Die Präsidenten des 1. FC Nürnberg

Neben ihm stand Max Morlock und stemmte die Meisterschale in die Höhe. Ein Jahr nach dem Pokalsieg 1962 machte Franz, später auch DFB-Vizepräsident, seinem alten Sozietätskollegen Karl Müller Platz. Vehement, aber vergeblich hatte sich Franz gegen die Einführung der Bundesliga gestemmt und wollte das „bewährte System“ der vier Oberligen beibehalten. 1964 wurde er nach Christoph Heinz zum zweiten Ehrenvorsitzenden des Club ernannt. Franz starb am 7. November 1969.

Ein halbes Jahr zuvor war der Club zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte abgestiegen. Zuvor, im Jahre 1964, musste jedoch Karl Müller den geballten Zorn der Club-Mitglieder über sich ergehen lassen, die ihm das verkorkste erste Jahr in der neu eingeführten Bundesliga anlasteten.

Der Meister-Bauer und der Schuldenfeger 

Die Entlassung des Meistertrainers Widmayer und die Verpflichtung des wegen seiner unattraktiven Spielweise ungeliebten Jenö Csaknady stießen den Mitgliedern derart unangenehm auf, dass sie Karl Müller den Laufpass gaben und den Baustoff-Händler Walter Luther zum 1. Vorsitzenden kürten. 

Luther kam aus der Tennis-Abteilung des Club. Schon 1949 fungierte er als 3. Vorstand des 1. FCN und blieb all die Jahre in der Vereinsführung aktiv. Als Mitte der 60er Jahre immer deutlicher wurde, daß der alte Zabo den Anforderungen des Zuschauerzustromes und den polizeilichen Auflagen nicht gewachsen war, schmiedete Luther die Pläne für einen „Neuen Zabo“.

Umzug ins "Städtische"

Für ihre Heimspiele zog die Mannschaft ins Städtische Stadion um und das von der Stadt schon seit langem erworbene Gelände an der Valznerweiherstraße wurde nun bebaut. Heute exisitiert nur noch ein entkernter „Neuer Zabo“, denn im Dezember 1973 kaufte die Stadt für knapp 1,1 Mio. DM den Viatisstreifen auf dem Vereinsgelände, um dem Club die Sanierung seiner Finanzen zu ermöglichen. Mit dem Bau des am 31. Oktober 1968 eingeweihten „Neuen Zabo“ hatte sich der Club übernommen.

Die Hoffnung, nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im gleichen Jahr viel Geld zu erwirtschaften, zerstob angesichts des postwendenden Abstiegs. „Zampano“ Max Merkel, der sowieso über die Club-Verhältnisse gelebt hatte, hatte das Meisterteam zerrissen und sich selbst saniert.

Nahezu zahlungsunfähig

Im Überschwang der Meisterfeierlichkeiten hatte er dem Club-Schatzmeister Adam Winkler einen Sechs-Jahres-Vertrag abgerungen: „Adam, wir zwei als Gespann, da ist immer das Stadion voll, und das Geld fließt so reichlich, daß wir uns mit dem Hintern gegen die Tür stemmen müssen, um den Tresor zuzubringen.“ Der Anfang vom stetigen und manchmal auch sehr steilen Abstieg vom Rekord- zum Schulden- und Skandalmeister war damit getan.

Immer wieder musste die Stadt Nürnberg dem nahezu zahlungsunfähigen Club die Stadionmiete stunden oder gar ganz erlassen. Bei jedem der Aufstiege in die 1. Liga glaubte man, jetzt müsse endlich die zehnte Meisterschale her und dazu müsse man nur kräftig investieren. Die Liste der Fehleinkäufe ist entsprechend lang.

Sanierung tut Not

Max Merkel, selbst einer der großen Einkäufer, lästerte einmal über die Nürnberger Transferpraxis: „Der Club hat Spieler eingekauft, die hätte ich nicht einmal zum Kilopreis am Schlachthof abgeholt.“ Die Präsidenten hatten nun alle Mühe, dass das schlingernde Club-Schiff nicht Schlagseite bekommt.

Luther machte 1971 dem Schornsteinfegermeister Hans Ehrt Platz. Ehrt war als aktiver Handballer zum Club gekommen, nun übernahm er den Vorsitz eines bereits mit sechs Mio. Mark verschuldeten Vereins. Der Club spielte in der 2. Liga oben mit, aber die Devise hieß Sanierung und das bedeutete bisweilen schmerzhafte Einschnitte.

Niedrieger Zuschauerschnitt

In seiner sechsjährigen Amtszeit hatte Ehrt den Schuldenberg immerhin um zwei Mio. Mark abgebaut. Aber die Zuschauer blieben zu Hause. 10.800 Zuschauer pro Heimspiel in der Saison 1976/77 bedeuteten den niedrigsten Zuschauerschnitt seit dem Abstieg aus dem Oberhaus. Ehrt, der von 1973 bis 1995 als Mitglied des Liga-Ausschusses des Deutschen Fußball-Bundes mit den unrühmlichen Höhepunkten der Club-Finanzen betraut war, zog Ende Oktober 1977 Konsequenzen und kandidierte nicht mehr.

Er führte für diesen Schritt „persönliche negative Erlebnisse“ an: „Ein mit dem Messer aufgeschlitzter Reifen platzte mir bei 200 Stundenkilometern auf der Autobahn, meine Kinder wurden in der Schule angepöbelt, es folgten Telefonterror und Morddrohungen.“

 

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