Profis Dienstag, 08.04.2014

Früher Cluberer, Heute Cluberer: Rainer Zietsch

fcn.de blickt in seiner Serie auf ehemalige Spieler, die dem Club auch heute noch verbunden sind.

Foto: Picture Alliance

Der Club ist ein ganz besonderer Verein – und für manche noch ein bisschen mehr als das. fcn.de blickt in seiner Serie „Früher Cluberer, heute Cluberer“ auf ehemalige Spieler, die heute beim 1. FCN tätig sind. In Folge 13: Rainer Zietsch (1991-1996 Spieler beim Club, seit 2006 Leiter des NachwuchsLeistungsZentrum beim 1. FC Nürnberg)

fcn.de: Ihre lange Profikarriere begann 1983 in Stuttgart beim VFB, wo Sie 1984 Meister wurden und bis 1989 spielten. Warum endete damals die bis dato so erfolgreiche Liaison mit den Schwaben?

Rainer Zietsch: Es gab mehrere Gründe. Nach der Saison, wir standen im UEFA-Cup Endspiel gegen Neapel, war ich bis zum Halbfinale Stammspieler. Die Struktur der Mannschaft war im Wandel. Ein enger Freund, Jürgen Klinsmann, verließ den Verein nach der Saison zu Inter Mailand. Dann kam die Anfrage von Bayer 05 Uerdingen. Horst Wohlers war damals Trainer und die Gespräche liefen gut und ich bin, trotz eines Vertrages der noch zwei Jahre lief, nach vielen Überlegungen nach Krefeld gegangen.

fcn.de: 1988 waren Sie Teil jener VfB-Elf, die den 1. FC Nürnberg mit 4:0 bezwingen konnte. Nach Toren von Sigurvinsson, Allgöwer und zweimal Jürgen Klinsmann haben Sie in der 80. Minute ihren ersten Bundesliga-Platzverweis gesehen. Können sie sich daran noch erinnern?

Rainer Zietsch: (lacht) Ja kann ich, weil es ein richtig unnötiges Foul beim Stand von 4:0 war. Auf Höhe der Mittellinie hatte ich Martin Wagner, mit dem ich dann später zusammen gespielt habe, unsanft ausgebremst. Die anschließende Sperre hatte aber auch positive Folgen. Ich absolvierte damals ein Fernstudium und durch diesen Platzverweis konnte ich am folgenden Samstag eine Klausur schreiben und bestehen.

fcn.de: Über den Umweg Uerdingen sind Sie dann zur Saison 1991/92 beim Club gelandet. Wie kam der Kontakt nach Franken zu Stande?

Rainer Zietsch: Das hängt witziger Weise auch mit dem VFB zusammen. Damals war Arie Haan Trainer, der auch schon mein letzter Trainer beim VFB Stuttgart war. Er hat damals den ersten Kontakt hergestellt und gefragt, ob ich es mir vorstellen kann nach Nürnberg zu kommen. Der 1. FC Nürnberg hat auf mich schon immer einen gewissen Reiz ausgeübt und so habe ich mich dann zu diesen Wechsel entschieden.

fcn.de: An welche Nürnberger Mitspieler erinnern sie sich besonders gerne?

Rainer Zietsch: Sehr gerne erinnere ich mich an die erste Zeit. Wir hatten damals eine bomben Truppe, der Zusammenhalt war super. Mit Hans Dorfner, Sergio Zarate, Alain Sutter und Andreas Köpke hat es einfach Spaß gemacht zu kicken. Zarate war schon sehr beeindruckend, ich habe nie verstanden, warum er nicht ein Länderspiel für Argentinien gemacht hat. Es waren tolle Jahre. Auch wenn es im Verein mitunter turbulent  zuging. In den fünf Jahren hier hatte ich vier Präsidenten, sechs Trainer und zwei oder drei Schatzmeister. In der Zeit war hier einiges geboten.

fcn.de: Am Ende Ihrer Laufbahn war es noch nicht absehbar, dass Sie einst Leiter des NachwuchsLeistungsZentrum werden. Hatten Sie damals einen Plan B in der Schublade, war es ihnen schon klar, dass Sie in Nürnberg bleiben?

Rainer Zietsch: Dass ich in Nürnberg bleibe, war für mich damals schon sehr wahrscheinlich. Ich hatte in Nürnberg mein Studium fortgesetzt, und am Ende meiner Karriere noch zwei Jahre vor mir. Zudem hatte ich meine Frau kennen gelernt, da war es klar, dass Nürnberg unsere Basis bleibt. 2000 wurde dann die Stiftung Jugendfußball von Absolventen des Sonderlehrgangs Trainerausbildung gegründet. Ich wurde gefragt, ob ich dieses Projekt mit aufbauen möchte und fand so den Einstieg in den Bereich der Jugendarbeit.

fcn.de: Hätten Sie sich zu ihrer damaligen Zeit als junger Spieler auch eine so intensive Förderung gewünscht, wie Sie sie nun als Leiter des NLZ beim Club ihren Talenten anbieten?

Rainer Zietsch: Das ist schwer zu vergleichen. Ich glaube, dass es heute die jungen Spieler sogar schwerer haben. Sie werden zwar vom Verein und den Trainern intensiver gefördert.  Aber das ganze Umfeld und die Aufmerksamkeit, die der Fußball in Deutschland generiert, macht es für die jungen Spieler nicht ganz einfach. Die Gefahr besteht, dass sich Spieler zu früh zu wichtig nehmen. Und so die Gier verlieren, es bis ganz nach oben zu schaffen. Ein bisschen neidisch bin ich aber schon auch auf die heutigen Stadien in der Bundesliga. Da juckt es doch schon sehr.

fcn.de: Wie stolz macht es Sie eigentlich, wenn einer der Jungs aus dem NLZ den Sprung auf die Profi-Ebene schafft?

Rainer Zietsch: Das ist für uns alle hier der Antrieb. Wir wollen ja, dass die Jungs hoch kommen und dass noch mehr den Sprung schaffen. Es freut einen natürlich, wenn man den Weg eines der Jungen mitgestaltet hat und er sich dauerhaft im Profibereich etabliert.


]]>