropol-Region!

Die besondere Rivalität der beiden fränkischen Traditionsvereine - deren Stadtgrenzen seit 1900 direkt aneinander liegen - ist wohl darin begründet, dass beide Mannschaften lange Zeit zu den besten Fußballklubs in Deutschland zählten. Während Fürth 1914 die erste deutsche Meisterschaft gewann, zog der Club 1920 nach, als er den Stadtrivalen im Endspiel schlagen konnte und erstmals die "Victoria-Trophäe"  in den Händen hielt.

0:0 im Hinspiel

Nachdem Fürth zur Saison 2012/13 nach vielen Anläufen erstmals in die erste Bundesliga aufgestiegen ist, war vor allem den Nürnberger Anhängern noch das Pokal-Aus vom 20.12.2011 vor 48.548 Zuschauer im ausverkauften easy-Credit-Stadion in schmerzlicher Erinnerung, als Edgar Prib mit seinem goldenen Tor zum 71. Fürther Sieg im 254 Derby verhalf und damit den Nachbarn im DFB-Pokal-Achtelfinale sensationell eliminierte.

Man kann sich unschwer vorstellen, wie es auch bei Arbeitskollegen beider Fangruppen nach Niederlagen zugeht. Dagegen gab es beim ersten Bundesliga-Duell am 24.11.2012 im Fürther Ronhof beim 0:0 keinen Sieger. Inzwischen liegt der FCN nach dem 29. Spieltag mit 38 Punkten stolze 23 Punkte vor dem Nachbarn (15) dessen Träume vom Klassenerhalt wohl nur noch rein theoretischer Natur sind.

Blick in die Geschichte

Dennoch wird das nächste Spiel für beide Fan-Lager zu einer absoluten Frage der Ehre nach dem Motto "verlieren verboten"! Die besondere Wichtigkeit dieser Spiele für die Anhänger ist wohl ursächlich auch mit auf Ereignisse zurück zu führen, die weit in der Vergangenheit liegen und unvergessen sind: Am 21. April 1924 waren für ein Länderspiel zwischen Deutschland und Holland ausschließlich Spieler der beiden fränkischen Vereine nominiert worden. Obwohl die deutsche Elf zum ersten Sieg gegen Holland kam, verbrachten die Akteure die Hin-und Rückfahrt in getrennten Zug-Abteilen! 

Diese Aktion sorgte damals für Aufsehen in ganz Fußball-Deutschland. Dazu kam, dass damals ein Wechsel zwischen den beiden Vereinen nahezu unmöglich war. Einzige Ausnahme blieb damals, das der FCN-Akteur Hans "Bumbes" Schmidt 1956 auch gleichzeitig Fürther Trainer war! Nach einer deftigen 2:7-Heimniederlage des Club gegen Fürth kommentierte der Spieler "tränenreich" dieses denkwürdige Spiel, das "ausgerechnet diese Blödel aus Fürth uns im eigenen Stadion so vorführen!"

Fair-Play an erster Stelle

Inzwischen wurden die Kräfte-Verhältnisse zu Gunsten des Club wieder zurechtgerückt. Neun deutsche Meisterschaften - auch wenn die letzte nunmehr schon 45 Jahre zurückliegt - ist aber der vierte Pokalsieg von 2007 noch immer in frischer und schöner Erinnerung. Dennoch wird diese besondere Rivalität und Brisanz beim 256. Derby auch wieder ein besonderes Kribbeln in beiden Fan-Lagern verursachen.

Davon ausgehend, dass sich auch die 22 Protagonisten auf dem Spielfeld bewusst sind, welche Bedeutung dieses Spiel für ihre Anhänger hat, bleibt zu wünschen, dass im sportlichen Kräftemessen das Fair-Play auch auf den Zuschauer-Rängen bei aller Rivalität Vorrang behält und Bilder wie beim Pokalspiel von 2011 ausbleiben mögen.

Anmerkung: Es handelt sich hierbei um einen Gastbeitrag des Clubexpertenforum.


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