Nürnberg - Nach zweiwöchiger Pause ruft wieder die Pflicht. Der FCN muss in der 1. Runde des DFB-Pokals am Samstag (09.09.06) beim Oberligisten BV Cloppenburg ran. David gegen Goliath - das ewig reizvolle Duell steht unter ganz besonderen Vorzeichen. Denn im Stadion an der Friesoyther Straße kommt es ab 15.30 Uhr zum Aufeinandertreffen zweier Tabellenführer.
Während die Cluberer bereits am 1. Spieltag der Bundesliga den Gipfel stürmten, dauerte es beim Ballspiel-Verein aus Niedersachsen drei Runden länger. Am vergangenen Wochenende eroberte der BV Cloppenburg mit einem 2:0 gegen den VfL 93 Hamburg die Tabellenführung in der Oberliga Nord - erstmals nach sieben Jahren. Kein Wunder, dass im Oldenburger Münsterland vor dem "Spiel des Jahres" hektische Betriebsamkeit herrscht. "Wir haben für 1.000 Zuschauer extra eine nagelneue Tribüne anfertigen lassen und erwarten zwischen 5.000 und 7.000 Fans. Da wird schon tolle Stimmung aufkommen", freut sich Mario Neumann. Der Cloppenburger Torwart-Trainer erlebte in seiner aktiven Zeit Hans Meyer noch als Coach beim FC Carl Zeiss Jena.
Fünf Siege, dann ruft Berlin
Jena - für Meyer in Sachen Pokal ein gutes Stichwort. Mit den Thüringern feierte er 1981 mit dem Einzug in das Europacupfinale der Pokalsieger seinen größten Erfolg, auch wenn das Endspiel im Düsseldorfer Rheinstadion gegen Dynamo Tiflis mit 1:2 verloren ging. "Mit entsprechendem Losglück ist im Pokal schnell ganz viel möglich", sagt Meyer. "Einfacher kann man nicht ins internationale Geschäft kommen." Fünf Siege - und das Finale in Berlin ist erreicht. Dort muss man mitunter nicht einmal gewinnen, um in der nächsten Saison im UEFA Cup vertreten zu sein, wie das Beispiel Eintracht Frankfurt zeigt.
Doch um weiter vom Olympiastadion träumen zu können, muss zunächst die Hürde Cloppenburg genommen werden. Anschauungsunterricht, wie der vermeintliche Goliath den Außenseiter aus dem Weg räumen könnte, gab am Mittwochabend die deutsche Nationalmannschaft beim 13:0 gegen San Marino. Der zweithöchste Sieg in der DFB-Historie nötigte auch Meyer Respekt ab. "Dort muss man erst mal 13 Tore machen. Ich ziehe meinen Hut, die Deutschen sind diese Pflichtaufgabe richtig konzentriert angegangen."
Meyer warnt
Dem Nürnberger Coach schwant aber schon, dass seinem Team ein ähnlicher Spaziergang nicht vergönnt sein wird. Cloppenburg ist eben nicht San Marino - und deshalb ließ Meyer die Niedersachsen von Chefscout Lothar Kurbjuweit gleich zweimal unter die Lupe nehmen. "Wir sollten uns darauf gefasst machen, dass wir in Cloppenburg richtig gefordert werden", warnt Meyer und ergänzt: "Das ist die spielstärkste Mannschaft der Liga. Die wollen unbedingt in die Regionalliga aufsteigen und werden das wohl auch schaffen."
So wird der 18-köpfige Kader hoffentlich hochkonzentriert die 630 Kilometer lange Reise in den Norden mit dem ICE angetreten haben. Bis auf die Langzeitverletzten Engelhardt und Kennedy sowie Markus Schroth (Mandelentzündung) und Robert Vittek, dessen Genesung planmäßig verläuft, sind alle Mann an Bord. Auch weil die Abordnung Nürnberger Nationalspieler ohne schwerwiegende Blessuren an den Valznerweiher zurückkehrte. Etwas verstimmt war Meyer dennoch, dass sein slowakischer Kollege Dusan Gallis Marek Mintal nach dessen fast einjähriger Wettkampfpause binnen vier Tagen gleich zweimal die komplette 90-Minuten-Schicht verrichten ließ. "Für mich ist das nicht logisch", kritisierte Meyer. Der einzige Cluberer, der ohne praktische Erfahrung von der internationalen Bühne nach Nürnberg zurückkehrte und sich laut Meyer "höchstens im Flugzeug verletzen konnte", war Ivan Saenko.
Was die Bayern versäumt haben, will Cloppenburg nachholen
Der ausgeruhte Russe könnte somit von Beginn an stürmen. An seiner Seite macht sich Gerald Sibon Hoffnungen auf seinen ersten Startelfeinsatz in einem Pflichtspiel. Derweil interessieren die Verantwortlichen im Lager des Außenseiters derartige personelle Planspiele überhaupt nicht. "Wir werden am Samstag das nachholen, was selbst Bayern München verpasste: Nürnbergs ersten Gegentreffer in dieser Saison", verkündet Cloppenburgs Trainer Jörg Goslar. Ob das dann für die bei den Hausherren erhoffte Pokalsensation reicht, ließ Goslar allerdings offen. Nur eines ist jetzt schon gewiss: Unabhängig vom Ausgang der Partie werden beide Kontrahenten Tabellenführer bleiben.
Club-Fans aufgepasst! Live von der Partie berichtet der Medienpartner des FCN, Funkhaus Nürnberg. Auf Radio Gong 97,1 und Radio F meldet sich ab 15.00 Uhr Reporter Mathias Zeck, dessen kompetenter Kommentar auch via Webradio (funkhaus.de) auf dem heimischen Rechner zu empfangen ist.