Meyer: "Die Jungs dürfen stolz sein"

Auf dem Poster des letzten CM des Jahres abgelichtet: Hans Meyer

Nürnberg - Seit Hans Meyer im November 2005 den 1. FCN übernommen hat, ist ein Ruck durch Nürnberg und ganz Franken gegangen. Durch das Team, das unter Meyer dank einer sensationellen Rückserie mit acht Siegen aus neun Spielen den Klassenerhalt geschafft hat. Und durch die Fans, die sich von der Begeisterung der jungen Club-Mannschaft haben anstecken lassen, in Scharen ins easyCreditStadion stürmen und den Zuschauerschnitt auf nie erlebte 41.000 haben schießen lassen.Trainer Hans Meyer stand dem ClubMagazin Rede und Antwort.

CM: Hans Meyer, zugegeben, ein bisschen schwer ist es immer, mitten in der Saison ein Fazit zu ziehen. Wagen Sie trotzdem einen kleinen Rückblickauf das Jahr 2006?

Hans Meyer: Ich bin mit diesem Begriff sehr, sehr vorsichtig - aber die Jungs dürfen auf das, was sie geschafft haben, schon ein wenig stolz sein. Als ich im November gekommen bin, war die Verunsicherung überall in der Mannschaft zu spüren. Jetzt haben wir eine unglaubliche Rückserie 2005/06 gespielt, und die Entwicklung ist weitergegangen. Sehen Sie doch mal: Wolfsburg hat gegen uns zuletzt eineinhalb Chancen gehabt, Schalke vielleicht zwei, drei, auch Dortmund keine Handvoll. Da ist eine gewisse Souveränität im Auftreten unverkennbar, und das bei unseren im Vergleich zu vielen anderen Vereinen finanziell geringeren Möglichkeiten. Da kann man eigentlich die Arbeit von Martin Bader bei den Verpflichtungen gar nicht hoch genug bewerten, auch das hat einen ganz großen Anteil an dieser Entwicklung beim Club.

Wo führt diese Reise denn hin?

Meyer: Stimmt, wir sollten nicht meinen, dass wir am Ende der Fahnenstange sind. Ich sehe uns auf einem guten Weg, das vom Präsidenten ausgegebene Ziel zwischen Platz zwölf und acht, vor allem aber weit genug entfernt von der Abstiegszone zu bleiben, zu erreichen. Wichtig ist, dass sich unsere vielen Spieler - vergesst mir nicht, dass wir noch eine ganz, ganz junge Mannschaft haben! - immer wieder sagen: das, was ich bislang geschafft habe, kann noch nicht der Höhepunkt meiner Karriere sein. Wenn der Club seinen Prinzipien treu bleibt, dann kann er vielleicht einmal in ein paar Jahren wirklich wieder ans internationale Geschäft denken.

Wo liegen die Stolpersteine?

Meyer: Ein bisschen drückt mich schon die Erwartungshaltung, die unsere Erfolge auch mit sich gebracht haben. Ein Beispiel: da bespielen wir vor zwei Wochen Spitzenreiter Schalke 04, der immerhin zuvor viermal in Serie gewonnen hat, dass sie in der zweiten Halbzeit keine Chance haben. Und dann muss ich mir anhören, wir seien konzeptlos gewesen. Da wird mir einfach zu oft das Ergebnis bewertet und nicht das Auftreten unserer Jungs, das haben sie nicht verdient. Aber natürlich haben wir vielleicht hier und da auch einmal Punkte liegen lassen - in der Effektivität können wir uns sicher noch verbessern.

Zum Abschluss des Jahres stehen die beiden Heimspiele gegen Hannover 96 und die SpVgg Unterhaching an. Was ist drin?

Meyer: Hannover hat bei den Bayern gewonnen, und über alle überraschenden Ergebnisse im Pokal in den letzten 40 Jahren reden zu wollen, würde hier den Rahmen sprengen. Wir wollen einfach in diesen beiden Spielen am Ende eines langen Jahres - unsere Nationalspieler haben durch die WM ja kaum Erholung gehabt - noch einmal an die Schmerzgrenze gehen. Wir wollen uns den Eindruck, den wir in diesen letzten zwölf Monaten hinterlassen haben, nicht selbst kaputt machen. Und gerade im Pokal wissen wir, wie schnell du plötzlich in Europa bist oder einen Titel hast. Das ist eine große Chance.

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