Tradition Mittwoch, 07.10.2015

André Golke: "In Nürnberg habe ich mich wohlgefühlt"

Andre Golke (Mitte) im Club-Trikot. Foto: Picture Alliance

Mehr als 100 Spiele bestritt André Golke im Trikot des 1. FC Nürnberg. Höhen und Tiefen prägten seine Zeit beim Club. fcn.de sprach mit dem ehemaligen Mittelfeldspieler über seinen derzeitigen Job, seine Zeit beim 1. FCN und außergewöhnliche Tore.

fcn.de: Herr Golke, wo erwischen wir Sie gerade?

André Golke: In meinem Büro in Hamburg. Ich bin seit 16 Jahren als Versicherungsvertreter bei der Allianz beschäftigt. Vor meiner Profilaufbahn hatte ich das ja gelernt, Versicherungskaufmann. Ende der 90er Jahre habe ich dann meinen alten Chef wieder getroffen und bin wieder eingestiegen. Ich gehöre ja leider nicht zu der Generation Fußballspieler, die nach der Karriere ausgesorgt hat.

fcn.de: Sie sind 1991 nach dem dramatischen Abstieg des FC St. Pauli zum 1. FCN gekommen. Wie kam es zu dem Wechsel?

André Golke: Nach dem dritten Relegationsspiel gegen die Stuttgarter Kickers standen wir als Absteiger fest und ich wollte schon gerne in der Bundesliga weiterspielen. Der Club hat sich dann auch sehr um mich bemüht, sportlich hatte ich wohl durchaus bessere Angebote, aber mit den Nürnberger Verantwortlichen hat es eben menschlich gut gepasst.

fcn.de: Sie waren in der damaligen Mannschaft sofort einer der Leistungsträger.

André Golke: Es waren im Verein ja durchaus turbulente Zeiten. Aber die Mannschaft hat das alles relativ gelassen genommen, der Einfluss von außen auf das Team war nicht so groß. Und wir haben ja dann auch eine sehr gute Saison gespielt. Um ein Haar hätten wir uns für den UEFA-Cup qualifiziert und ich habe alle 38 Saisonspiele bestritten. In Nürnberg habe ich mich wohlgefühlt, innerhalb und außerhalb der Mannschaft.

fcn.de: Es war die Spielzeit, als die Bundesliga um die Vertreter aus dem Osten des Landes aufgestockt wurde. So hatten Sie am letzten Spieltag 1991/92 noch einen großen Auftritt.

André Golke: Mir ist gegen Werder in der zweiten Halbzeit binnen 16 Minuten ein lupenreiner Hattrick zum 3:1-Sieg gelungen. An das letzte Tor erinnere ich mich besonders gerne. Ich nehme eine Flanke volley und der Ball landet im langen Eck. Das war dann auch das Tor des Monats in der Sportschau. Vor dem Spiel sind wir, es war eine sehr warme Sommernacht, noch einmal in einen Biergarten und haben dort die Werder-Spieler getroffen, die gerade erst den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatten.

fcn.de: Nach einem Abstecher nach Stuttgart kehrten Sie zur Spielzeit 1993/94 zum Club zurück.

André Golke: Das war erneut eine sehr wechselhafte Zeit. Ein Höhepunkt war sicher mein Tor zum 2:0 gegen Olli Kahn und die Bayern 1993. Trainer Willi Entenmann wurde kurz nach dem Spiel entlassen. In der Rückrunde dann wurde in München das berühmte „Phantomtor“ gegen uns gepfiffen. Ich stand direkt am Pfosten und sehe, wie Thomas Helmer den Ball vorbeistochert. Er wohnt ja auch in Hamburg und wenn wir uns sehen, dann flachsen wir schon mal, wie er den vorbeieiern konnte. Als der Schiedsrichter dann auf Tor entschied dachte ich, ich wäre in der Muppet-Show. Und dann verschießt der Manni Schwabl noch den Elfmeter, das war schon dramatisch, mit einem bitteren, bekannten Ende für den Club.

fcn.de: Sie sind anschließend zurück in den Norden und haben in Lübeck beim VfB die Profilaufbahn 1998 beendet. Dem Fußball sind Sie aber verbunden geblieben.

André Golke: Für den DFB bin ich in Sachen Nachwuchssichtung unterwegs und beobachte Spieler der U19, U17-Bundesliga. Gelegentlich spiele ich noch selber, schließlich macht das ja auch immer richtig Spaß. Und Fußball war, ist und wird immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein.


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