Nachwuchs Mittwoch, 14.12.2016

Winterfazit U21: Spektakulär auf dem richtigen Pfad

Foto: Sportfoto Zink

Die U21 des 1. FC Nürnberg stand in dieser Regionalligasaison für Spektakel wie kein zweites Team. Ihr Cheftrainer Michael Köllner blickt zurück auf 21 intensive Spiele.

Die größte Herausforderung wird es für Michael Köllner im kommenden Jahr werden, seine aktuelle Lektüre nach Beendigung wieder zu verkaufen. Die 416 Seiten des Deutschland-Tagebuchs von Pep Guardiola erscheinen nunmehr in strahlendem Textmarker-Gelb. Derartig vorbereitet muss der 46-Jährige also auch in der nun für ihn beginnenden Weihnachtszeit nicht gänzlich auf den Fußball verzichten.

Eine strenge Sabbatwoche im Abu Dhabi-Urlaub wäre dem Oberpfälzer nach neun Monaten beim 1. FC Nürnberg ohnehin nur schwer zuzutrauen - neun Monate sportlicher Leiter des NachwuchsLeistungsZentrum, sechs Monate Cheftrainer der U21, neun Monate fast täglich Fußball. Michael Köllner blickt auf ein bewegtes Jahr 2016 zurück, das ebenso intensiv endete, wie es im Frühjahr begann.

Auf Augenhöhe mit Liverpool und Chelsea

Erst vor wenigen Tagen kehrte er mit seinem Team von einer Testspielreise durch England zurück an den heimischen Valznerweiher. Dem sportlichen Vergleich mit den Nachwuchsteams vom FC Liverpool und dem FC Chelsea ringt Köllner in der Nachbetrachtung nur Positives ab: " Es hat sich gezeigt, dass wir mit den englischen Jugendteams mithalten können. Diese Fahrt könnte zur Tradition werden."

Als Belohnung an seine Spieler wollte der Trainer die Reise aber nicht verstanden wissen. Dabei hätten es Kapitän Dominic Baumann und Co. nach dieser Regionalliga-Hinrunde durchaus verdient gehabt. Mit 32 Punkten aus 21 Spielen rangiert der Club-Nachwuchs zur Winterpause auf einem aussichtsreichen Platz sechs, der nicht zuletzt auf der intensiven Vorbereitung im Sommer begründet liegt, wie Köllner zugibt: "Bis Ende August hatten wir fast jede Woche ein Freundschaftsspiel zusätzlich. Wir haben in dieser Zeit hochkonzentriert gearbeitet und uns so einen Vorteil verschafft."

Zwischen Genie und Wahnsinn, aber pure Unterhaltung

Doch dem verheißungsvollen Saisonstart mit zwei Remis und zwei Siegen folgte die knappe 1:2-Niederlage beim FV Illertissen; die Geburtsstunde zweier Extreme. Zelebrierte der Club-Nachwuchs im weiteren Saisonverlauf in der Ferne regelmäßig Fußball vom Feinsten, pure Unterhaltung für jeden Besucher, so erlag er doch am Sportpark Valznerweiher und im Stadion Nürnberg beinahe wöchentlich seiner eklatanten Heimschwäche.

Für Außenstehende ein Mysterium, für Köllner aber einfach zu erklären: "Als Heimmannschaft muss der Gegner offensiver spielen. Bei uns standen sie dann aber oft extrem tief, was uns noch Schwierigkeiten bereitet." Der Übungsleiter führt dabei aber auch die besondere Zielsetzung im Nachwuchsbereich an: "Wenn du die ganze Saison samt Trainingsinhalten nicht nur an den Spielen aufhängst und nicht nur auf die gezielte Vorbereitung auf einen Gegner schaust, sondern auf die gezielte Entwicklung aller einzelnen Spieler, kann es dich halt mal erwischen."

Spieler für die Profis? "Ich bin mir sicher"

Was nach 21 Liga- und 14 Testspielen sowie 179 Trainingseinheiten bleibt, ist ein positives Fazit knapp zwei Wochen vor Weihnachten, das von Ergebnissen, selbst vom 0:5 gegen Bayreuth, nur peripher beeinflusst wurde. Das Ziel, an dem Erfolg und Misserfolg gemessen werden, bleibt die Entwicklung junger Talente für den Profibereich. Der unter dieser Prämisse im Sommer zusammengestellte Kader weckt Hoffnungen: "Jeder einzelne Spieler hat sich entwickelt. Ich bin mir sicher, dass wir den einen oder anderen Spieler haben, der den Sprung nach oben schaffen kann", so der Oberpfälzer.

Auch im Trainerteam wurde bewusst auf die Jugend gesetzt und mit Fabian Adelmann der bisherige Cheftrainer der U13 als neuer Co-Trainer installiert. Eine Entscheidung, die dem erst 24-Jährigen zu Beginn einiges abverlangte: "Die ersten ein, zwei Monate hatte ich schon Schwierigkeiten, mich an die neue Herausforderung zu gewöhnen. Früher stand ich drei Mal in der Woche auf dem Platz. Jetzt ist es fast drei Mal am Tag. "

Ein Grund mehr für den Valznerweiher

Neben ihm, seinem Chef- und Athletik-Trainer Jörg Stöckert waren auch die Trainer der anderen Nachwuchs-Teams im Übungsbetrieb der U21 wiederzufinden. Das von Köllner im Sommer implizierte Trainingskonzept, das eine annähernde Eins-zu-Eins-Betreuung der Spieler vorsieht, trägt bereits erste Früchte. "Es hat die Prozesse mit bis zu elf Trainern auf dem Platz beschleunigt. Auch für die Psyche der Spieler ist es wichtig, wenn sie sehen, dass alles für einen getan wird. Wir haben gemerkt, dass die Spieler das annehmen und sich geschätzt fühlen. Wir liefern somit noch mehr Argumente für Talente, an den Valznerweiher zu kommen."

Mit dem Trainingsauftakt am 4. Januar warten allerdings neue, schwerere Aufgaben auf den Betreuerstab. Oder wie es Köllner beschreibt: "Jetzt geht es um Detailarbeit bei den Spielern und das tut weh. Da sieht man nur langsam Fortschritte. Das kann frustrieren, wenn man ständig in der Korrektur arbeitet." Sportlich hingegen gelte es, am Verhalten in eigenem Ballbesitz und der Raumaufteilung zu arbeiten, "um so, wie in der ersten Halbzeit gegen Fürth, diese Dominanz regelmäßig auf den Rasen zu bringen."


]]>