Mittwoch, 02.03.2011

Doku über Meistertrainer Max Merkel

Mittwoch, 23.30 Uhr: NDR einschalten. Sportclub Stars hat eine Dokumentation über Max Merkel erstellt.

Kein Trainer war so gefürchtet wie Max Merkel. Der legendäre Fußballlehrer der 60er und 70er Jahre galt als das größte Lästermaul der Bundesliga. Zynisch und humorvoll würzte er seine Kolumnen in der Boulevard-Presse.

“Der Happel sah nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft so bitter drein wie Quasimodo vor seinem Schlußsprung von Notre-Dame“, schrieb er über seinen Wiener Landsmann Ernst Happel. Oder:  „Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war's mir wurscht. Da hab i g'sagt: Sauft's weiter“.

"Zuckerbrot und Peitsche"

Max Merkel konnte sich beißende Ironie erlauben. „Mit Zuckerbrot und Peitsche“, so der charakteristische Titel eines seiner Bücher, führte er Mannschaften aus drei Nationen zur Meisterschaft: Rapid Wien 1957, TSV 1860 München 1966, den 1. FC Nürnberg 1968 und Athletico Madrid 1973. 1965 scheiterte er mit den „Sechzgern“ vor 100.000 Zuschauern im Londoner Wembleystadion erst im europäischen Pokalfinale an West Ham United (0:2).

Mit Wehmut und Groll erinnern sich Weggefährten an den 2006 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Meistermacher. NDR-Reporter Wolfgang Biereichel erfährt in München und Nürnberg, wie sehr sie „MM“ geschätzt, aber auch gehasst haben. Eine Spielerrevolte führte 1966 zum Rauswurf von Merkel - nur sechs Monate nach der Meisterschaft.

Historisch: Abstieg mit dem Club als Meister

In Nürnberg erreichte Merkel Historisches: Er wurde Meister und stieg im darauf folgenden Jahr ab. Fast hätte Max Merkel sogar den FC Bayern trainiert. Doch ein von Sepp Maier und Paul Breitner angezettelter Spieler-Aufstand verhinderte die Verpflichtung, und Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker trat zurück.

Höhepunkte seiner eigenen Fußball-Karriere waren zwei Länderspiele: Am 27. August 1939 wurde Max Merkel von Reichstrainer Sepp Herberger als einer von acht Österreichern im Spiel der „großdeutschen“ Fußballnationalmannschaft gegen die Slowakei eingesetzt. Sein einziges Länderspiel für Österreich bestritt er am 22. Juni 1952 gegen die Schweiz.

Merkel und die Trainerbank

Der damals bestbezahlte Trainer der Bundesliga war ein Markenzeichen im internationalen Fußball. Nach seiner Laufbahn als Spieler bei Rapid Wien (4x österreichischer Meister 1948-1954), ging der gelernte Maschinenbau-Ingenieur mit 35 Jahren als Trainer nach Den Haag. Von 1955 bis 1956 trainierte er die niederländische Nationalmannschaft, mit der er auch Weltmeister Deutschland in Düsseldorf 2:1 bezwang.

„Nach der Notenbank ist die Trainerbank das wichtigste im Fußball. Entscheidend ist, was drauf ist“, schrieb Merkel. Seine erste Station in Deutschland war Borussia Dortmund (1958 bis 1961), bevor er in München und Nürnberg zur Legende wurde. Das sechsjährige Gastspiel in Spanien beim FC Sevilla und Atletico Madrid endete für den Sohn eines preußischen Offiziers und einer Wienerin mit einem Spruch: „Spanien wäre ein schönes Land, wenn nicht so viele Spanier dort leben würden“. Danach wurde er entlassen.

Letztes Traineramt beim KSC

Von Juli 1975 bis zu seinem Rauswurf im März 1976 trainierte Merkel den FC Schalke 04. Er hatte sich mit dem Verein kaum identifiziert, was durch Sprüche deutlich wurde wie: "Das Schönste an Gelsenkirchen war schon immer die Autobahn nach München."

Als Merkel am 27.November 1981 den abstiegsbedrohten Karlsruher SC zum Klassenerhalt verhalf (seine letztes Traineramt in Deutschland), quittierte er die Verpflichtung mit den Worten: "Beim KSC war eigentlich nur noch die Frage Erste Hilfe oder Letzte Ölung zu klären. Einige Spieler sollen sich feste Stricke besorgt haben, um sich lieber gleich aufzuhängen. Ihnen war gesagt worden, nun käme der Erfinder der Streckfolter.“


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