Kern: "Es geht um einiges"

Hat privat und beruflich sein Glück gefunden: Torjäger Enrico Kern

Nürnberg - Einst galt Enrico Kern, Angreifer des nächsten Club-Gegners Hansa Rostock, als eines der größten Stürmertalente in Deutschland. Doch erst mit dem Aufstieg der Ostseekicker ist der 28-Jährige dort angekommen, wo er immer hin wollte: in der Bundesliga. Dort ist er mit sechs Treffern auch Rostocks derzeit erfolgreichster Torschütze.

Kerns erste Profistation war Tennis Borussia. Nach dem Abstieg des damaligen Zweitligisten aus Berlin unterschrieb er einen Vertrag bei Werder Bremen. Doch die mit dem Wechsel verbundenen Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Stattdessen reichte es für Kern in der Spielzeit 2001/02 nur zu Einsätzen in Werders zweiter Mannschaft. Zudem stoppte eine schwere Knieverletzung einen schnelleren Aufstieg. Nach weiteren Stationen in Mannheim, Linz (Österreich) und Regensburg lotste Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf den großen Blonden mit dem Spitznamen "Otto" im Winter 2006 an die Ostsee, wo er - wie Kern im Gespräch mit fcn.de verrät - auch privat sein Glück gefunden hat.


fcn.de: Herr Kern, nach wechselhafter Hinrunde und jetzt auch nach dem Bayern-Spiel steht Hansa auf einem Nichtabstiegsplatz. Viele Kritiker haben Ihrem Team das nicht zugetraut. Sie aber schon, oder?

Enrico Kern: Auf jeden Fall. Man hat gesehen, dass im Team Potenzial steckt und wir eine gute Aufstiegsmannschaft haben. Der gleichen Meinung war ich schon nach den fünf Niederlagen zum Saisonstart - und zur Winterpause hat man ja gesehen, dass ich Recht behalten habe. Wir haben einige Favoriten ins Wanken und Stocken gebracht und hätten auch gegen Bayern einen Punkt verdient gehabt.

Am Samstag treffen Nürnberg und Rostock aufeinander. Was glauben Sie, wo beide am Ende der Saison stehen werden?

Kern: Ein Urteil darüber, was mit Nürnberg passiert, steht mir nicht zu und will ich auch nicht unbedingt abgeben. Ich kann aber für Rostock sprechen und bin überzeugt davon, dass wir nicht absteigen werden. Naja, und Nürnberg spielt ja UEFA Cup, also müsste es am Ende auch der Club schaffen, drin zu bleiben.

Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag und wie wollen sie bestehen? Und würde Hansa bei einem ausgeglichenen Spielstand kurz vor Schluss noch auf Sieg spielen?

Kern: Das Spiel wird sicherlich kein Klassiker, sondern von vielen Zweikämpfen geprägt sein. Wir jedenfalls werden mit dem letzten Biss in die Partie gehen und uns weder verstecken noch Angst zeigen. Es geht um einiges. Und zum zweiten Teil der Frage: Ich glaube beide Mannschaften würden sich mit einem Punkt nicht zufrieden geben, allerdings muss man abwarten, wie das Spiel läuft.

Der Club hat ebenso wie Hansa keinen guten Rückrundenstart erwischt. Hat sich Ihr Team das Spiel gegen Karlsruhe eigentlich angeschaut?

Kern: Wir sind Profis genug, zu wissen, was die Stunde geschlagen hat, und dass wir uns dementsprechend auf die Partie vorbereiten müssen. Ich finde es aber Quatsch zu sagen, dass Rostock oder Nürnberg einen misslungenen Rückrundenstart hingelegt haben. Dazu muss man erst zwei, drei Spiele abwarten. Man sollte nicht gleich nach einer Partie immer das Negative sehen.

Zu Ihnen persönlich: Sie haben gegen die Bayern Ihr sechstes Saisontor erzielt. Sind Sie zufrieden mit Ihrer bisherigen Ausbeute und welche Marke wollen Sie noch erreichen? Eine zweistellige Trefferquote?

Kern: Ich bin nicht der Typ, der sich selbst einschätzt - das sollen andere machen. Als Stürmer wird man natürlich an Toren gemessen und will selbstredend so viele wie möglich erzielen. Aber wenn ich am Saisonende immer noch sechs Tore auf dem Konto habe und wir drin bleiben, dann ist mir das auch recht.

Was so ein bisschen verwundert: In Deutschland hatten Sie früher durch Ihr großes Talent und auch bis heute noch einen guten Ruf - dabei spielen Sie jetzt erst ihre erste Bundesliga-Saison. Sagt man sich da: Ohne die schwere Knie-Verletzung wäre mehr drin gewesen?

Kern: Ich war in meiner Karriere häufig auf dem Sprung, aber letztlich kam dann doch immer etwas dazwischen. Aber ich trauere da nichts nach. Es war immer mein Ziel, irgendwann Bundesliga zu spielen. Dieses Ziel habe ich jetzt erreicht, darüber bin ich stolz und froh. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr der Jüngste bin...

Bei Hansa avancierten Sie schnell zum Leistungsträger - saisonübergreifend sind Ihnen 2007 18 Tore gelungen. Auch privat war das letzte Jahr ein besonderes. Im Juni haben Sie geheiratet und kurz darauf ein gemeinsames Heim nahe Rostock bezogen. Sie haben sich also gut in Ihrem Umfeld eingelebt...

Kern: Ja,  2007 war mit dem Aufstieg, dem privaten Glück und all den anderen schönen Erlebnissen das positivste und erfolgreichste Jahr in meinem Leben - beruflich wie privat.

An die Ostsee gelockt hat Sie Frank Pagelsdorf - 2006 aus Regensburg. Was zeichnet die Arbeit des Trainers aus?

Kern: Er kann gut motivieren und weiß gerade mit den Jungen umzugehen, sie dann auch hochzuziehen und einzusetzen. Es kommen mehrere Faktoren zusammen, dass man sagt, der Frank ist nicht nur als Trainer, sondern auch von der Einstellung her top. Er hat einfach ein gewisses Händchen. Die zwei, drei Verstärkungen, die der Verein getätigt hat, sind No-Names, und es ist schon eine Herausforderung eine Mannschaft zu formen, die in der Liga besteht. Frank hat das sehr gut hinbekommen.

Wir bedanken uns für das Gespräch, Herr Kern und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

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